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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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holte die Zeremonienmeisterin zu ihrem Peitschenschlag aus, da stoppte sie mitten in der Bewegung. Ihr Kopf wandte sich langsam ihm zu, und ihre rot-glühenden Augen bohrten sich in seine. Ihr Arm hob sich in seine Richtung, und ein langer, dünner Finger deutete anklagend auf die Halblinge.
    »Sie stören die heilige Zeremonie!«, schrie die Erinya. »Tötet sie!« Die letzten beiden Worte waren nur ein Zischen, dennoch hallten sie durch die Höhle, als wäre ein riesiger Eiszapfen auf dem Boden zerschellt. Sie waren entdeckt worden.
    »Sollten sie nicht bald rauskommen?«, fragte Enna ungeduldig. Sie, Jul und Elvor lagen immer noch bäuchlings auf dem Felsvorsprung und blickten wie gebannt auf den Mineneingang. Die Bündel mit den Holzstücken lagen wurfbereit neben ihnen, und sobald auch nur der Schatten des ersten Wagens auftauchte, würden sie die Knoten lösen und die Hölzer auf die Erinyen vor dem Eingang schleudern. So hatten sie es vereinbart.
    »Wir wissen nicht, wie tief der Stollen ist und wie lange sie gehen müssen«, gab Jul zu bedenken.
    »Und ob die anderen Gefangenen ihnen überhaupt folgen«, ergänzte Elvor.
    »Weshalb sollten sie das nicht tun?« Jul blickte ihn fragend an.
    »Vielleicht können sie ja nicht, sind zu schwach oder krank.«
    Enna schüttelte ungläubig den Kopf. »Nein, sicher kommen sie bald. Dann werden wir für Chaos sorgen, und unsere Freunde können fliehen.«
    So warteten sie ab, beobachteten weiter schweigend die Mine.
    »Was war das?«, flüsterte Jul plötzlich.
    »Was meinst du?«, fragte Elvor.
    »Ich dachte, ich hätte etwas gehört.« Jul blickte über die Schulter ins Dickicht. »Mir war, als hätte ich Schritte gehört.«
    »Ich sehe nichts.« Angestrengt versuchte Enna, etwas zu erkennen. »Sicher war es nur ein Tier.«
    Sie wandte sich wieder der Mine zu, doch plötzlich zuckte sie zusammen. »Eine der Erinyen fehlt«, sagte sie leise. »Eben waren dort noch vier.«
    Sie deutete auf eine Stelle unweit des Stolleneingangs. Die drei Halblinge sahen einander unbehaglich an, doch ehe einer etwas erwidern konnte, legte sich ein Schatten über sie. Eine dunkle Gestalt hatte sich vor die Sonne geschoben, und Enna musste blinzeln, ehe sie erkannte, wer da vor ihnen stand. Es war eine Erinya mit roten Haaren und stechend grünen Augen. Enna glaubte, vor Furcht sterben zu müssen.
    Der Befehl der Zeremonienmeisterin ließ die Halblinge erstarren. Jedoch nicht sehr lange. Unter panischen Zurufen kletterten jeweils vier aufgescheuchte Halblinge auf die beiden Wagen. Geistesgegenwärtig entriss Jorim einer Statue ihre Fackel, ehe er auf den Karren sprang.
    »Borkendreck und Pfeifenasche!« Nespurs Fluch hallte durch die große Zeremonienhalle und riss sogar die Ponys aus ihrer Lethargie. Noch bevor er dem Pony die Zügel auf die Kruppe klatschen konnte, stürmte das Tier los, und der Karren raste laut rumpelnd über den felsigen Boden auf den Stollen zu.
    Jorim, der zusammen mit Fundil und Pim bei Nespur auf dem ersten Karren saß, wandte sich um und sah, dass Ambrin Flusstal noch damit kämpfte, auf die Ladefläche des zweiten Wagens zu gelangen. Offensichtlich war auch hier das Pony zu früh losgerannt. Nun zappelten die Beine des bedauernswerten Halblings noch in der Luft, während er von Talegrin und Rimen gehalten wurde. Wenigstens hatte Elgo die Zügel bereits fest in den Händen und schlug damit dem Zugtier immer wieder auf sein ausgemergeltes Hinterteil.
    Jorim krallte sich neben Nespur am Kutschbock fest, konnte aber seine Augen nicht von dem Geschehen hinter sich abwenden. Einige der Erinyen waren bereits herbeigestürmt und kamen nun Elgos Wagen bedrohlich nahe.
    In diesem Moment jedoch zerrte der an den Zügeln und vollführte urplötzlich ein tollkühnes Manöver, indem er eine Kurve direkt vor den herbeistürmenden Erinyen vollzog. Dabei packte er eine Flasche und schleuderte sie den Verfolgerinnen entgegen.
    »Sauft dies!«, schrie er laut. In hohem Bogen flog das Bienenbehältnis durch die Luft und zerschellte mit einem lauten Klirren direkt vor den Füßen der Erinyen. Einen Atemzug lang war es still, dann begann es laut zu summen. Schon kreischten die Erinyen wütend auf – vor allem diejenigen unter ihnen, die nackt waren –, und eine Erinya hieb sogar mit ihrer Geißel nach den lästigen Insekten. Doch die Peitschenenden gruben sich nur in das nackte Fleisch einer Fackelanwärterin, die daraufhin erbost aufschrie.
    Elgo beendete seinen Bogen, klatschte

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