Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)
»Was sagtest du, wie war sein Name?«, fragte er an Jorim gewandt.
»Elgo«, antwortete Elgo selbst, wich aber zurück ins Dunkel.
»Elgo«, wiederholte Ambrin und ging auf Elgo zu. »Und wie weiter?«
»Einfach nur Elgo, mehr nicht.«
Ambrin musterte ihn kurz, dann beließ er es dabei.
»Hat man euch also auch gefangen«, sagte ein Halbling, der größte und – wie es aussah – kräftigste von ihnen, den Ambrin als Fundil Feuerspucker vorgestellt hatte. Mit verschränkten Armen wartete er auf eine Antwort, und wenn die Halblinge überhaupt noch einen Funken Hoffnung besaßen, so lag dieser in Fundils grünlichen Augen.
»Nein, wir sind gekommen, um euch zu befreien!«, entgegnete Jorim und legte möglichst viel Zuversicht in seine Worte.
Daraufhin herrschte Stille, die Halblinge sahen Jorim an, als würde er eine fremde Sprache sprechen.
Fundil blieb ernst, doch Ambrins Mundwinkel begannen zu zucken, und er lachte los. Die anderen fielen prompt mit ein, doch das Lachen klang verbittert und brach ebenso abrupt ab, wie es begonnen hatte. Ambrin breitete die Arme aus.
»Wir sind hier in der Hohen Wand von Myrador, umgeben von Erinyen. Glaubt ihr allen Ernstes, ihr könnt hier hereinspazieren, mit all dem Gestank, der euch begleitet, uns an der Hand nehmen und ein Liedchen trällernd von dannen ziehen? Den sengenden Fackeln und den beißenden Geißeln entrinnen?« Seine Stimme wurde lauter, der Widerhall in der Höhle klang in Jorims Ohren sarkastischer als das gesprochene Wort selbst. »Nein, junger Halbling. So einfach ist das nicht. Wir sind verloren, umfangen von Dunkelheit und Tod.« Ambrin ließ den Kopf hängen und wollte sich schon abwenden.
»Also hat euch der Mut verlassen«, rief Elgo, und es klang eher wie eine traurige Feststellung als eine Provokation.
»Und euch hat der Wahnsinn befallen.«
»Wir sind gekommen, um euch zu helfen!«, rief Jorim. »Wir haben einen Plan und Neuigkeiten zu berichten. Wollt ihr also hören, was wir zu erzählen haben, oder euch weiter dem Schürfen von Tand hingeben?«
»Lasst sie reden«, antwortete nun Fundil, ohne die skeptischen Blicke seiner Gefährten zu beachten.
Nespur nickte zufrieden. Er und Jorim begannen, von dem Grund für ihre Reise, den Geschehnissen in den Südlanden und der drohenden Invasion in die Nordlande zu erzählen. Auch von ihrem Fluchtplan berichteten sie.
Die Gefangenentruppe hatte währenddessen einen Halbkreis um sie gebildet und schweigend gelauscht. Doch als sie geendet hatten, schüttelte Ambrin resigniert den Kopf. »Es wird schiefgehen.«
»Aber das ist immer noch besser, als weiter dahinzusiechen!«, meldete sich Talegrin Westwind zu Wort. »Sterben werden wir ohnehin. Die Frage ist nur wie: frei oder gefangen?« Talegrin war der kleinste der fünf, seine grauen Locken standen ihm in alle Richtungen vom Kopf ab, so als wollten sie sich der Schwerkraft widersetzen.
»Dann lieber frei.« Fundil hatte die Hände in die Hüften gestemmt.
»Lasst es uns versuchen«, rief Talegrin, der nun aufgeregt auf Ambrin zutrat und ihn an der Schulter rüttelte. »Wir haben nichts zu verlieren.«
»Nur unser Leben«, meinte Ambrin. Spott zeichnete sich auf seinem hageren Gesicht ab.
»Denk nach, Ambrin«, beharrte Talegrin. »Was für ein Leben ist das hier?« Eine Hand noch immer auf Ambrins Schulter wies er mit der anderen in die Höhle.
»Ein ganz und gar erbärmliches Leben«, antwortete Fundil Feuerspucker. Ein entschlossener Zug hatte sich um seinen Mund gelegt. Talegrin Westwind nickte, doch Ambrin winkte ab, schien jeglicher Hoffnung durch die Minenarbeit beraubt worden zu sein.
»Du sagtest, einst habt ihr den Drachen des Lebens geritten«, tönte Nespurs Stimme durch die Höhle, und alle Augen richteten sich auf ihn. »Der Drache breitet nun noch einmal, vielleicht ein allerletztes Mal, seine Schwingen für euch aus: Steigt auf, oder lasst es bleiben.«
Nachdenkliches Schweigen senkte sich auf den Raum.
»Gut gesprochen, wie ich gestehen muss«, entgegnete Ambrin nach einer Weile und strich sich einige seiner fettigen, mit Staub besetzten Haare zurück.
»Allerdings«, rief Fundil und richtete sich auf. »Worte, wie sie eines Bronn Sternenfausts würdig gewesen wären.«
»Du kanntest Bronn?«, wollte Jorim wissen und richtete sich gespannt auf.
»Wir alle hier«, Fundil deutete auf seine Kameraden, »sind einst mit ihm durch die Südlande gezogen. Wir sind die letzten seiner Recken, alle anderen sind tot.«
Abermals
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