Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
Vom Netzwerk:
ansehnlichen Bauch liegend, robbte Toram Otterschreck durch das Gras, schob sich Stück für Stück dem Feuer entgegen, das dort in unmittelbarer Nähe loderte. Der verlockende Duft von Gebratenem stieg ihm in die Nase und ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. Er hob den Kopf, bog das Schilf auseinander und spähte hinüber. Sein Herz machte vor Freude einen Sprung, denn niemand war dort. So band sich Toram rasch die roten Haare zurück und langte nach seinem Taschenmesser. In verzückter Vorfreude auf den Braten leckte er sich die Lippen. Gerade als er losstürmen wollte, legte sich eine Hand um seinen Mund, eine andere packte mit eisernem Griff seine Schulter und drückte ihn mit erstaunlicher Kraft zu Boden. Das Messer glitt ihm aus der Hand, und plötzlich wurde er grob auf den Rücken gedreht. Erschrocken blickte er in ein Gesicht, das zur Hälfte von schwarzem Haar bedeckt wurde und über dessen linken Auge eine Lederklappe prangte. Ein Finger hatte sich über die Lippen des nächtlichen Besuchers gelegt und bedeutete Toram zu schweigen.
    »Nespur?«, flüsterte der Halbling dennoch.
    »Schweig, Toram Otterschreck, oder der Tod ereilt dich mit Gewissheit.«
    Toram gefror das Blut in den Adern. Nespur war ihm unheimlich, doch die Dringlichkeit, die in seinen Worten lag, beunruhigte ihn noch viel mehr. Mit seinem einen Auge lugte der Fährtenleser durch das Schilf, und die Flammen des Feuers tanzten gespenstisch über sein Gesicht. Endlich löste sich Nespurs Hand von Torams Mund, und der rothaarige Halbling atmete ein wenig auf. Er drehte sich wieder dem Lagerfeuer zu und wollte sich schon beklagen, da wies Nespurs Finger nach links und legte sich dann abermals auf seine Lippen. Toram runzelte die Stirn, denn die Dunkelheit schien sich plötzlich zu bewegen. Doch dann sah er sie: Es waren zwei Gestalten von schaurigem Äußeren, die sich da aus der Düsternis lösten und mit großen Schritten, fast schwebend, auf das Feuer zuhielten. Schwarze Umhänge umflossen ihre hochgewachsenen, schlanken Körper, die Toram auf etwa sieben Fuß schätzte. Zunächst dachte er, die Gewänder hätten helle Flecke, doch der Feuerschein offenbarte ihm, dass es sich dabei um fahle Haut handelte, die durch zahlreiche Löcher zu sehen war. Langes, schwarzes Haar floss über die schmalen Schultern der Gestalten. Und jede hatte zwei Gegenstände bei sich, die Toram mit Staunen erfüllten: In einem Halfter an ihrer Hüfte hing eine Peitsche mit mehreren Schnüren, und in der Hand trug jede von ihnen eine glimmende Fackel.
    »Was zum …« Weiter kam er nicht, denn schon hatte Nespur die Hand wieder auf seinen Mund gelegt, ohne den Blick von den ungewöhnlichen Wesen abzuwenden.
    Eine mit Eisen beschlagene Stiefelspitze stocherte in der Glut des Feuers herum, worauf knisternde Funken nach oben flogen und kurz darauf in der kühlen Luft erstarben. Die zweite Gestalt ging in die Hocke, streckte eine bleiche Hand nach dem Braten aus und nahm ihn samt Spieß vom Feuer. Toram konnte hören, wie sie daran schnüffelte. Dann biss sie in das Fleisch, spuckte den Bissen aber gleich wieder aus und warf den Braten achtlos beiseite. Er landete unmittelbar vor Toram und Nespur im Schilf. Toram hätte die Hand danach ausstrecken können, hielt dies aber im Augenblick doch für ein wenig gewagt.
    »Verbranntes Fleisch«, zischte eine Stimme, die für Torams Ohren weiblich klang. »Es ist eine Schande, den Lebenssaft aus dem Fleisch herauszubrennen, und eine Beleidigung für den Gaumen ist es obendrein!«
    »Du bist wählerisch, Esradal«, entgegnete die andere Gestalt langsam und mit ruhiger Stimme. Dann fuhr sie plötzlich mit der Peitsche in der Hand herum und holte aus. Es gab einen lauten Knall, Toram schrak zusammen, und kurz darauf schossen die Geißeln in Richtung der beiden Halblinge. Mit aufgerissenen Augen beobachtete Toram, wie sich die spitzen metallenen Widerhaken an den Enden der ledernen Schnüre treffsicher in das Bratenfleisch gruben und es zurückrissen – direkt in die ausgestreckte Hand der hochgewachsenen Gestalt, deren Gesicht größtenteils von der Nacht verdeckt wurde. Auch sie kostete nun von dem Fleisch, kaute darauf herum und nickte anerkennend. »Nicht viel ist uns bekannt über das Volk der Halben«, schnurrte sie, »aber Speisen würzig zuzubereiten, scheint eine ihrer Gaben zu sein.«
    »Dann iss, Moydana. Ich werde mir saftigeres Fleisch suchen – später, wenn die Nacht am dunkelsten ist.«
    Mit dem Rücken

Weitere Kostenlose Bücher