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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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die Hexen, die dort wohnen. Warum? Ich denke doch, dass ich so viel wie möglich über sie wissen muss, bevor wir dorthin gehen.«
    Alice runzelte die Stirn. »Ich verbinde diesen Ort mit vielen schmerzlichen Erinnerungen. Ich spreche nicht gerne über meine Familie. Ich spreche überhaupt nicht gerne über Pendle - und der Gedanke daran, dorthin zurückzukehren, macht mir Angst.«
    »Es ist komisch«, fand ich. »Mr. Gregory spricht auch nicht viel über Pendle. Dabei sollte man meinen, dass wir darüber sprechen müssten, was wir dort vorfinden, und planen müssten, was wir tun sollen, wenn wir da sind.«
    »Er behält die Dinge lieber für sich, wirklich. Er muss irgendeinen Plan haben. Ich bin sicher, wenn die Zeit dafür reif ist, wird er es uns sagen. Stell dir nur vor, der alte Gregory hat einen Freund!«, wechselte Alice das Thema. »Und dann auch noch ausgerechnet einen Priester!«
    »Ich kann nur nicht verstehen, wie jemand die Arbeit eines Spooks aufgeben kann, um Priester zu werden.«
    Darüber musste Alice lachen. »Das ist auch nicht merkwürdiger als der alte Gregory, der erst Priester war und dann Spook geworden ist.«
    Damit hatte sie recht. Der Spook war ebenfalls zum Priester ausgebildet worden. Ich stimmte in ihr Lachen ein. Aber ich hatte meine Meinung nicht geändert. Soweit ich sehen konnte, beteten Priester, und das war alles. Sie taten nicht direkt etwas, um gegen die Dunkelheit vorzugehen. Ihnen fehlte das praktische Wissen unseres Berufes. Es schien mir, als hätte Pater Stocks einen Schritt in die falsche Richtung getan.
    Kurz bevor es dunkel wurde, hielten wir erneut an und ließen uns in einer Senke zwischen zwei Hügeln nieder, dicht an einem Waldrand. Der Himmel war klar und im Südosten sah man die schmale Sichel des abnehmenden Mondes. Ich machte Feuer, während Alice Kaninchen jagte. Nach einer Stunde brieten sie über dem Feuer. Zischend spritzte der Saft in die Flammen, während mir das Wasser im Mund zusammenlief.
    Ich war immer noch begierig, etwas über Pendle zu erfahren, und obwohl Alice nur ungern darüber redete, wollte ich es noch einmal versuchen, sie nach ihrem Leben dort zu fragen.
    »Na komm, Alice, ich weiß, dass es schmerzhaft für dich ist, darüber zu reden, aber ich muss wirklich mehr über Pendle wissen ...«
    »Ich denke schon«, seufzte Alice und sah mich über die Flammen hinweg an. »Mach dich am besten auf das Schlimmste gefasst. Es ist kein schöner Ort. Und alle haben Angst. Egal, in welchem Dorf man ist, man sieht es in ihren Gesichtern. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen, denn die Hexen wissen fast alles, was dort vor sich geht. Nach Einbruch der Dunkelheit drehen die meisten Einwohner die Spiegel in ihren Häusern zur Wand um.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Damit man sie nicht ausspionieren kann. Niemand vertraut einem Spiegel in der Nacht. Hexen, vor allem die Mouldheels, spüren damit Leute auf. Sie verwenden gerne Spiegel, um zu spionieren oder in die Zukunft zu sehen. In Pendle weiß man nie so genau, wer oder was einen aus einem Spiegel ansieht. Erinnerst du dich an Mutter Malkin? Das gibt dir eine gute Vorstellung davon, mit welcher Art Hexen wir es zu tun haben werden ...«
    Der Name Malkin ließ mich bis ins Mark erschauern. Mutter Malkin war die böseste Hexe im ganzen Land gewesen, und vor einem Jahr hatte ich es mit Alice’ Hilfe geschafft, sie zu vernichten. Aber nicht, bevor sie das Leben von Jack und seiner Familie bedroht hatte.
    »Auch wenn sie nicht mehr da ist, gibt es in Pendle immer jemanden, der bereit ist, in die Fußstapfen einer toten Hexe zu treten«, meinte Alice grimmig. »Und viele von den Malkins sind dazu fähig. Einige von ihnen leben im Malkin-Turm, wo man lieber nicht hingeht, wenn es dunkel ist. Wenn in Pendle jemand verschwindet - dann landet er meistens dort. Es gibt Tunnel, Gruben und Verliese unter dem Turm, voll mit den Knochen derer, die sie ermordet haben.«
    »Warum wird denn nichts unternommen?«, fragte ich. »Was ist mit dem Sheriff von Caster? Kann er denn nichts tun?«
    »Er hat Richter und Konstabler nach Pendle geschickt, wirklich. Oft schon. Hat aber nichts geholfen. Meist haben sie die falschen Leute gehängt. Wie die alte Hannah Fairbone. Sie war fast achtzig, als sie sie in Ketten nach Caster geschleift haben. Haben gesagt, sie sei eine Hexe, aber das stimmt nicht. Sie hat es trotzdem verdient zu hängen, weil sie drei ihrer Neffen vergiftet hat. So etwas passiert häufig in Pendle. Es ist kein

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