Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
Vom Netzwerk:
zerfetzten Hose und dem blutenden Hinterteil angehumpelt kam, hatten die Matrosen der Thunderer Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. Aber David blickte so ärgerlich drein, daß sie sich beherrschten. Er legte sich mit dem Bauch über eine Ruderbank und kletterte mühsam das Fallreep empor.
    Mr. Cotton hatte bald Zeit für ihn, schnitt ohne viel Federlesens die Hose auf und entfernte mit einer Pinzette alle Eisensplitter und Kleiderreste. Dann schüttete er Alkohol auf die Wunden, was David laut aufschreien ließ.
    »Schon vorbei!« kommentierte der Schiffsarzt lakonisch und trug dick seine Heilsalbe auf. Zuletzt wickelt er David den Unterkörper mit Verbandsmull ein. »Das nehme ich heute abend wieder ab, damit Sie sich besser bewegen können, Sir. Aber bis dahin sollten sie auf dem Bauch ruhen und die Medizin nehmen, die ich Ihrem Diener geben werde.«
    Die Sanitätsmaate hoben David vorsichtig auf eine Trage und brachten ihn in seine Kajüte. Er ließ sich nicht in sein Kastenbett legen, sondern lehnte sich mit dem Bauch über das Sofa und rief nach dem Diener.
    »Edward, Sie haben mir den Hintern zerschossen. Komm, hilf mir aus den Sachen und bring mir meinen Morgenmantel, damit ich mit Mr. Watt reden kann. Und schaff mir einen Gin mit Zitronensaft her.«
    Der Diener half David aus Jackett, Hemd und den Resten der Hose und zog ihm den Mantel an. Mit dem Getränk brachte er eine kleine Flasche. »Die Medizin, Sir! Es ist Laudanum drin.«
    »Stell sie weg! Davon werde ich benebelt. Erst muß ich mit den Leuten reden. Leutnant Watt soll bitte kommen!«
    Midshipman Heskill kam verschwitzt und verschmiert von der Insel zurück und wurde von seinem Freund Geoffrey Wilson an der Reling begrüßt. »Hast du schon gehört, wie sehr der Kommodore auf Ausgleich bedacht ist? In der Karibik haben sie ihm Brust und Gesicht zerfetzt. Jetzt hat er sich den Arsch zerschneiden lassen. Nun ist alles im Gleichgewicht.«
    »Lästermaul!« antwortete Heskill. »Ist er schwer verwundet?«
    »Nur Kratzer, sagt der Sanitätsmaat. Aber Sitzen soll schmerzen.«
    Leutnant Shield rief dazwischen: »Wenn Sie genug gequatscht haben, Mr. Wilson, dann suchen Sie Hauptmann Ekins und bitten ihn zum Kommodore. Aber ein bißchen plötzlich, mein Herr!«
    Watt und Ekins standen in Davids Kajüte. »Wir haben zwei Tote und acht Verwundete, Sir. Die Russen meinen, daß zweihundert Franzosen auf der Insel getötet wurden. Zwei oder drei Dutzend sind zur Stadt geflohen. Etwa hundert haben die Türken massakriert, und fast dreihundert wurden gefangen und vorläufig auf die Lazarett-Insel gebracht. Ihr General Piveron versucht mit allen Mitteln, eine Auslieferung an die Türken zu verhindern.«
    »Das kann ich mir denken«, sagte David. »Die sind ja so barbarisch wie die malaiischen Piraten. Mr. Watt, schicken Sie doch bitte Mr. Dimitrij zu Oberst Tomski. Da ich nur leicht, aber sehr unbequem verwundet bin, lasse ich fragen, ob er mich morgen früh mit Kapitän Myatlev besuchen kann. Dann werde ich es schon schaffen, mit ihm über die nächsten Schritte zu beraten. Heute verlasse ich mich ganz auf Sie, Mr. Watt. Ankern Sie bitte etwas außerhalb der Bucht, und lassen Sie nachts doppelte Wachen aufziehen. Die Franzosen werden zwar genug an dem Rückschlag zu knabbern haben, aber man kann nie wissen.«
    Als die beiden gegangen waren, empfing David nur noch den Arzt. Der legte einen bequemeren Verband an und sagte: »Das sind ja alles nur kleine Kratzer, Sir. Aber Sie wissen, wie leicht sich etwas entzünden kann. Nehmen Sie jetzt bitte die Medizin, und liegen Sie nachts bitte auf dem Bauch.«
    Am nächsten Morgen stand David wieder an Deck und schaute dem Kutter entgegen, der die Russen zu ihm brachte. Oberst Tomski als der ältere kletterte zuerst das Fallreep empor, und David dachte, daß man ihm seine fünfzig Jahre kaum ansehe. Eigentlich hatte er sich in den letzten zehn Jahren überhaupt nicht verändert. Groß, kräftig, tapfer und zuverlässig wie eh und je.
    Kapitän Myatlev war kleiner, untersetzt und hatte dicke schwarze Haare, die er kaum unter seinem Dreispitz unterbringen konnte. Er lachte gern und kam auch jetzt strahlend auf David zu. »Was hört man, David Karlowitsch, die Franzosen haben Ihnen den Hintern aufgerissen? Hoffentlich tut es nicht zu weh.«
    David schüttelte ihm und Tomski die Hand und sagte: »Es geht schon wieder. Nur mit dem Sitzen habe ich Schwierigkeiten. Kommen Sie! Gehen wir an die Reling. Da kann ich mich aufstützen,

Weitere Kostenlose Bücher