Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
Vom Netzwerk:
streckte ihm, zu Jorims Überraschung, blitzschnell die Zunge heraus und sah sich dann verschämt um, ob sie auch niemand beobachtet hatte.
    »Verirrt, das ist es!«, polterte der alte Ombur und kniff seine kleinen, dunklen Augen zusammen. »Es könnte sich doch ein garstiger Mensch oder, noch schlimmer, ein großspuriger Elf hierher verirrt haben. Ihr solltet die Worte der beiden Borkenfeuer nicht so leichtfertig abtun.«
    »Ach was«, tönte Elvor, »ich nehme Enna morgen einfach bei der Hand und durchwandere mit ihr die schrecklichen Schatten von Nordbruch.« Er hob seinen Krug und zwinkerte ihr erneut zu. »An meiner Seite würdest du keine Angst verspüren«, prahlte er und trank.
    »An deiner Seite würde ich gar nichts spüren«, konterte Enna, doch Elvor gab sich unbeeindruckt.
    »Lass es uns doch versuchen.«
    »Eher verhungere ich!«
    »Ist er denn so schlimm?«, fragte Ombur lachend.
    »Schlimmer«, gab Enna zurück.
    »Also, ich glaube«, begann nun der schüchterne Jul und rutschte nervös auf seinem Stuhl umher, »Jorims Geschichte könnte durchaus wahr sein.« Rasch leckte er sich die Lippen, seine großen, runden Augen huschten zwischen den am Tisch Sitzenden hin und her. Jul Mühlenstein war ebenso alt wie Enna, hatte eine recht blasse Haut und eine eher dünne Statur, was seinen wohlgerundeten Bauch umso mehr zur Geltung brachte. Seine blonden Haare hingen ihm wirr in die Stirn und auf Jorim wirkte er immer so zerknirscht, als wäre er gerade zwischen zwei Mühlsteine geraten.
    »Natürlich ist unsere Geschichte wahr«, sagte Jorim mit Nachdruck. »Immerhin wissen wir, was wir erlebt haben, nicht wahr, Enna?« Er sah Enna an, und seine Schwester nickte zustimmend.
    »Genauso ist es.«
    »Aber woher willst du das denn wissen?«, wandte sich Elvor nun an Jul. »Du musst doch andauernd die alten Mühlen in Flusstal am Laufen halten und siehst kaum was von der Welt.«
    »Lasst ihn ausreden!«, fegte Enna die Einwände beiseite und beugte sich in Juls Richtung. »Also, Jul, hast du auch etwas gesehen?«
    Mittlerweile waren an den anderen Tischen die Gespräche verstummt, und viele lauschten mehr oder weniger gebannt, was es zu berichten gab.
    Unsicher ließ Jul seinen Blick durch die Taverne schweifen.
    »Nun sag schon«, forderte ihn Enna auf und gab ihm einen ermunternden Stups.
    »Da waren Spuren«, begann er.
    »Was für Spuren?«, fragten Ludor und Ombur gleichzeitig.
    »Fußspuren, jedoch nicht von Halblingen.«
    »Waren es vielleicht Hoppelhasen?« Elvor grinste süffisant.
    »Nein, Spuren von zweibeinigen Wesen«, fuhr Jul unbeirrt fort. »Stiefelabdrücke waren es, so groß wie die eines Menschen und vorne ungewöhnlich spitz zulaufend. Ich habe sie in Hügelwald gesehen.«
    »Ha«, ertönte da eine kratzige Stimme, die nur zu Vern Flusstaucher gehören konnte. Vern war der älteste Halbling und hatte das Höchstalter von einhundertfünfzig Sommern sogar schon um zehn Sommer überschritten. Er hatte alle Haare auf seinem Kopf verloren, bis auf einen schmalen weißen Kranz, der ihm zu einem Zopf gebunden bis auf den Rücken hing. Im Gegensatz dazu wuchsen ihm ganze Haarbüschel aus Nase und Ohren, die – genau wie sein Fußpelz – so weiß waren wie die Haare auf seinem Kopf. Auf einen Stock gestützt schlurfte er näher, seinen Hocker hinter sich herziehend. Milchig-trübe Augen blickten ins Leere, denn Vern war blind.
    »Das sind bestimmt diese grässlichen Unwesen aus dem fernen Süden«, rief Vern mit zittrig erhobener Faust. »Wie heißt dieses Volk noch mal?« Er runzelte die Stirn so sehr, dass Jorim sich wunderte, wie man so viele Falten in ein einziges Gesicht bringen konnte.
    »Wovon sprichst du, Vern?«, wollte Ludor wissen und wedelte mit den Händen umher, sodass Jorim rasch seine Nase über das Schnapsglas hielt, um dem penetranten Geruch nach Horn zu entgehen.
    »Borkendreck und Pfeifenasche«, fluchte Vern und kratzte sich am Kopf. »Ich erinnere mich nicht – und obendrein habe ich jetzt auch noch vergessen, an was ich mich nicht erinnern kann.«
    Das führte zu noch größerer Verwirrung unter den Halblingen, doch Jorim half Vern auf die Sprünge.
    »Du hast von grässlichen Unwesen aus dem Süden gesprochen.«
    »Ach ja, die Unwesen«, wiederholte Vern. »Die leben im Süden und tragen Stiefel, die so spitz sind, dass sie damit ein Wildschwein aufspießen können.«
    »An die Stiefel erinnerst du dich, aber nicht an den Namen dieses Volkes?«, rief Rimbor, der Wirt, über

Weitere Kostenlose Bücher