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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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ignorierte mich und sah sich nicht einmal um. Ich fürchtete schon, dass wir auf der gefährlich schmalen Treppe gleich von Dunkelheit umgeben sein würden. Doch meine Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet. Die Hexen hatten die obere Falltür hinter sich abgeschlossen, wahrscheinlich in der Hoffnung, ihre Verfolger damit aufzuhalten. Mab saß mit missmutigem Gesicht darunter und wartete darauf, dass Alice sie mit meinem Schlüssel öffnete. Dennoch war sie als Erste hindurch, und wir mühten uns so gut wie möglich ab, ihr nachzukommen. Erst nachdem wir Jack hinaufgezogen und vorsichtig auf dem Boden abgelegt hatten, hatte ich Zeit, mich umzusehen.
    Wir befanden uns in einem langen Raum mit niedriger Decke. In einer Ecke waren Kartoffelsäcke bis unter die Decke aufgestapelt, daneben lag ein Haufen Rüben. Über einem weiteren Haufen, der diesmal aus Karotten bestand, hingen gepökelte Schinken von großen Haken von der Decke. Es war nicht dunkel, sodass wir die Laterne nicht länger benötigten. Am hinteren Ende drang ein Streifen Tageslicht ein. Dort stand Mab mit dem Rücken zu uns. Ich ging mit Alice zu ihr hinüber.
    Mab stand vor einer offenen Tür. Fasziniert starrte sie etwas auf dem Boden an. Etwas, das man in diesem Lagerraum zurückgelassen hatte.
    Dort standen die drei großen Truhen, die die Hexen mir gestohlen hatten. Mab hatte sie endlich gefunden - doch die Schlüssel hatte sie immer noch nicht.

Kapitel 16
Mamas Truhen
    Ich sah durch die offene Tür hinter den Truhen ins helle Tageslicht und die Stille. Staub hing in der Luft, aber wo waren die Soldaten?
    »Es ist viel zu still da draußen«, sagte ich.
    Alice nickte. »Lass uns nachsehen«, schlug sie vor.
    Zusammen gingen wir in ein großes Zimmer, den vollgestopften Wohnraum der Malkins. Dreckige Decken und Säcke zum Schlafen lagen auf dem Boden herum und an den Wänden stapelten sich Tierknochen und die Reste alter Mahlzeiten. Doch einiges von dem Essen war noch frisch; auf dem Boden lagen zerbrochene Teller und ungegessenes Essen. Es sah aus, als wäre die Mauer eingestürzt, als die Malkins gerade frühstückten, und sie hatten bei ihrer Flucht alles zurückgelassen.
    Die Decke befand sich hoch über uns, auch hier wanden sich Treppen an der Wand entlang nach oben. Der Rauch von Küchenfeuern überlagerte den Gestank, der hier herrschte: von ungewaschenen Körpern, vergammeltem Essen, von viel zu vielen Leuten, die viel zu lange eng beisammen gewohnt hatten. Die Steine aus der Mauer waren auf einen Haufen gestürzt, hatten dabei einen Tisch zerschlagen und Kochtöpfe und Besteck verstreut. Durch die Lücke konnte ich die Bäume des Krähenwaldes erkennen.
    Die Lücke war schmal, aber doch gerade breit genug, dass ein Mann hindurchsteigen konnte. Ganz offensichtlich waren die Soldaten im Turm gewesen, denn die große Tür stand offen und die Zugbrücke war heruntergelassen worden. Und da, ein Stück weiter, weit hinter dem Graben, konnte ich sie erkennen, die Soldaten in ihren roten Jacken, die herumwuselten wie die Ameisen. Sie schirrten die Arbeitspferde vor die Geschützlafette und schienen sich zum Abmarsch bereit zu machen. Warum hatten sie die Malkins nicht verfolgt? Es wäre ganz leicht gewesen, durch die Bresche zu springen und ihnen die Treppe hinunter nachzujagen. Warum hatten sie ihre Arbeit nicht beendet, nachdem sie sich so viel Mühe gegeben hatten? Und wo war Master Nowell, der Magistrat?
    Hinter mir erklang ein Geräusch, das Tapsen bloßer Füße auf den kalten Fliesen, und als ich mich umwandte, sah ich, dass Mab in das Zimmer gekommen war. Sie lächelte triumphierend.
    »Das hätte nicht besser sein können! Wir haben das Wasser nicht nur vergiftet, damit wir dich befreien konnten«, jubelte sie und sah mich an. »Wir hatten noch einen Grund. Wir wollten nicht, dass sie das Leuchtfeuer auf dem Pendle sehen, das dort letzte Nacht brannte. Wir wollten, dass sie heute Morgen Weiterarbeiten und ein Loch in den Turm schießen, damit wir die Truhen herausholen können. Und jetzt haben sie wahrscheinlich eine Nachricht von der Kaserne in Colne erhalten, die sie zurückbeordert. Nun, wir sind mit ihnen fertig, also können die kleinen Soldaten in ihren Krieg abhauen und sich umbringen lassen.«
    »Krieg?«, fragte ich. »Was für ein Krieg? Was meinst du damit?«
    »Ein Krieg, der alles verändern wird!«, rief Mab enthusiastisch. »Es sind Invasoren über das Meer gekommen und im Süden gelandet. Aber auch wenn sie weit

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