Der Kampf des Geisterjaegers
du da? Ich bin es, Tom ...«
Das Kind hörte auf zu weinen und jemand bewegte sich in der Zelle. Das Rascheln von Röcken erklang und Schuhe, die sich über die Fliesen der Zellentür näherten. Dann erschien ein Gesicht am Gitter. Ich hielt meine Kerze hoch, doch einen Augenblick lang erkannte ich sie nicht. Das Haar war wirr, das Gesicht kläglich schmal, die Augen wund und rotgeweint. Aber es gab keinen Zweifel. Überhaupt keinen Zweifel.
Es war Ellie.
Kapitel 15
Wie geschmeidige Katzen
»Oh Tom! Bist du das? Bist du das wirklich?«, rief Ellie mit tränenüberströmtem Gesicht.
»Keine Angst, Ellie«, sagte ich. »Gleich seid ihr hier raus und auf dem Weg nach Hause.«
»Tom, ich wünschte, es wäre so einfach«, sagte sie, während sie von Schluchzern geschüttelt wurde und ihr die Tränen in den offenen Mund liefen, Aber ich hatte mich schon umgedreht und bedeutete Alice, die Treppe herauf zu kommen.
Schnell kam sie nach oben und schob Mab vor sich her. Ohne Zeit zu verlieren, schloss sie die Zelle auf. Als ich eintrat und mit der Kerze den Raum erleuchtete, lief Mary zu ihrer Mutter, die sie in die Arme nahm. Ellie sah mich hoffnungsvoll an, wich jedoch unsicher zurück, als Alice und Mab hereinkamen.
Dann sah ich Jack. Es gab kein Bett in der Zelle, nur einen Haufen schmutziges Stroh in der Ecke, und darauf lag mein Bruder. Seine Augen waren weit geöffnet und er starrte, ohne zu blinzeln, an die Decke.
»Jack! Jack!«, rief ich und ging zu ihm. »Geht es dir gut?«
Aber es ging ihm natürlich nicht gut, und das wusste ich, sobald ich ihn ansah. Er reagierte überhaupt nicht auf meine Stimme. Sein Körper war in der Zelle, aber sein Geist war mit Sicherheit irgendwo anders.
»Jack spricht nicht. Er erkennt mich und Mary nicht einmal«, sagte Ellie. »Er hat sogar Schwierigkeiten zu schlucken und ich kann ihm nur die Lippen befeuchten. In diesem Zustand ist er schon, seit wir den Hof verlassen haben ...«
Ellie versagte die Stimme, als sie ihre Gefühle überwältigten, und ich konnte sie nur hilflos anstarren. Ich hatte das Gefühl, als sollte ich sie in irgendeiner Weise trösten, aber sie war die Frau meines Bruders, und ich hatte sie nur ein paarmal umarmt: das erste Mal bei der Feier nach ihrer Hochzeit, und dann, als ich von zu Hause fortgegangen war, nachdem der Besuch der Hexe Mutter Malkin Ellie so geängstigt hatte: Ich erinnerte mich noch an ihre Abschiedsworte, als sie mich ermahnte, den Hof niemals wieder im Dunkeln zu besuchen:
Du könntest etwas Böses mitbringen, und wir können es nicht riskieren, dass unserer Familie etwas geschieht
Es war alles wahr geworden. Ellies schlimmste Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Die Hexen von Pendle hatten den Hof überfallen, weil sie die Kisten wollten, die meine Mutter mir hinterlassen hatte.
Schließlich tat Alice das, was ich hätte tun sollen. Mab immer noch am Arm haltend, trat sie auf Ellie zu und strich ihr leise über die Schulter. »Jetzt wird alles gut«, sagte sie sanft. »Es ist, wie Tom sagt. Wir können hier raus. Bald seid ihr wieder zu Hause, keine Sorge.«
Doch Ellie schrak plötzlich zurück. »Bleib weg von mir und meinem Kind!«, schrie sie mit wutverzerrtem Gesicht. »Du bist es doch, wegen der das alles angefangen hat! Geh weg, du böse kleine Hexe! Glaubst du, dass ich je wieder nach Hause gehen kann? Wir werden dort nie wieder sicher sein. Wie kann ich mein Kind dorthin bringen? Sie wissen doch jetzt, wo wir sind. Sie können uns jederzeit finden!«
Alice sah traurig aus, aber sie sagte nichts, sondern trat neben mich. »Es wird nicht einfach, Jack die Treppe herunterzubringen, Tom, aber je eher wir damit anfangen, desto besser.«
Ich sah mich in der Zelle um. Es war ein trauriger Anblick, feucht und kalt, und an der hinteren Wand tropfte schleimiges Wasser herunter. Es war nicht ganz so schlimm wie das Bild, das mir Wurmalde beschrieben hatte, aber aus der Geborgenheit ihres Hofes hierhergebracht zu werden, musste schrecklich sein. Doch etwas Schlimmeres als das hatte Jack getroffen.
Lag es daran, dass er in Mamas Zimmer gegangen war? Sie hatte mich gewarnt, dass es sehr gefährlich war. Selbst der Spook konnte nicht gefahrlos eintreten. Nicht nur das: Jack hatte meinen Schlüssel nachgemacht - sonst hätte er die Tür nicht öffnen können, als die Hexen es verlangten. Zahlte auch er in gewisser Weise einen Preis dafür? Aber meine Mutter hatte doch sicher nicht gewollt, dass Jack so litt?
»Kannst du
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