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Der Kannibalenclan

Der Kannibalenclan

Titel: Der Kannibalenclan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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Spesiwtsew zu sprechen, bevor der Staatsanwalt sie befragt, »bitte lassen Sie mich nicht sterben, ich habe solche Angst davor.«
    »Die Mädchen, die Sie in Ihre Wohnung gelockt haben, hatten dieselbe Angst wie Sie. Diese Kinder waren noch so jung und hatten ihr ganzes Leben noch vor sich; mit denen hatten Sie doch auch kein Mitleid. Warum also soll man bei Ihnen Gnade walten lassen?«
    »Weil ich alles nur aus Liebe zu meinem Sohn getan habe.
    Alles … können Sie das verstehen?«
    »Nein. Und ich bezweifle auch, ob das überhaupt ein Mensch auf dieser Erde verstehen kann«, erwidert der Staatsanwalt.
    Saschas Mutter sieht den Staatsanwalt an, redet flehend weiter: »Herr Staatsanwalt, ich möchte Sie nur um eines bitten: Lasst mich am Leben. Lassen Sie mich weiterleben, selbst in diesem Lager, das ist mir egal, aber lassen Sie mich leben. Mir wurde immer alles genommen, was ich auf dieser Erde hatte, bitte nehmen Sie mir jetzt nicht auch noch mein Leben. Bitte!«
    Saschas Mutter faltet ihre Hände wie zum Gebet und sagt nur immer wieder: »Bitte, bitte lassen Sie mich leben.«
    »Mutter«, erwidert da der Sohn, »was willst du denn immer mit deinem Leben. Ist das hier vielleicht ein Leben? Ganz ehrlich, da bin ich lieber tot, als noch länger hier sein zu müssen. Ich weiß, ich muss sterben – na und? Andere müssen auch sterben! Wie viele Männer sterben jung im Krieg, und sie finden alle keine Gnade.«
    Der Staatsanwalt hat die Ausführungen zur Kenntnis genommen und macht eine kurze Pause. Er eilt nicht wie beim letzten Mal in das Büro des Direktors – er denkt über die Worte der beiden nach, setzt nachdenklich Schritt für Schritt auf dem langen Flur vor dem Vernehmungszimmer. »Ich gebe Ihnen eine Chance«, fährt der Staatsanwalt wenig später fort, »Sie zeigen mir, wo Sie die anderen Leichenteile der Mädchen versteckt oder vergraben haben, und wenn ich zufrieden mit Ihrer Mitarbeit bin, werde ich mit den Richtern sprechen. Ich will, dass die Angehörigen der Opfer ihre Kinder ordentlich beerdigen können. Aber ich sage Ihnen gleich, wenn ich nicht zufrieden bin, bleibt es bei dem, was ich Ihnen gesagt habe.«
    »Sie können sich darauf verlassen, ich werde alles zu Ihrer Zufriedenheit machen. Ich werde alle Knochen ausgraben, die ich vergraben habe. Es wird nicht den kleinsten Knochen geben, den ich nicht finden werde. Aber Sie versprechen mir auch, dass ich dann nicht die Todesstrafe bekomme…?«
    »Versprechen kann ich Ihnen gar nichts, noch spricht das Gericht das Urteil und nicht die Staatsanwaltschaft. Aber ich kann Ihnen versprechen, dass ich ein gutes Wort für Sie einlege, und wenn Sie uns behilflich sind, die Opfer zu finden, wird dies das Gericht bei der Strafzumessung sicher berücksichtigen.«
    »Und was heißt das für mich?«
    »Nun, bei Ihnen geht es nicht darum, zwei oder zehn Jahre hier einsitzen zu müssen, sondern bei Ihnen geht es darum, ob Sie sterben werden für das, was Sie getan haben, oder ob man Sie weiterleben lässt.«
    »Herr Staatsanwalt, ich zeige Ihnen die Stellen, wo ich die Überreste der Mädchen vergraben habe, darauf können Sie sich verlassen. Geben Sie mir die Chance weiterzuleben, und ich tue alles, was Sie verlangen.«
    »Wir werden sehen. Es liegt alles nur an Ihnen. In den nächsten Tagen lasse ich Sie abholen. Dann können Sie uns beweisen, wie ernst es Ihnen ist, uns und den Angehörigen der Opfer zu helfen. Für die Angehörigen gibt es nichts Wichtigeres, als ihre Kinder beerdigen zu können. Nur Sie wissen, wo die Überreste dieser Mädchen verscharrt sind.
    Geben Sie sie im Interesse der Angehörigen frei, und ich werde Ihnen helfen, obwohl es mir zutiefst widerstrebt.«

    Saschas Mutter gräbt nach Leichenteilen Die mit drei schweren Eisenriegeln gesicherte Zellentür öffnet sich knarrend, und ein Wärter des Straflagers in Nowokusnezk schreit in die Zelle: »Kommen Sie raus, Frau Spesiwtsew, heute ist Ihr großer Tag. Nehmen Sie die Stiefel mit, und folgen Sie mir!«
    Ludmilla antwortet nicht. Wie befohlen, nimmt sie die schweren schwarzen Anstaltsstiefel in den Arm und folgt dem Wärter.
    Sie trägt eine graue Strickjacke, darunter einen schwarzen Pullover. Ihre Haare sind streng nach hinten gekämmt und zu einem Knoten zusammengebunden. Sie weiß, sehr genau, was dieser Tag für sie bedeutet. Angespannt wartet sie auf jedes Wort des Wärters, denn heute will sie keinen Fehler machen.
    Sie weiß, es geht um Leben oder Tod – und sie will am

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