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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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lassen«, sagte da Elvor Sternenfaust und rutschte ein wenig dichter an Enna heran. »Beim nächsten Mal kannst du dich getrost an mich wenden. Für dich trage ich jeden Sack, und sei er noch so schwer«, er blickte kurz zu Jorim, »… wohin auch immer du befiehlst.«
    Jorim verzog das Gesicht, denn er mochte Elvor, den Enkel des legendären Bronn Sternenfaust, nicht sonderlich. Bescheidenheit, wie sie vielen Halblingen zueigen war, gehörte nicht gerade zu Elvors Tugenden. Er hielt sich für besonders wichtig und wollte stets überall dabei sein. Sein Großvater Bronn war einer der wenigen Halblinge, die in der Kriegskunst bewandert und in ganz Westendtal bekannt waren. Vor mehr als achtzig Sommern hatten Bronn und seine tapferen Recken Westendtal verlassen, um die Drachen in den Suravan-Bergen zu suchen. Obwohl sie niemals zurückgekehrt waren und niemand etwas über ihren Verbleib wusste, hatte man ihnen in vielen Liedern so manche Heldentat angedichtet. Nicht selten prahlte auch Elvor mit dem Namen Sternenfaust oder benutzte ihn, um die ein oder andere Halblingsdame damit zu beeindrucken. Außerdem war er der Meinung, dass seine wilde, schwarze Lockenpracht jedes Halblingsmädchen schwach werden ließ. Zähneknirschend musste Jorim zugeben, dass Elvor tatsächlich gut aussehend, sein Gesicht fast schon fein geschnitten war. Zudem imponierte er mit einem für einen Halbling recht stattlichen und trainierten Körper. Dass dieser Kerl ausgerechnet Enna immer wieder schöne Augen machte, empfand Jorim als besonders lästig. Nun ärgerte er sich darüber, dass er vorhin nur die beiden leeren Stühle an dem Tisch, jedoch nicht Elvor gesehen hatte.
    »Gib dir keine Mühe, Elvor«, erwiderte Enna indes trocken, »ich weiß mit Säcken jeglicher Art umzugehen.«
    »Wohl gesprochen«, sagte da Ombur Felsenschlag lachend, ein ergrauter Halbling von gebeugter Gestalt, der zusammen mit dem eher stillen Jul Mühlenstein ebenfalls an ihrem Tisch saß. Ombur hob seinen Krug und prostete Enna, Jorim, Ludor und Jul zu. Elvor ließ er außen vor. »In einem Schwall!«
    »In einem Schwall!«, entgegneten Enna und Jorim gleichzeitig, hoben die Gläser mit Borkenschnaps in die Höhe und leerten sie in einem Zug.
    Jorim schob das Glas von sich und schnappte sich sogleich das nächste. Das wärmende und belebende Gefühl des Borkentrunks in seinem Bauch wollte er keinesfalls vorübergehen lassen. »Bei der kalten Stille im Wald von Nordbruch brauch ich gleich noch einen.«
    Ludor richtete sich auf. »Was wolltet ihr denn da?«
    »Oh, na ja«, Jorim zuckte mit den Schultern. »Holz für mein Baumhaus holen.«
    »Ich dachte, ihr wart in Flusstal?«, warf Elvor ein.
    Enna strich sich eine blonde Locke aus dem Gesicht. »Waren wir auch. Vorher eben.«
    »Und weshalb verwendet ihr nicht einfach das harte Holz aus Eichenhain?«, hakte Ludor nach und musterte sie misstrauisch.
    »Ist doch jetzt völlig egal«, rief der alte Ombur, beugte sich vor und nickte Jorim und Enna aufmunternd zu. »Nun sagt schon: Was war los in Nordbruch?«
    Auch Elvor, Jul und Ludor horchten gespannt auf. Jorim blickte kurz zu Enna, zuckte mit den Schultern und nahm noch einen kräftigen Schluck von dem dunklen Bier, bevor er zu erzählen begann. Er berichtete davon, was er gesehen oder eigentlich auch wieder nicht gesehen hatte, beschrieb die Stille im Wald und die merkwürdigen vorüberhuschenden Schatten.
    »Ha, lauscht auf, lauscht auf«, rief Elvor Sternenfaust begeistert und schnippte mit den Fingern. »Das ist doch mal ein feines Schauermärchen für ein Trinkgelage!«
    »Das ist kein Märchen, Elvor, sondern eine Tatsache«, erwiderte Jorim gereizt.
    »Dort oben in Nordbruch hat es die Sonne sehr eilig, hinter den Bergen zu verschwinden«, sagte Ludor nachdenklich, wobei er sich über das stoppelige Kinn rieb, »… und schnell herrschen Schatten und Dunkelheit in den Tannenwäldern.«
    »Eben«, Elvor winkte ab, »da mag man schon mal den Schatten einer wankenden Tanne für eine finstere Gestalt halten.«
    »Und außerdem«, fügte Ludor hinzu und hob einen schwieligen, rußgeschwärzten Finger, »Westendtal ist ein entlegener und vergessener Ort in den Südlanden. Für uns interessiert sich niemand, also verirrt sich auch niemand hierher. So war es schon immer.«
    Um seine Worte zu bekräftigen, nickte der grauhaarige Schmied eifrig, hob das Glas und trank. Auch Elvor sprach seinem Humpen ordentlich zu, doch nicht ohne vorher Enna zuzuzwinkern. Die

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