Der Kampf des Geisterjaegers
Ich konnte hören, wie sie das Ende der Treppe erreichten und durch die Falltür hinunterstiegen. Es waren etwa zwei Dutzend oder sogar mehr. Plötzlich war alles still, und ich wagte kaum zu hoffen, dass sie fort waren. Vielleicht hatten sie in der Eile ihre Gefangenen ganz vergessen?
»Gleich werden zwei von ihnen zurückkommen«, flüsterte Mab. »Wir müssen uns bereithalten!«
Im gleichen Moment hörte ich von unten eine weibliche Stimme. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagte, aber der Ton war unmissverständlich und in der kalten Stimme lag Grausamkeit. Mir wurde angst und bange, als ich hörte, wie jemand wieder die Treppe hinaufstieg.
Als sie auf die Tür zukamen, hörte ich im Dunkeln der Zelle dicht daneben jemanden laut schnüffeln. »Es sind nur zwei«, sagte Alice, die gerade die Bestätigung von Mabs Vorhersage erschnüffelt hatte.
Als Antwort durchschnitt Mabs Stimme die Dunkelheit. »Es sind zwei«, sagte sie. »Und einer davon ist nur ein Mann. Mit dem werde ich schnell fertig ...«
Das Geräusch von zwei paar Schuhen kam näher: Das Klicken spitzer Schuhe und das Stampfen von schweren Stiefeln. Ein Schlüssel wurde ins Schloss geschoben und hinter den Gittern sprach eine Frau:
»Überlass mir das Kind. Es gehört mir ...«
Als sich die Tür öffnete, hob ich den Stab, bereit, Ellie und ihre Familie zu verteidigen. Der Mann hielt eine Laterne in der rechten und einen Dolch in der linken Hand - einen mit einer langen, scharfen Klinge. An seiner Seite stand eine Hexe mit einem schmalen, harten Mund und Augen, die aussahen wie schwarze Perlen, die ungleichmäßig in ihr Gesicht genäht worden waren.
Ihnen blieb keine Zeit, überrascht zu sein; keine Zeit, Luft zu holen. Bevor sie reagieren konnten, noch bevor ich einen Schritt tun konnte, griffen Mab und Alice an. Sie sprangen mit ausgestreckten Krallen vor - wie geschmeidige Katzen, die auf Würmer pickende Vögel losgingen. Aber das hier waren keine Vögel, sie konnten nicht fliegen. Sie wichen zurück und verschwanden plötzlich schreiend von der Treppe. Das Geräusch, mit dem sie unten auf den Boden aufschlugen, ließ mich erschauern.
Die Laterne war an der Tür heruntergefallen und die Kerze brannte noch. Mab nahm sie und hielt sie über die Stufen, um nach unten zu sehen.
»Jetzt können wir wenigstens etwas sehen«, meinte sie. »Das macht es einfacher.«
Als sie sich wieder umdrehte, lächelte sie mit grausamem Blick. »Die stören uns nicht mehr. Es gibt nichts Besseres als einen toten Malkin«, fand sie mit einem Blick auf Alice. »Es ist Zeit, hinaufzugehen ...«
Alice dagegen zitterte, sie hatte die Arme fest über dem Bauch verschränkt, als ob ihr gleich schlecht werden würde.
Von oben erklang jetzt ein neues Geräusch, ein metallenes Knirschen.
»Die Soldaten sind im Turm«, sagte Mab. »Das ist wahrscheinlich die Zugbrücke, die herabgelassen wird. Es ist Zeit, nach oben zu gehen, Tom.«
»Und ich sage immer noch, wir sollten nach unten gehen und den Malkins folgen«, beharrte Alice entschlossen.
»Nein, Alice. Wir gehen nach oben. Ich bin sicher, dass es das Richtige ist«, widersprach ich.
»Warum stellst du dich auf ihre Seite, Tom? Warum lässt du dich von ihr um den kleinen Finger wickeln?«, protestierte Alice.
»Komm schon, Alice! Ich stelle mich auf niemandes Seite. Ich vertraue meinen Instinkten, wie mein Meister es mich gelehrt hat. Hilf mir bitte!«, flehte ich. »Hilf mir, Jack die Treppe hinaufzubringen.«
Einen Moment lang dachte ich schon, sie würde nicht antworten, aber dann kam sie wieder in die Zelle, um mir zu helfen. Als sie sich bückte, um Jack hochzuheben, konnte ich sehen, dass ihre Hände zitterten.
»Nimm meinen Stab, Ellie«, sagte ich und hielt ihn ihr hin. »Es könnte sein, dass ich ihn noch brauche.«
Ellie sah ängstlich drein und war wahrscheinlich noch geschockt und verwirrt durch das, was eben geschehen war. Aber sie nahm meinen Stab fest in die linke Hand, Mary immer noch auf dem Arm haltend. Ich hob Jack an den Schultern hoch und Alice nahm seine Beine. Er war furchtbar schwer, und es war so schon schwierig genug, ihn zu tragen, mit ihm die Treppe hinaufzukommen, war fast unmöglich. Wir mühten uns ab, während Ellie uns folgte. Es war furchtbar harte Arbeit und wir mussten alle zwanzig Stufen anhalten. Mab war uns immer weiter voraus und das Licht der Laterne wurde schwächer und schwächer.
»Mab!«, rief ich ihr nach. »Warte! Wir können nicht so schnell!«
Sie
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