Der Kampf des Geisterjaegers
uns zu ergreifen.
In vielen Zellen lagen Knochen, aber außer gelegentlich einer Ratte schien hier unten nichts lebendig zu sein. Ich war erleichtert, als es vorbei war, aber dann betrachtete ich die Stufen und fragte mich, was sich wohl dort oben befand.
Alice warf einen Blick auf die Kerze, schüttelte den Kopf und sah mich dann traurig an. »Ich sage es ja nicht gerne, Tom, aber es muss sein. Es wird nicht leicht, im Dunkeln den Gang entlangzuflüchten, nicht wahr? Du bist vor dem Wicht nicht sicher. Wir müssen bald gehen, bevor die Kerze aus ist.«
Alice hatte recht. Die Kerze war fast heruntergebrannt. Bald würden wir im Stockfinsteren festsitzen. Aber ich konnte noch nicht gehen.
»Ich muss nur noch das Stockwerk über uns überprüfen. Nur einen Blick, dann machen wir uns auf den Weg.«
»Dann mach aber schnell, Tom«, sagte Alice. »Dort werden manchmal Gefangene befragt. Wenn das nichts nutzt, werden sie hier heruntergebracht, gefoltert und ihrem Schicksal überlassen.«
»Du hättest gleich oben suchen sollen, wie ich es gesagt hab«, warf Mab ein. »Dann hätten wir nicht so viel Zeit verschwendet.«
Wieder ignorierte ich sie und ging auf die Stufen zu. Alice folgte mir, Mab immer noch fest im Griff, auch wenn sie jetzt ihre Haare losgelassen hatte und sie am Arm hielt. Als ich die oberste Treppenstufe erreicht hatte, langte ich hinauf und versuchte, die Falltür zu öffnen. Sie war nicht verschlossen, aber ich holte tief Luft, bevor ich sie ganz langsam aufmachte, wobei ich sorgfältig auf jedes Anzeichen von Gefahr lauschte. Was war, wenn die Hexen oben auf der Lauer lagen? Was war, wenn sie mich ergriffen, sobald die Falltür offen war?
Erst als ich sie ganz geöffnet hatte, steckte ich meinen Kopf in den oberen Raum und hob langsam die Kerze, um Licht ins Dunkel zu bringen. Hier schien nichts zu sein. Nicht einmal eine Ratte huschte über die feuchten Fliesen. Über mir erhob sich das Innere des Turms wie ein hohler Zylinder, in dem sich eine Treppe an der Wand entlang nach oben wand. In bestimmten Abständen waren hölzerne Zellentüren eingelassen. Die Luft war feucht und an der Wand zeichneten sich nasse Stellen ab und grüner Schleim zog sich in Streifen herunter. Wasser tropfte von oben herab und spritzte auf den Fliesen zu meiner Linken hoch. Selbst der Teil des Turms über mir schien noch unter der Erde zu sein. Ich stieg durch die Falltür und ging auf die Stufen zu und bedeutete Alice, mir zu folgen.
»Hab Geduld, Alice. Ich mache so schnell wie möglich.
Ich renne schnell hinauf und überprüfe die Zellen. Wenn sie nicht da sind, machen wir, dass wir hier wegkommen, solange wir noch können ...«
»Jetzt sind wir schon so weit gekommen«, meinte Alice und ihre Stimme hallte in dem großen Raum wider »Dann können wir es auch zu Ende bringen. Das sind sowieso die letzten Zellen. Das nächste Stockwerk ist über der Erde - die Wohnräume und wo sie ihre Vorräte haben. Also geh und sieh nach. Ich bleibe hier und passe so lange auf Mab auf.«
Doch bevor ich mich bewegen konnte, erklang in der Ferne ein Knall, gefolgt von tiefem Grummeln, das die Wände und die Fliesen unter meinen Füßen erzittern ließ.
»Hört sich an, als würden sie wieder auf den Turm schießen«, meinte Alice.
»Jetzt schon?«, fragte ich. Ich wunderte mich, dass die Soldaten bereits so früh wieder an der Arbeit waren.
»Haben gleich nach Sonnenaufgang angefangen«, erklärte Mab. »Etwas früher, als wir wollten. Wir hätten etwas mehr Zeit brauchen können, aber das ist deine Schuld, Tom. Wenn du uns ihr Blut hättest nehmen lassen, hätten sie noch ein bisschen länger geschlafen.«
»Achte nicht auf sie, Tom«, empfahl mir Alice. »Sie hat nur eine große Klappe, nicht wahr? Geh schon rauf! Je früher wir hier wegkommen, desto besser!«
Ich brauchte keine weitere Ermunterung und lief sofort los. Aber trotz der Eile rannte ich nicht. Die Stufen waren schmal, und je höher ich kam, desto furchterregender wurde der Abgrund neben mir. Ich kam an die erste Zelle und sah durch das Gitter. Nichts. Noch bevor ich die zweite Zelle erreichte, ertönte ein weiteres Krachen, gefolgt von Grollen und einem Beben, das von oben her die Stufen herunterlief. Wieder war eine Kanonenkugel auf den Turm abgefeuert worden.
Die zweite Zelle war ebenfalls leer, doch an der dritten Tür vernahm ich ein Geräusch. Es war ein Kind, das im Dunkeln weinte. Konnte das die kleine Mary sein?
»Ellie? Ellie?«, rief ich. »Bist
Weitere Kostenlose Bücher