Der Kampf des Geisterjaegers
auseinander liegen, müssen sich alle Länder zusammenschließen und ihren Anteil leisten. Ich habe alles gesehen! Ich habe die Leuchtfeuer gesehen, die ihre Nachrichten von Land zu Land schickten und die Soldaten in die Kasernen zurückbeorderten, das Feuer, das von Berg zu Berg zu springen schien. Ich habe den Krieg kommen sehen! Hellgesehen hab ich das alles! Aber am Ende ging es nur um den richtigen Zeitpunkt. Ich bin besser als Tibb!«
»Ach, hör doch auf!«, verlangte Alice und versuchte, sie aus ihrer Hochstimmung zu reißen. »Du kannst nicht alles sehen. Du bist nicht halb so schlau, wie du glaubst. Du kannst nicht sehen, was in Toms Truhen ist, und du konntest auch den Weg in den Turm nicht sehen. Deshalb musstest du die arme Maggie foltern. Und den Wicht hast du auch nicht kommen sehen.«
»Aber ich war doch nicht schlecht, oder? Allerdings hast du recht, ich könnte noch besser sein. Das hängt alles vom Ritual ab. Davon, in welcher Nacht es durchgeführt wird. Kommt darauf an, wessen Blut ich trinke«, meinte Mab hinterlistig. »Toms kleine Nichte wäre gerade recht. Lass mich ihr Blut an Laminas trinken und ich könnte alles sehen. Alles, was ich sehen will. Jetzt gib mir die Schlüssel für die Truhen und ihr könnt gehen.«
Angeekelt von ihren Worten hob ich den Stab. Ich hätte ihn ihr auf den Kopf geschlagen, aber sie lächelte mich nur herausfordernd an und wies durch die große Holztür. Mein Blick folgte ihrem Finger und ich entdeckte hinter der Zugbrücke etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Die Soldaten mit den roten Jacken waren fort. Keine Arbeitspferde mehr, keine Geschützlafette. Stattdessen kamen Gestalten unter den Bäumen hervor und über das Gras auf uns zu. Einige von ihnen waren schon dicht an der Zugbrücke. Es waren Frauen in langen Kleidern mit langen Messern. Mab hatte alles bis ins kleinste Detail geplant.
Die Malkins waren durch den Tunnel geflohen. Die Soldaten waren in den Krieg gezogen und hatten ihre Arbeit nicht beendet. Jetzt kamen die Mouldheels, um sich die Truhen zu holen. Mab hatte die ganze Zeit geplant, sie so aus dem Turm zu bekommen. Sie hatte immerhin gut genug hellgesehen, um zu gewinnen. Der Plan, den Alice und ich ausgeheckt hatten, war nutzlos. Mab hatte uns überlistet und jetzt konnten wir sie nicht mehr überwältigen. Mir wurde richtig schlecht. Ellie und Jack würden wieder Gefangene sein - und ihrem Kind drohte wirklich Gefahr. Das sagte mir der grausame Ausdruck in Mabs Gesicht.
»Denk darüber nach, Tom«, fuhr sie fort. »Du schuldest mir etwas. Ich hätte einfach im Wald bei den anderen warten können, oder? Einfach warten, bis die Soldaten fortgehen, wie ich es vorhergesehen habe. Stattdessen habe ich mein Leben riskiert, damit du in den Turm kommst und deine Familie retten kannst. Ich wusste, was passieren würde. Dass die Malkins ihnen die Kehle durchschneiden würden, wenn sie fliehen. Ich sah es genauso deutlich wie die Nase in deinem Gesicht, ich sah, wie sie mit ihren Messern in die Zelle kommen. Und ich habe dir geholfen, sie zu retten. Aber das habe ich nicht umsonst getan. Du weißt, was wir vereinbart haben. Du schuldest mir also eine ganze Menge. Wir haben eine Abmachung, und ich verlange, dass du sie einhältst. Ich halte immer mein Wort und erwarte, dass du das auch tust.«
»Du hältst dich ja für so schlau!«, rief Alice plötzlich und ergriff Mab am Oberarm. »Aber es ist noch nicht vorbei! Noch lange nicht! Komm, Tom! Wir haben die Laterne. Wir können immer noch durch den Tunnel fliehen.«
Damit zwang sie Mab wieder in den Vorratsraum, und ich folgte ihr auf dem Fuß, die verschiedenen Möglichkeiten abwägend. Die Malkins waren noch dort unten, aber sie würden zum Grabeingang laufen und waren wahrscheinlich längst fort, wenn wir dort ankamen. Damit hätten wir eine Chance. Es war besser, als hierzubleiben und uns auf die Gnade der Mouldheels zu verlassen.
Ellie kniete neben Jack, der schwer atmete. Mary klammerte sich an den Rock ihrer Mutter und war kurz davor, wieder zu weinen.
»Schnell, Ellie, du musst mir helfen«, sagte ich sanft. »Es lauert immer noch Gefahr. Wir müssen so rasch wie möglich wieder hinunter in den Tunnel. Du musst mir helfen, Jack zu tragen.«
Ellie starrte mich mit einer Mischung von Furcht und Verwirrung an. »Wir können ihn nicht noch einmal tragen. Nicht dort hinunter! Das ist zu viel verlangt! Er ist zu krank - er würde das nicht durchstehen ...«
»Es muss sein,
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