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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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mittlerweile vertraut war, schmunzeln.
    »Der Regen ist mir egal«, brummte Ambrin Flusstal, dessen graue Haare ihm nass am Kopf klebten. Sein hageres Gesicht wirkte dadurch noch ausgezehrter als sonst. Mit zusammengepressten Lippen drückte er sich irgendeine zerkaute Pflanze auf eine große Schürfwunde an seinem Arm, die er sich beim Sturz aus dem Karren geholt hatte. Dabei warf er einige Seitenblicke auf Bronn Sternenfaust, so als müsse er sich vergewissern, letzte Nacht nicht nur geträumt zu haben. Auch Jorim konnte kaum glauben, was er am Vorabend erfahren hatte, und wie er würden wohl auch die anderen diese Überraschung erst verdauen müssen.
    »Hat hier irgendjemand was zu essen für mich?«, rief Pim Himmelsauge in die Runde und klatschte mit beiden Händen auf seinen Bauch. »Wenn mein Magen noch länger so knurrt, macht er das abgemagerte Weibsgesindel nur noch auf uns aufmerksam.« Hoffnungsvoll wanderten seine blauen Augen umher, doch alle schüttelten den Kopf.
    »Du verstehst sicher, dass in all der Aufregung gestern keiner von uns ans Essen gedacht hat«, rief Enna. Sie legte gerade ihre Decke zusammen und band sich dann ihre feuchten Haare zurück.
    »Dann eben nicht.« Achselzuckend warf Pim sich seinen Umhang über.
    »Vielleicht hat ja noch jemand ein flüssiges Frühstück anzubieten?«, stichelte Elvor und sein Blick huschte zu Bronn Sternenfaust. Bronn hatte dies sehr wohl bemerkt, denn er öffnete den Mund zu einer Erwiderung, runzelte dann aber nur die Stirn und packte schweigend seine wenigen Habseligkeiten zusammen. Mit der Schramme im Gesicht, die er sich während der Flucht aus der Mine zugezogen hatte, und der schmutzigen Kleidung sah der betagte Halbling genauso zerfleddert aus wie der Rest der Truppe.
    »Schätze, wir werden losziehen und uns unterwegs ein ordentliches Frühstück suchen müssen«, stellte Talegrin schließlich fest.
    »Eben«, stimmte Jorim zu, »einen von Jul zubereiteten Fisch, ein paar Kräuter und Beeren zu Mittag, und die Heimreise wird gleich ein wenig angenehmer werden.«
    »Die Kunde, die wir zu überbringen haben, wird dadurch auch nicht besser«, merkte Bronn trocken an. »Immerhin müssen wir den Halblingen von Westendtal erzählen, dass von meiner einstigen Truppe nur noch ein kläglicher Rest übrig geblieben ist.« Er schüttelte missmutig den Kopf. »Das wird all ihre Hoffnungen auf Rettung zunichte machen.« Schweigend schnürte er sein Bündel und warf es sich über die Schulter. Alle blickten ihn an, doch keiner sagte etwas. Bronns Worte hoben die Stimmung nicht gerade, und so hielt sich die Begeisterung über die bevorstehende Heimreise in Grenzen. Wortlos packten sie ihre Sachen zusammen und machten sich zum Aufbruch bereit. Lediglich Enna wirkte unschlüssig.
    »Du siehst bekümmert aus, stimmt etwas nicht?«, fragte Jorim.
    Enna schüttelte den Kopf.
    »Bist du sicher?«
    »Ja, alles … ist gut.« Enna zog ihren Umhang fester um sich und stapfte den anderen, die bereits losmarschiert waren, hinterher.
    »Wenn eine Halblingsfrau sagt, alles sei gut, dann tu einfach so, als ob alles gut sei«, klärte Pim Jorim auf. »Sei dir jedoch bewusst«, fuhr er dann schelmisch grinsend fort, »dass in Wahrheit nichts, aber auch gar nichts gut ist.« Um seine Worte zu bekräftigen, nickte er, und ein Grinsen lag auf seinem Gesicht, dessen Falten so gar nicht zu den blauen Augen passen wollten. Dann klopfte er Jorim auf die Schulter und lief los. Jorim seufzte, folgte aber schließlich seinen Gefährten, die schweigend dahinwanderten.
    Nur Bronn versuchte irgendwann, mit seinem Enkel zu sprechen, doch dieser schenkte ihm kein Gehör und ließ ihn einfach stehen.
    Enna indes blickte während des Marsches meist nachdenklich zu Boden, und Jorim beschloss, erst später mit ihr zu reden. Stattdessen hing er seinen eigenen Gedanken nach. Welche Einfälle hätte Bronn wohl, um Westendtal zu retten? Jorim selbst dachte da an Barrikaden und Gerölllawinen und fand Gefallen an der Idee, eine ganze Armee in den Vergessenen Tälern in die Irre zu führen.
    Gegen Mittag erreichten sie dann endlich einen kleinen See, an dessen Ufer sie sich niederließen. Jul begann zusammen mit Rimen und Pim zu angeln, und der Rest der Gruppe verweilte unter einigen alten Eichen. Mittlerweile hatte der Regen aufgehört und wärmende Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Wolkendecke. Sowohl über dem Gewässer als auch über den Gräsern hingen Nebelschleier, und abermals

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