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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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bringen und ich bekomme die Truhen und damit haben wir beide gewonnen.«
    Je länger ich darüber nachdachte, desto besser erschien mir ihr Plan. Ellie, Jack und Mary waren bei den Soldaten mit Sicherheit besser aufgehoben als bei den Hexen. Nowell hatte gesagt, dass allen, die im Turm gefangen wurden, in Caster der Prozess gemacht werden sollte. Allerdings würden sie sofort herausfinden, dass Jack und seine Familie Opfer waren. Meine Geschichte würde bestätigt werden. Notfalls konnte man Mr. Wilkinson, unseren Nachbarn, rufen, um sie zu bezeugen. Er hatte gesehen, was passiert war.
    Für Alice würde es nicht so einfach werden. Sie war aus Pendle und hatte Malkin-Blut in den Adern. Es bestand die Gefahr, dass sie die Einzige aus der Familie sein würde, die vor Gericht gestellt werden würde. Und was mich selbst anging, so wusste ich, was mich erwartete. Auch ich würde nach Caster gebracht und des Mordes an dem armen Pater Stocks angeklagt werden. Bei dieser Aussicht verließ mich mein Mut. Ich hatte keinerlei Zeugen, und Nowell würde alles glauben, was Wurmalde ihm sagte.
    Doch zumindest würden die Truhen dann den Soldaten in die Hände fallen und nicht den Hexen und meine Familie konnte nach Hause zurückkehren. Für meinen Teil wollte ich gar nicht weiter denken als bis dahin.
    Mary weinte wieder, und Ellie versuchte, sie zu beruhigen, obwohl es in der Dunkelheit schwierig war und Angst schwer in der feuchten Luft hing.
    »Ich glaube, Mab hat recht, Ellie«, sagte ich und versuchte, optimistisch zu klingen. »Der Turm wird von Soldaten angegriffen. Der hiesige Magistrat hat sie geholt, um euch vor den Malkins zu retten. Mabs Plan könnte funktionieren. Wir müssen nur Geduld haben.«
    Immer wieder prallten die Kanonenkugeln gegen die Mauern. Niemand sprach im Dunkeln, nur Jack stöhnte gelegentlich auf. Nach einer Weile hörte das Kind auf zu weinen und jammerte nur noch ab und zu.
    »Wir verschwenden hier nur unsere Zeit«, sagte Alice ungeduldig. »Lass uns jetzt hinuntergehen und durch den Tunnel zurück, bevor die Malkins kommen.«
    »Das ist dumm!«, erwiderte Mab. »Im Dunkeln? Noch dazu, wenn wir Jack und ein kleines Kind tragen müssen? Das ist für dich ja schön und gut - hinter dir ist der Wicht ja auch nicht her. Ich habe euch doch schon gesagt, dass ich das hellgesehen habe. Hört ihr Deanes denn niemals zu? Ich hab es gesehen. Wir gehen nach oben, sind in Sicherheit und ich kriege meine Truhen.«
    Alice stieß ein höhnisches Grunzen aus, aber sie widersprach nicht weiter. Wir wussten beide, dass Mab, egal was geschah, die Truhen nicht bekommen würde.
    Etwa eine halbe Stunde war vergangen, als die Kanone ihr Feuer schließlich einstellte. Bevor ich darüber ein Wort verlieren konnte, sagte Mab:
    »Jetzt haben sie wahrscheinlich die Mauer durchschlagen. Es passiert alles, wie ich es gesagt habe. Gleich kommen die Malkins die Treppe heruntergelaufen. Wenn sie hier hereinkommen, müssen wir um unser Leben kämpfen ...«
    Aus Rücksicht auf Ellies Angst um ihren Mann und ihr Kind hätte ich das verschwiegen. Aber Mab sprach es unverblümt aus. Einige Malkins bekamen vielleicht den Befehl, die Gefangenen zu töten. Wenn ja, hätte ich gerne gewusst, wie viele sie schicken würden. Zumindest hatten wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite. In der Zelle waren mehr Leute, als sie erwarteten.
    »Mab hat recht«, sagte ich. »Schließ die Tür von innen ab, Alice. Dann können wir sie überraschen.«
    Alice zischte verärgert durch die Zähne, weil ich Mab unterstützte, aber einen Moment später hörte ich, wie sie den Schlüssel im Schloss herumdrehte, und ich fasste fest meinen Stab. Gleich darauf vernahm ich, wie sich irgendwo außerhalb der Zelle eine Tür öffnete und fernes Stimmengemurmel erklang. Dann erklangen Schritte auf den Steinen. Jemand kam die Treppe herunter - und es war nicht nur eine Person: Es waren mehrere. Stimmen und auch das Geräusch schwerer Stiefel und spitzer Schuhe erklangen auf der Treppe.
    In der Zelle sprach niemand. Kamen sie, um Jack, Ellie und Mary zu holen, oder wollten sie nur fliehen? Gegen so viele hatten wir keine Chance, aber obwohl es hoffnungslos erschien, wollten wir nicht kampflos aufgeben.
    Die Schritte näherten sich, und ein paar Augenblicke später erhaschte ich durch das Türgitter den Schimmer von Kerzenlicht und die Schatten von Köpfen huschten von links nach rechts an der Tür vorbei, als die Hexen und die Anhänger ihres Clans flüchteten.

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