Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
Vom Netzwerk:
kommen. Die Malkins überlassen nichts dem Zufall. Sie wollen dich wirklich tot sehen. Um doppelt sicherzugehen, haben sie Grimalkin auf dich angesetzt. Sie ist schon hinter dir her und nicht mehr weit weg. Wenn du Glück hast, tötet sie dich schnell und ohne allzu viele Schmerzen. Am besten kehrst du um und gehst gleich zu ihr, damit du es hinter dir hast, denn wenn du es ihr schwer machst, dann wird sie es dir auch schwer machen. Sie wird dich ganz langsam und qualvoll umbringen!«
    Ich holte tief Luft und schüttelte den Kopf.
    »Wünsch dir lieber, dass du recht hast, Mab«, sagte ich. »Denn wenn ich überlebe, dann wird es dir leidtun! Eines Tages komme ich wieder zurück nach Pendle. Nur für dich. Und dann wirst du den Rest deines Lebens in einer Grube verbringen und Würmer fressen!«
    Ich rannte direkt auf sie zu und Mab zuckte zur Seite, als ich an ihr vorbeilief. Ich schonte meine Kräfte jetzt nicht länger. Schnell eilte ich durch die Dunkelheit. Ich lief um mein Leben und stellte mir vor, wie mir bei jedem Schritt Grimalkin auf den Fersen war.
    Ab und zu musste ich rasten. Vom Laufen wurde mir die Kehle trocken, und so musste ich gelegentlich anhalten, um meinen Durst an einem Bach zu löschen. Doch ich konnte es mir nicht erlauben, lange auszuruhen, denn auch Grimalkin würde rennen. Meine Landeskenntnisse würden mir auch nicht viel helfen. Es hatte keinen Sinn, Abkürzungen zu nehmen. Grimalkin stammte ebenfalls von hier und war eine erfahrene Mörderin, die mir auf allen noch so dunklen Seitenpfaden folgen würde.
    Bald hatte ich noch ein weiteres Problem. Irgendetwas fühlte sich nicht gut an. Seit ich der Lehrling des Spooks geworden war, hatte ich schon oft Angst gehabt, meist aus gutem Grund. Jetzt hatte ich zwei sehr gute Gründe: meine Verfolgerin Grimalkin und die Bedrohung, die Wurmalde und die drei Hexenzirkel heraufbeschworen hatten. Doch da war noch etwas. Ich kann es nur als eine Art Vorahnung und Furcht beschreiben. Ein Gefühl, das man sonst nur in Albträumen hat: entsetzliche Angst, Todesangst. Noch einen Moment zuvor war die Welt so, wie sie immer gewesen war, im nächsten hatte sie sich vollkommen verändert.
    Es war, als wäre etwas in meine Welt eingedrungen, während ich zu Jacks Hof rannte - etwas, das bislang noch verborgen war -, und ich wusste, dass nichts je wieder so sein würde wie zuvor.
    Das war das erste Anzeichen dafür, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Das zweite hatte mit der Zeit zu tun. Egal, ob es Tag oder Nacht war, wusste ich normalerweise immer, wie spät es war. Fast auf die Minute konnte ich an der Stellung von Sternen und Sonne die Zeit bestimmen. Und auch ohne diese Hilfe wusste ich es normalerweise einfach. Doch während ich jetzt rannte, passte das, was ich sah, nicht zu dem, was mir mein Kopf sagte. Es hätte längst hell werden sollen, aber die Sonne ging nicht auf.
    Als ich nach Osten zum Horizont blickte, war dort nicht der leiseste Lichtschimmer zu erkennen. Es waren keine Wolken mehr da, der Wind hatte sie zerrissen und nach Osten vertrieben. Doch als ich aufblickte, konnte ich auch keine Sterne sehen. Nicht einen einzigen Stern. Es war unmöglich. Zumindest nicht in der Welt, wie ich sie bisher gekannt hatte.
    Doch tief am Himmel stand ein einziges Objekt: der Mond - der eigentlich nicht hätte sichtbar sein sollen. Das letzte Stück des abnehmenden Mondes ist eine schmale Sichel, deren Hörner von links nach rechts weisen. Den hatte ich am Abend zuvor gesehen, bevor der Sturm über dem Pendle losbrach. Jetzt hätte der Mond vollkommen dunkel sein müssen. Unsichtbar. Und dennoch hing ganz tief über dem östlichen Horizont ein Vollmond. Ein Mond, der nicht silbern schien wie gewöhnlich. Dieser Mond war blutrot.
    Auch der Wind wehte nicht. Kein Blatt bewegte sich. Alles war unheimlich still und ruhig. Es war, als würde die ganze Welt den Atem anhalten und ich wäre das einzige lebende, atmende und sich bewegende Wesen auf der Erde. Obwohl es Sommer war, wurde es plötzlich sehr kalt. Mein Atem dampfte in der kalten Luft und das Gras unter meinen Füßen färbte sich weiß von Raureif. Raureif im August!
    So rannte ich zu Jacks Hof, und das einzige Geräusch, das mich begleitete, war das meiner Stiefel, die ihr rhythmisches Stakkato auf den immer härter werdenden Boden klopften.
    Ich schien eine Ewigkeit zu laufen, doch schließlich erkannte ich den Henkershügel vor mir. Dahinter lag der Hof. Gleich darauf lief ich zu den Bäumen hinauf,

Weitere Kostenlose Bücher