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Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Uniformjacketts. David wußte, daß er ihm nach dem verunglückten Landungsunternehmen bei Teneriffa amputiert werden mußte. Er wußte auch, daß Steinsplitter Nelson die Sehkraft eines Auges zerstört hatten.
    Nelson blickte nur flüchtig zu David, ließ sich auf seinen Stuhl fallen und sagte mit fistelnder Stimme: »Nehmen Sie doch Platz, Sir David. Wie ich erfahren habe, sind Sie nicht der Mittelmeerflotte zugeteilt und unterstehen nicht meinem Kommando.«
    David hatte gehört, daß Nelson für Schmeicheleien empfänglich war, und erwiderte: »So hat es die Admiralität verfügt. Aber Eure Lordschaft können überzeugt sein, daß ich stets Ihren Rat suchen werde und daß es mir eine Ehre sein wird, Ihnen von Nutzen zu sein.«
    Nelsons Gesicht hellte sich auf, und er blickte David wohlwollend an. »Mein lieber Kommodore, ich bin Ihnen für Ihr Vertrauen sehr dankbar. Sie müssen wissen, daß meine Situation alles andere als einfach ist. Ich soll Ägypten und Malta blockieren, die Franzosen aus Neapel vertreiben, das Kapitän Troubridge im Augenblick belagert, und Sizilien verteidigen. Wenn die Portugiesen, von deren Kampfkraft ich nicht viel halte, uns vor Malta nicht aushelfen würden, dann wären wir hoffnungslos überfordert. Und Admiral Ushakov weigert sich hartnäckig, uns vor Ägypten und Malta zu helfen. Kennen Sie ihn, Sir David?«
    »Nein, Mylord. Ich diente in der baltischen Flotte im Krieg gegen Schweden, und Admiral Ushakov kommandierte im Schwarzen Meer.«
    Nelson nickte, nahm eine Glocke vom Tisch und läutete: »Ein Gläschen Port wird uns nichts schaden, obwohl es mir gesundheitlich miserabel geht. Die Kopfschmerzen wollen nicht aufhören, und alle paar Tage muß mich der Arzt zur Ader lassen, sonst überwältigen mich Schwermut und Darmträgheit.«
    Als der Diener den Portwein brachte und zwei Gläser einschenkte, hob Nelson sein Glas und sagte mit seiner hohen und näselnden Stimme: »Auf Seine Majestät, und Verderben seinen Feinden!«
    Er lehnte sich zurück und fuhr fort, wobei er David beschwörend anblickte. »Nutzen Sie jede Möglichkeit, um Admiral Ushakov zu beeinflussen, daß er mit uns gemeinsam gegen Frankreich kämpft. Er liegt fast tatenlos vor Korfu. Gemeinsam mit uns könnte er Malta erobern, und sein Zar ist doch Großmeister des Malteser Ordens. Mit ihm gemeinsam könnten wir die Franzosen aus Süditalien vertreiben. Aber er will die Sieben Inseln wahrscheinlich als russischen Stützpunkt ausbauen. Ich traue ihm nicht über den Weg! Achten Sie auf meine Worte!«
    »Ich werde mich stets an den Rat Eurer Lordschaft erinnern«, sagte David gerade, als die Tür aufging und eine Frau im weißen, wallenden Gewand eintrat. Sie hatte schwarzes Haar, sah recht hübsch aus, trug ein gewagtes Dekolleté und viel Schmuck für diese Tageszeit. Sie legte ihren Arm vertrauensvoll auf Nelsons Schulter, blickte David kokett an und sagte: »Horatio, mein Held! Ich wußte nicht, daß Sie Besuch haben.«
    Nelson himmelte sie ergeben an und sagte: »Darf ich Ihnen Sir David Winter vorstellen, Lady Emma? Lady Emma ist die Gattin des britischen Gesandten, Sir William Hamilton. Sir David ist Kommodore einer kleinen Flottille, die Fühlung zur russisch-türkischen Flotte halten soll.«
    »Dann werden Sie uns nicht lange erhalten bleiben, Sir David«, bedauerte Lady Emma. »Aber Sie müssen unsere Empfänge besuchen und uns am Spieltisch Gesellschaft leisten. Wir haben so viel Spaß mit unseren Freunden, nicht wahr, Horatio?«
    Nelson lächelt sie ein wenig dümmlich an und bestätigte: »Wie Sie es sagen, meine Liebe!« Sie streichelte seine Wange, und Nelson sagte zu David: »Ja, wir haben im Augenblick nichts zu besprechen. Bis später!«
    »Au revoir«, flüsterte Lady Emma.
    David verbeugte sich und sagte laut: »Auf Wiedersehen, Lady Emma, Mylord!«
    Gregor hatte mit den anderen Seeleuten gewartet und begleitete David nun zum Kai. Dieser wirkte schweigsam und abwesend. An und für sich neigte er nicht zur Heldenverehrung, aber vom Sieger von Abukir hatte er eine besondere Ausstrahlung erwartet. So einen Menschen traf man doch nicht alle Tage. Da mußte man doch damit rechnen, beeindruckt zu werden! Und dann erlebte er dieses kleine Männlein, das vom Gewicht seiner Orden fast zu Boden gedrückt wurde, der über seine Leiden jammerte, die Frau seines Gastgebers wie ein junger Midshipman anhimmelte und für die Dienstgeschäfte nur wenige Worte erübrigte. David schüttelte den Kopf, atmete einmal

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