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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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worden war, daß sein Bericht Washington erreicht hatte – das Zeichen waren schwarze Reifenspuren an einem bestimmten Randstein –, riß er die Seiten aus dem Tagebuch, tat sie in den Leinwandsack und warf sie selbst in die Verbrennungsanlage, deren Installation er vor zwanzig Jahren persönlich überwacht hatte.
    Als die Sache erledigt war, schaute sich Oberst Michail Semjonowitsch Filitow noch einmal Elenas Bild an und fragte, ob er recht getan hatte. Aber Elena lächelte nur. So viele Jahre, dachte er, und noch immer plagt es mein Gewissen. Er schüttelte den Kopf. Nun folgte der letzte Teil des Rituals. Er verspeiste Wurst und Schwarzbrot, und seine Kameraden aus dem Großen Vaterländischen Krieg kamen zu Besuch, doch er konnte jene, die fürs Vaterland gestorben waren, nicht fragen, ob er recht tat, es zu verraten. Auch die Flasche Wodka half nicht weiter, betäubte ihn aber wenigstens, so daß er kurz nach zehn ins Bett torkelte und das Licht anließ.

    Kurz nach elf fuhr ein Wagen den breiten Boulevard vor dem Wohnblock entlang, und zwei blaue Augen schauten hoch zu den Fenstern des Obersten. Diesmal war es Ed Foley. Ihm fielen die Vorhänge auf. Auf dem Weg zu seiner Wohnung wurde eine weitere Geheimbotschaft weitergegeben. Ein Moskauer Müllmann brachte eine Reihe von Signalen an, harmlose Dinge wie zum Beispiel ein Kreidestrich an einem Laternenpfahl, die dem Übernahmeteam verrieten, daß es sich an den verabredeten Stellen einzufinden hatte. Bei Tagesanbruch würde ein anderer Mitarbeiter des CIA-Büros Moskau die Hinweise überprüfen, und wenn etwas fehlte, konnte Foley die ganze Aktion noch abblasen.
    Sein Beruf war zwar aufreibend, aber Ed Foley fand doch manche seiner Aspekte amüsant. Zum Beispiel hatten die Russen es ihm leichter gemacht, indem sie KARDINAL eine Wohnung in einer vielbefahrenen Straße gegeben hatten. Außerdem hatten sie das neue Botschaftsgebäude der USA dermaßen plump verwanzt, daß die Regierung der Vereinigten Staaten auf seinem Abriß bestand; so blieb Foley in der alten Botschaft und mußte jeden Abend auf dem Heimweg durch diesen Boulevard fahren.
    Foley mußte auch genau überlegen, was er in seinen eigenen vier Wänden sagte. Jede von Amerikanern belegte Wohnung mußte als verwanzt gelten, aber auch daran hatten sich Ed und Mary Pat im Lauf der Jahre gewöhnt. Nachdem er hereingekommen war und seinen Mantel aufgehängt hatte, küßte er seine Frau und kitzelte sie gleichzeitig hinterm Ohr. Sie verstand und kicherte. Doch beide waren den Streß, der mit diesem Posten einherging, gründlich müde. Nur noch ein paar Monate ...
    Â»Und wie war der Empfang?« fragte sie für die Wandmikrophone.
    Â»Bescheuert wie üblich«, kam die Antwort.

9
    Beatrice Taussig verfaßte keinen Bericht, obwohl sie Candis Versprecher für bedeutsam hielt. Sie war zwar für fast alles zugelassen, was im Los Alamos National Laboratory geschah, über einen ungeplanten Test aber nicht informiert worden. Es arbeiteten in Europa und Japan Firmen an SDI mit, aber deren Aktivitäten bedurften nicht Al Gregorys Interpretation. Es mußten also die Russen gewesen sein, und wenn man den kleinen Fiesling nach Washington geholt hatte, war etwas Wichtiges am Dampfen. Sie konnte Gregory zwar nicht ausstehen, hatte aber keinen Grund, an seinen geistigen Fähigkeiten zu zweifeln. Sie hätte gerne gewußt, was das für ein Test gewesen war, erfuhr aber an der Arbeitsstelle nicht, was die Russen trieben, und mußte daher ihre Neugierde bezähmen – zwangsläufig, denn was sie trieb, war gefährlich.
    Andererseits machte die Gefahr einen Gutteil der Attraktion aus. Sie lächelte in sich hinein.
    Â 
    Â»Also fehlen noch drei.« Nach den Afghanen durchkämmten die Russen das Wrack der An-26. Gesprochen hatte ein Major des KGB, der noch nie am Ort eines Flugzeugabsturzes gewesen war. Nur die eiskalte Luft in seinem Gesicht verhinderte, daß er sich erbrach.
    Â»Ihr Mann?« Der Infanteriehauptmann der Roten Armee – bis vor kurzem Militärberater des afghanischen Marionettenregimes  – schaute sich um und stellte sicher, daß seine Männer die Umgebung der Absturzstelle absperrten. Er hatte den bösesten Schock seines Lebens bekommen, als seinem Freund vor seinen Augen der Bauch aufgeschlitzt worden war, und noch stand nicht fest, ob der Afghane

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