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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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schmalen Hüften. Sein Gesicht war wettergegerbt - er sah mehr wie ein Bauer aus als wie ein Magistrat, daher vermutete ich, dass er gerne draußen war. Er begrüßte Pater Stocks herzlich, nickte freundlich in meine Richtung und lud uns ein, uns zu setzen. Wir zogen zwei Stühle näher zum Schreibtisch, und der Priester verschwendete keine Zeit, ihm den Zweck unseres Besuchs zu verkünden. Sein Bericht endete damit, dass er dem Magistrat das Papier reichte, auf dem er die Augenzeugenberichte aus Goldshaw Booth aufgeschrieben hatte.
    Der Magistrat las sie rasch und sah dann auf. »Und Sie sagen, dass die beiden die hier genannten Fakten beschwören würden, Pater?«
    »Ohne jeden Zweifel. Aber wir müssen ihnen garantieren, dass sie anonym bleiben.«
    »Gut«, erklärte Nowell. »Es ist an der Zeit, dass wir mit diesem Gesindel im Turm ein für alle Mal aufräumen - das hier könnte die Gelegenheit sein, auf die wir gewartet haben. Kannst du schreiben, Junge?«, fragte er und sah mich abwartend an.
    Ich nickte und er schob mir ein Blatt Papier hin. »Schreib mir die Namen und das Alter der Entführten auf sowie eine Beschreibung der gestohlenen Dinge. Dann unterschreibe es.«
    Ich tat wie geheißen und reichte ihm dann das Blatt zurück. Er las es schnell und stand dann auf. »Ich lasse nach dem Konstabler schicken und dann werden wir dem Malkin-Turm einen Besuch abstatten. Mach dir keine Sorgen, Junge. Noch vor Einbruch der Dunkelheit wird deine Familie frei und in Sicherheit sein.«
    Als wir uns zum Gehen wandten, bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung im Spiegel. Vielleicht täuschte ich mich ja, aber es sah aus wie ein Schatten aus schwarzer Seide, der im gleichen Moment verschwand, als ich ihn ansah. Ich fragte mich, ob Wurmalde uns belauscht hatte.
    Eine Stunde später waren wir auf dem Weg zum Malkin-Turm.
    Der Magistrat ritt auf einer großen rotbraunen Stute voraus. Gleich links hinter ihm war der Konstabler der Gemeinde, ein griesgrämig dreinblickender Mann namens Barnes, schwarz gekleidet und auf einem kleineren grauen Pferd. Beide waren bewaffnet: Roger Nowell hatte ein Schwert an seiner Seite, während der Konstabler einen kräftigen Stock mit einer Peitsche an seinem Sattel hängen hatte. Pater Stocks und ich fuhren in einem offenen Wagen und hatten es dort genauso unbequem wie die beiden Gendarmen, die der Konstabler mitgebracht hatte. Schweigend saßen sie neben uns, streichelten ihre Keulen, sahen uns aber nicht an. Ich hatte das starke Gefühl, dass sie sich lieber nicht mit uns auf den Weg zum Turm gemacht hätten. Der Fahrer des Wagens war einer von Nowells Bediensteten, ein Mann namens Cobden, der dem Priester einmal zunickte und »Pater« murmelte, mich aber völlig ignorierte.
    Die Straße war uneben und voller Schlaglöcher, und wir wurden so durch geschüttelt, dass ich es kaum erwarten konnte, anzukommen. Meiner Meinung nach wären wir quer übers Land zu Fuß schneller vorangekommen als auf den Straßen und Wegen. Aber mich fragte niemand nach meiner Meinung, daher musste ich mich damit abfinden.
    Und es gab andere Dinge, die mich von der unbequemen Fahrt ablenkten.
    Meine Sorge um Jack, Ellie und ihre Tochter wuchs zusehends. Vielleicht waren sie ja schon weggebracht worden? Noch schwärzere Gedanken kamen mir, die ich jedoch so gut wie möglich zu verdrängen versuchte. Was war, wenn sie ermordet und ihre Leichen so versteckt worden waren, dass man sie niemals finden würde? Plötzlich bildete sich ein Kloß in meiner Kehle. Was hatten sie denn schon getan? Sie hatten das nicht verdient - Mary war doch nur ein kleines Kind. Und noch ein viertes Leben würde ausgelöscht werden - Ellies ungeborenes Kind, der Sohn, den sich Jack immer gewünscht hatte. Es war alles meine Schuld. Wenn ich nicht der Lehrling des Spooks geworden wäre, wäre das alles nicht passiert. Die Malkins und Deanes hatten gesagt, dass ich sterben müsse: Es musste etwas mit der Arbeit zu tun haben, für die ich ausgebildet wurde.
    Trotz der Anwesenheit von Magistrat Nowell und des Konstablers war ich nicht sonderlich optimistisch, was unsere Chancen betraf, in den Malkin-Turm zu gelangen. Was war, wenn sich die Malkins schlicht weigerten, das Tor zu öffnen? Schließlich war es sehr dick und mit Eisen beschlagen (ich fragte mich, ob das für die Hexen ein Problem war, doch dann fiel mir ein, dass es ja noch andere Clanmitglieder gab, die das Tor für sie öffnen und schließen konnten). Und um den Turm führte

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