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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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hat mir in seinen Briefen schon viel von dir erzählt«, erklärte Pater Stocks. »Du scheinst einen recht guten Start gehabt zu haben ...«
    In diesem Moment kam Alice in die Küche. Sie betrachtete unseren Besucher erstaunt von oben bis unten, als sie bemerkte, dass er ein Priester war. Pater Stocks wiederum betrachtete ihre spitzen Schuhe und zog leicht die Augenbrauen hoch.
    »Das ist die kleine Alice«, erklärte der Spook. »Alice, sag Pater Stocks guten Tag!«
    Alice nickte dem Priester zu und lächelte schwach.
    »Ich habe auch schon von dir gehört, Alice«, sagte er. »Du hast wohl Familie in Pendle ...«
    »Das sind nur Blutsverwandte«, erwiderte Alice stirnrunzelnd. »Meine Mutter war eine Malkin und mein Vater ein Deane. Ist nicht meine Schuld, dass ich geboren wurde. Keiner von uns kann sich seine Verwandtschaft aussuchen.«
    »Das ist wohl wahr«, entgegnete der Priester freundlich. »Ich wette, dann würde die Welt ganz anders aussehen. Aber was zählt, ist, wie wir unser Leben leben.«
    Danach wurde nicht viel gesprochen. Der Priester war nach der langen Reise müde, und der Spook wollte offensichtlich, dass Alice und ich uns auf den Weg zu Jacks Hof machten, also nahmen wir Abschied. Es lohnte sich nicht, meine Tasche zu packen, denn ich nahm nur meinen Stock und ein Stück Käse für unterwegs mit.
    Der Spook brachte uns zur Tür. »Hier, das wird reichen, um einen Wagen zu mieten«, sagte er und gab mir eine kleine Silbermünze.
    »Wie ist Pater Stocks an dem Boggart vorbei- und durch den Garten gekommen?«, fragte ich, als ich die Münze in die Hosentasche steckte.
    Der Spook lächelte. »Er ist schon sehr oft durch diesen Garten gekommen und der Boggart kennt ihn gut. Pater Stocks war einmal mein Lehrling. Und zwar ein ziemlich erfolgreicher, wenn ich das hinzufügen darf - er hat seine Lehrzeit bestanden. Aber später hat er es sich anders überlegt und beschlossen, dass seine eigentliche Berufung die Kirche ist. Es ist gut, so jemanden zu kennen - er hat zwei Berufe gelernt, die Priesterschaft und unseren. Wenn man dann noch seine Kenntnisse von Pendle hinzunimmt, können wir kaum einen besseren Verbündeten finden.«
    Als wir uns auf den Weg zum Hof meines Bruders Jack machten, schien die Sonne und die Vögel zwitscherten. Es war ein herrlicher Sommernachmittag. Ich ging in Begleitung von Alice nach Hause. Und nicht nur das: Ich freute mich darauf, die kleine Mary zu sehen, Jack und seine Frau Ellie, die bald noch ein Kind erwartete. Meine Mutter hatte vorausgesagt, dass es der Sohn sein würde, den sich Jack schon immer gewünscht hatte, jemand, dem er den Hof hinterlassen konnte, wenn er starb. Also hätte ich eigentlich froh sein müssen. Doch je näher wir dem Hof kamen, desto stärker überfiel mich ein Gefühl der Traurigkeit, das sich langsam über mich senkte wie eine schwarze Wolke.
    Vater war tot und keine Mutter würde mich begrüßen. Es würde sich nie wieder so anfühlen wie mein einstiges Zuhause. Das war und blieb die Wahrheit und ich konnte mich immer noch nicht so recht damit abfinden.
    »Einen Penny für deine Gedanken«, meinte Alice lächelnd.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Komm schon, Tom, Kopf hoch! Wie oft soll ich es dir noch sagen? Wir sollten das Beste daraus machen. Ich schätze, nächste Woche sind wir schon auf dem Weg nach Pendle.«
    »Tut mir leid, Alice. Ich muss nur ständig an Mama und Dad denken. Sie gehen mir einfach nicht aus dem Kopf.«
    Alice kam näher und drückte mir mitfühlend die Hand. »Das ist schwer, Tom, ich weiß. Aber ich bin sicher, dass du deine Mutter eines Tages wiedersiehst. Außerdem, bist du denn gar nicht neugierig, was in den Kisten ist, die sie dir hinterlassen hat?«
    »Doch, schon, das gebe ich ja zu ...«
    »Hier ist ein hübsches Plätzchen«, fand Alice und zeigte auf eine Stelle am Weg. »Ich habe Hunger. Lass uns etwas essen.«
    Wir setzten uns am Wegrand ins Gras im Schatten einer mächtigen Eiche und teilten uns den Käse, den ich für unterwegs mitgenommen hatte. Wir hatten Hunger, daher aßen wir ihn ganz auf. Ich hatte keine Aufgaben als Spook vor mir, daher musste ich nicht fasten. Wir konnten uns von dem ernähren, was uns das Land bot.
    Es war, als hätte Alice meine Gedanken gelesen.
    »Heute Abend fange ich uns ein paar saftige Kaninchen«, versprach sie lächelnd.
    »Das wäre schön. Weißt du, Alice«, meinte ich, »du hast mir viel über Hexen im Allgemeinen erzählt, aber nur sehr wenig über Pendle und

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