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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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ein­zu­fül­len und den Py­ro­ly­sa­tor ein­zu­schal­ten. Es er­schi­en un­glaub­lich ein­fach, fast er­nüch­ternd. Er trug die Kam­mer in den Müh­len­raum, zog As­best­hand­schu­he über und nahm das Ta­blett mit dem ge­trock­ne­ten Ka­ta­ly­sa­tor aus Mou­lins Tro­ckenofen. Ei­ner ra­schen Ein­ge­bung fol­gend, wog er ihn. Es wa­ren knapp über drei­tau­send Gramm, ge­nug al­so, um die Kam­mer da­mit zu fül­len. Be­hut­sam und oh­ne et­was zu ver­schüt­ten, streu­te er al­les in den Ein­füll­trich­ter.
    Bil­ly war jetzt un­trenn­bar mit Stein ver­bun­den. Ei­ne mys­ti­sche Ver­schmel­zung. Ein Zu­rück gab es nicht mehr.
    Der Schier­lings­be­cher ist ge­leert.
    Der Vor­hang des Tem­pels ist zer­ris­sen. In die­ser furcht­ba­ren Nacht zer­reißt der Ru­nen­fa­den der Nor­nen.
    Geis­ter wer­den er­schei­nen, Ge­spens­ter um­her­tan­zen. Es ist Wal­pur­gis­nacht.
    Er trug die ge­füll­te Kam­mer zu­rück in die Stick­stof­f­ab­tei­lung und schal­te­te das Com­pu­ter­mi­kro­phon ein. „In­tern und ver­trau­lich. Hier ist Paul Bland­ford. Ein­und­zwan­zig Uhr drei­ßig. 19. Mai 2006. Ich füh­re per­sön­lich einen Tria­lin-Test­lauf durch und ver­wen­de da­bei einen po­rö­sen, mit ei­nem Oxyd­ge­misch ak­ti­vier­ten Kie­sel­säu­re-Ka­ta­ly­sa­tor. Harn­stoff: ein­tau­send Gramm. Tem­pe­ra­tur: drei­hun­dert­fünf­zig Grad Cel­si­us. Ich be­ab­sich­ti­ge da­mit, einen Vor­schlag zu rea­li­sie­ren, den John­sto­ne Sin­clair Se­ra­ne heu­te mor­gen ge­macht hat. Ich bit­te um Be­stä­ti­gung.“
    „Ver­stan­den“, sag­te der Com­pu­ter mit Kuss­mans Stim­me. Paul zog ei­ne Gri­mas­se. Das wür­de er än­dern, aber nicht jetzt.
    Er setz­te die zy­lin­dri­sche Kam­mer auf das Ge­stell, ver­band sie mit dem Harn­stoff-Py­ro­ly­sa­tor und dem Tria­lin-Auf­fang­be­häl­ter und schal­te­te den Va­riac-Bren­ner des Py­ro­ly­sa­tors ein. Dann schau­te er auf die Uhr. Es war zwan­zig vor zehn.
    Er dach­te: Wenn ich den at­mo­sphä­ri­schen Druck er­wäh­ne, wer­den Kuss­mans Sper­ren den Test­lauf blo­ckie­ren. Der Com­pu­ter wird al­les lö­schen. Aber viel­leicht kann ich es ir­gend­wie ein­schie­ben. Bis da­hin soll­te ich nichts ris­kie­ren.
    Er kram­te Se­ra­nes letz­tes No­tiz­buch aus sei­ner Ak­ten­ta­sche, schlug die letz­te, lee­re Sei­te auf und be­gann den Ab­lauf des Ver­fah­rens nie­der­zu­schrei­ben.
    Es wür­de et­wa zehn Mi­nu­ten dau­ern, bis der Py­ro­ly­sa­tor die rich­ti­ge Tem­pe­ra­tur er­reicht hat­te, und wei­te­re zehn, bis der Ka­ta­ly­sa­tor ak­ti­viert war. Das ers­te Tria­lin müß­te zwi­schen zehn und Vier­tel nach zehn zum Vor­schein kom­men. Um Mit­ter­nacht wä­re al­les vor­über.
    Er sprach in das Com­pu­ter­mi­kro­phon. „Es ist jetzt zwei­und­zwan­zig Uhr acht. Die Py­ro­ly­se­pro­duk­te aus Uriahs Harn­stoff drin­gen jetzt in die Ka­ta­ly­se­kam­mer ein. Ich se­he, wie die Dämp­fe durch die Kie­sel­säu­re-Asche-Fül­lung wir­beln.“
    „Ver­stan­den“, sag­te der Com­pu­ter.
    Und jetzt hat­te er ei­ne klei­ne Ver­än­de­rung vor­zu­neh­men. Er wand­te sich an die Kon­so­le. „Es ist doch nicht ab­so­lut er­for­der­lich, daß du mit Kuss­mans Stim­me re­dest, oder?“
    „Nein.“
    „Dann möch­te ich, daß du ei­ne an­de­re Stim­me be­nutzt.“
    „Ha­ben Sie ei­ne Stimm­pro­be?“
    „Ein paar Wor­te auf Ton­band.“
    „Es er­for­dert mög­li­cher­wei­se be­trächt­li­che Un­ter­stüt­zung von Ih­rer Sei­te. Zu­sätz­lich zu die­ser Stimm­pro­be müs­sen Sie un­ter Um­stän­den aus ei­ner An­zahl von re­gio­na­len Aus­spra­che­mo­del­len aus­wäh­len.“
    „Ich will es ver­su­chen. Männ­lich. Al­ter: zwei­und­zwan­zig. Ge­bo­ren in Te­xas. Aus­ge­präg­te süd­west­li­che Klang­far­be. Hier ist das ein­zi­ge Sprach­bei­spiel, das ich ha­be.“ Er schob die klei­ne Kas­set­te in das Ein­schub­fach der Kon­so­le und drück­te auf einen Knopf. Einen Au­gen­blick spä­ter be­gann das lang­sa­me Flüs­tern: „Dies ist mein letz­ter Wil­le. Ich möch­te, daß man mich nach mei­nem To­de ver­brennt. Mei­ne Bü­cher, mei­ne

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