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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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seufz­te und nahm einen Schluck Was­ser. Und jetzt war der Au­gen­blick ge­kom­men. Er gab ih­nen noch ei­ne letz­te Se­kun­de, und dann er­hob er sich. Aus dem Au­gen­win­kel sah er, daß Hum­bert Pa­pier und Blei­stift ne­ben sei­nem Tel­ler lie­gen hat­te.
    Paul be­gann mit ei­nem Löf­fel an sein Glas zu klop­fen. Der Tu­mult erstarb – lang­sam erst und dann ganz plötz­lich, und un­ver­mit­telt herrsch­te ein ab­rup­tes, be­un­ru­hi­gen­des Schwei­gen.
    Er be­gann: „Wie Sie al­le wis­sen, wird der Ein­gang zu un­se­rem La­bo­ra­to­ri­um von ei­ner bron­ze­nen Ta­fel ge­ziert. Die Buch­sta­ben, die ziem­lich lo­cker auf die­se Ta­fel ge­schraubt sind, bil­den die Wor­te »La­bo­ra­to­ri­um As­h­kett­les’.“
    Er hielt einen Au­gen­blick in­ne. „Manch­mal ha­be ich ei­ne Vi­si­on. Ir­gend­wann wird die Un­ter­neh­mens­lei­tung ei­ne neue Ta­fel an­fer­ti­gen las­sen. Ich schla­ge heu­te vor, daß die­se Ta­fel dann den Na­men John­sto­ne Sin­clair Se­ra­ne La­bo­ra­to­ri­um 4 tra­gen soll.“
    Er schau­te zu Hum­bert hin­über. Hum­berts Blei­stift schweb­te un­ent­schlos­sen über dem Pa­pier. „S-I-N-C-L-A-I-R“, buch­sta­bier­te Paul.
    Ein all­ge­mei­nes Ge­läch­ter er­hob sich. Der Per­so­nal­lei­ter er­rö­te­te, blick­te wü­tend in die Run­de und steck­te sei­nen Blei­stift weg.
    „Wer aber“, fuhr Paul fort, „ist die­ser Mann, nach dem wir un­ser La­bo­ra­to­ri­um be­nen­nen wür­den? John­sto­ne Sin­clair Se­ra­ne kam im Jah­re 1996 als For­schungs­as­sis­tent nach As­h­kett­les. Sehr rasch er­kann­te man sei­ne prak­ti­sche Krea­ti­vi­tät, und ’98 be­för­der­te man ihn zum lei­ten­den Che­mi­ker. Dr. Bush stand vor der Pen­sio­nie­rung, und John wur­de ge­be­ten, die Stick­stoff­grup­pe zu über­neh­men. In den Au­gen der meis­ten von uns konn­te man ei­ne bes­se­re Wahl nicht tref­fen. Warum nicht? Da­für gibt es wohl drei Grün­de.
    Ers­tens: Er brach­te uns zum Nach­den­ken. Nie­mand denkt gern nach. Wir al­le hät­ten es lie­ber, wenn man uns sag­te, wie es um einen Sach­ver­halt be­stellt ist. Aber die­se Mög­lich­keit hat John uns ge­nom­men, denn er führ­te uns auf Ge­bie­te, wo nie­mand wuß­te, wie die Si­tua­ti­on war. Wir muß­ten nach­den­ken, um zu über­le­ben.
    Und wenn wir erst an­ge­fan­gen ha­ben nach­zu­den­ken, wird es nach und nach im­mer we­ni­ger schmerz­haft. Schließ­lich ent­wi­ckeln wir so­gar ei­ne be­schei­de­ne Ge­schick­lich­keit dar­in. Und ei­nes Mor­gens wa­chen wir auf und stel­len fest, daß wir so­gar den­ken kön­nen, oh­ne Johns rot­glü­hen­de Na­deln im Hin­tern zu spü­ren.
    Zwei­tens: Er hat uns ge­zeigt, wie man Er­fin­dun­gen macht. Es ist ein Ver­gnü­gen, ihm da­bei zu­zu­se­hen, wenn er sich mit sei­nem For­schungs­team zu­sam­men­setzt. Die Er­fin­dun­gen strö­men nur so zu­ta­ge! Und ei­ne Er­fin­dung führt un­ver­züg­lich zur nächs­ten. Er sagt: ‚Wenn das hier funk­tio­niert, dann müß­te dies und je­nes auch funk­tio­nie­ren.’ Und schon sind sie mit­ten­drin. Es ist wie ein Feu­er­werk am vier­ten Ju­li. Man sieht im­mer neue, leuch­ten­de Ex­plo­sio­nen. Zwei, ja drei Ge­ne­ra­tio­nen von Ide­en wer­den in­ner­halb ei­ner Stun­de ge­bo­ren. Krea­tiv? John­nie war der bes­te Freund der Pa­ten­t­ab­tei­lung. Wir ha­ben nie­mals wirk­lich mit ihm Schritt hal­ten kön­nen. In den zehn Jah­ren, in de­nen er im La­bo­ra­to­ri­um als Er­fin­der tä­tig war, hat die Pa­ten­t­ab­tei­lung mehr als zwei­hun­dert Pa­tent­an­trä­ge ge­stellt, die ihn als Er­fin­der be­nann­ten. Das sind mehr als zwan­zig pro Jahr. Und den­noch: Wenn man in der Che­mi­schen Mo­nats­schrift nach­schlägt, ist er bei den meis­ten nicht na­ment­lich auf­ge­führt. Warum nicht? Weil er be­schei­den ist. Die Er­fin­dun­gen wer­den mit Na­men wie ‚Slav et al.’, ‚Mu­ker­jee et al.’ oder ‚Hahn­buch et al., ver­zeich­net. Wer ist das: ‚al’? Es ist na­tür­lich John­nie.
    Er hat uns stets ver­bo­ten, sei­nen Na­men an die ers­te Stel­le zu set­zen. Hin und wie­der ist er na­tür­lich al­lei­ni­ger Ur­he­ber, und dann muß die Er­fin­dung nach

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