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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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uns im Schutz einer Hecke nieder. Wir waren ein halbes Feld vom Bach entfernt, doch beim Einschlafen hörte ich ihn leise in der Ferne murmeln.
    Bei Tagesanbruch waren wir auf den Beinen, und ohne auch nur einmal am Käse zu knabbern, überquerten wir schnell den Bach und eilten in Richtung Downham. Leichter Nieselregen trieb uns entgegen. Wir gingen nach Norden und ließen den Pendle zu unserer Rechten liegen, doch bald verloren wir ihn aus den Augen, als wir einen dichten Wald aus Platanen und Eschen betraten.
    »Dort ist etwas Interessantes«, bemerkte der Spook und führte mich zu einer großen Eiche. »Was hältst du hiervon?«
    Auf dem Stamm befand sich ein merkwürdiges Zeichen. Ich sah es mir genauer an:

    »Soll das eine Schere darstellen?«, fragte ich.
    »Ja«, erwiderte der Spook grimmig. »Aber damit soll kein Stoff geschnitten werden. Es ist das Zeichen von Grimalkin, der Mörderhexe. Ihr Geschäft sind Tod und Folter und die Malkins schicken sie gegen ihre Feinde aus. Das hier hat sie als Warnung eingeritzt. Pendle ist mein Gebiet , sagt sie damit. Wenn ihr euch mit mir anlegt, werde ich euch das Fleisch von den Knochen schneiden .«
    Ich schauderte und trat einen Schritt vom Baum zurück.
    »Vielleicht werde ich eines Tages mit ihr die Klinge kreuzen«, meinte der Spook. »Die Welt wäre ohne sie wahrscheinlich besser. Aber auch wenn sie eine rücksichtslose Mörderin ist, hat sie eine Art Ehrenkodex - sie würde nie jemanden betrügen. Sie mag es, wenn ihre Chancen nur gering sind, doch wenn sie die Oberhand hat, dann muss man vor dieser Schere auf der Hut sein!«
    Kopfschüttelnd führte uns der Spook nach Downham. In den letzten paar Tagen hatte ich eine Menge über Pendle gelernt, und ich wusste, dass es ein gefährlicher Ort war. Zweifellos würde es ganz schlimm kommen.
    Die Hauptstraße des Ortes wand sich an einem steilen Hügel entlang. Aus irgendwelchen Gründen, die er für sich behielt, umging der Spook das Dorf, um von Norden aus hereinzukommen. Der Pendle lag direkt vor uns, er überragte das Dorf vollständig und füllte düster den halben Himmel aus. Obwohl es schon heller Vormittag war und der Regen aufgehört hatte, war keine Menschenseele draußen.
    »Wo sind die alle?«, fragte ich den Spook.
    »Sie verstecken sich hinter ihren Vorhängen, wo sonst, Junge?«, entgegnete er mit grimmigem Lächeln. »Wahrscheinlich kümmern sie sich um alles Mögliche, nur nicht um ihre eigenen Angelegenheiten.«
    »Werden sie den Hexen verraten, dass wir hier sind?«, wollte ich wissen, als ich sah, wie sich zu unserer Linken ein Vorhang bewegte.
    »Ich habe uns auf einem Umweg hierhergebracht, damit wir ein paar Orte vermeiden, von denen aus unser Erscheinen sicherlich gemeldet werden würde. Es gibt bestimmt auch hier ein paar Spione, aber Downham ist immer noch der sicherste Ort im ganzen Bezirk. Deshalb werden wir ihn zu unserem Ausgangspunkt machen. Dafür müssen wir uns bei Pater Stocks bedanken. Er ist seit mehr als zehn Jahren hier in der Gemeinde tätig und hat getan, was er konnte, um gegen die Dunkelheit anzukämpfen und sie auf Abstand zu halten. Aber nach dem, was er mir erzählt hat, wird nun selbst dieses Dorf bedroht. Die Menschen gehen fort. Sie verlassen Pendle - darunter gute Familien, die hier seit Generationen gewohnt haben.«
    Die kleine Kirche lag am Südrand des Dorfes auf der anderen Seite eines kleinen Flusses. Sie stand in einem großen Friedhof mit zahlreichen Reihen von Grabsteinen in allen erdenklichen Formen und Größen. Viele waren umgestürzt und vom hohen Gras und Unkraut fast verdeckt, andere standen in alle Richtungen geneigt, nur nicht senkrecht, und sahen aus wie verfaulende Zähne. Insgesamt wirkte der Friedhof ungepflegt, die Grabsteine waren verwittert, die Inschriften verblasst oder von Efeu und Moos überwachsen.
    »Die Gräber könnten mal in Ordnung gebracht werden«, bemerkte der Spook. »Ich bin überrascht, dass Pater Stocks es zugelassen hat, dass der Friedhof so vernachlässigt wird.«
    Die Sakristei war recht groß und stand unter ein paar Eiben etwa hundert Meter hinter der Kirche, wohin wir hintereinander laufend auf einem schmalen, überwucherten Pfad gelangten, der sich zwischen den Grabsteinen entlangschlängelte. An der Tür klopfte der Spook dreimal laut an. Nach ein paar Augenblicken hörten wir das Geräusch schwerer Stiefel auf Fliesen, dann wurde ein Bolzen zurückgeschoben und die Tür öffnete sich. Dort stand Pater Stocks und sah uns

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