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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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Ta­ge­bü­cher und das we­ni­ge, das ich be­sit­ze, hin­ter­las­se ich Paul.“
    „Al­so“, sag­te Paul. „Dein Na­me ist Bil­ly.“
    „Ja, aber be­vor wir fort­fah­ren, soll­ten wir einen Vo­kal/Kon­so­nan­ten­test durch­füh­ren.“ Es war noch im­mer Kuss­mans Stim­me.
    „Fang an“, be­fahl Paul.
    Die Kon­so­le be­gann mit ver­schie­de­nen Vo­kal­nu­an­cen. Wie wür­de Bil­ly klin­gen? Paul wähl­te ei­ne der an­ge­bo­te­nen Mög­lich­kei­ten. Dann ka­men La­bia­le, Den­ta­le, Glot­ta­le und Fri­ka­ti­ve.
    „Und ver­giß nicht“, mahn­te Paul, „daß in Te­xas ei­ne ein­fa­che Fest­stel­lung im Ton­fall meist an­steigt, fast wie ei­ne Fra­ge. Da­mit wird si­cher­ge­stellt, daß der Zu­hö­rer auch zu­hört.“
    „Ich hö­re zu.“
    „Das war schon nicht schlecht.“
    „Okay.“
    „Dann noch et­was.“
    Paul schal­te­te den Bil­d­emp­fän­ger ein. „Hier ist dein Bild. Es wur­de für das Jahr­buch der Te­xas Uni­ver­si­ty auf­ge­nom­men, als du im drit­ten Jahr warst. Du wirst es jetzt re­gis­trie­ren und dann auf dei­nen Mo­ni­tor pro­ji­zie­ren.“
    „Et­wa so?“ Es war ei­ne Sa­che des Au­gen­blicks. Das Bild auf dem Mo­ni­tor war ei­ne ge­treue Ko­pie des Por­trät­pho­tos.
    „Ge­nau so. Wenn du jetzt re­dest, be­weg die Lip­pen. Als ob dein Ge­sicht le­ben­dig wä­re und mit mir sprä­che.“
    „Da­für bin ich nicht pro­gram­miert.“
    „Du kannst es.“
    „Wie?“
    „Öff­ne den Mund, wenn du re­dest. Zie­he die Mund­win­kel aus­ein­an­der, wenn du ‚ii’ sagst, und bei ‚00’ formst du die Lip­pen zu ei­nem Kreis. Die Hälf­te wird so­wie­so nur an­ge­deu­tet – wie beim Bauch­re­den.“
    „Siehst du die Boo­te hier bei der Mo­le …?“ Es war Bil­lys Stim­me, ganz und gar. Und auch das Ge­sicht war Bil­lys. Die Au­gen schie­nen zu fun­keln. Licht und Schat­ten spiel­ten auf den Wan­gen­kno­chen. Das Ge­sicht war zum Le­ben er­wacht. Ei­ne Gän­se­haut zog über Pauls Rücken.
    „Groß­ar­tig!“ sag­te er hei­ser. „Du machst es her­vor­ra­gend.“
    „Ye­ah! Hi boy! Wie geht’s?“
    „Na, nun über­treibt nicht gleich.“
    Das Por­trät lä­chel­te Bil­lys schie­fes Lä­cheln. Paul merk­te, daß er zu­rück­grins­te – es war ein Aus­tausch, der ihr ge­mein­sam ge­nos­se­nes Ge­heim­nis be­stä­tig­te: daß näm­lich die Welt von bi­zar­ren Idio­ten be­völ­kert war und daß sie da­bei zu den schlimms­ten ge­hör­ten.
    In die­sem Au­gen­blick (als wä­re die­se Nacht noch nicht son­der­bar ge­nug) ge­sch­ah noch et­was. Die Strah­len des TV-Ho­lo­gra­phen leuch­te­ten auf. Ei­ne le­bens­große Ge­stalt in Blue­jeans und baum­wol­le­nem T-Shirt stand ne­ben dem Ter­mi­nal. Mit läs­si­ger Ge­bär­de hob sie ei­ne Hand und strich sich das lan­ge Haar aus der Stirn.
    Pauls Au­gen tra­ten aus ih­ren Höh­len, und er konn­te kaum noch at­men. „Bil­ly?“ wis­per­te er.
    Die Ge­stalt reck­te sich und gähn­te. „Wen hast du denn er­war­tet?“
    „Na, dich ver­mut­lich …“
    „Al­so wo­zu die Auf­re­gung? Und was soll die­ses gan­ze Zeug? Was hast du vor?“
    „Ich er­pro­be ein Ver­fah­ren, das viel­leicht bio­lo­gisch ak­ti­ves Tria­lin er­gibt.“
    „Aha.“ Das Ho­lo trat an die An­la­ge, stu­dier­te sie kurz und dreh­te dann am Tem­pe­ra­tur­reg­ler.
    Paul hob er­schro­cken die Hand. „Nicht an­fas­sen …!“
    „Hör zu, du Blöd­mann, du hat­test es auf drei­hun­dert­fünf­zig. Das ist zu hoch. Da­mit kriegst du ein Ra­ze­mat. Bei drei­hun­dert­fünf­und­zwan­zig holst du viel­leicht et­was her­aus, das dir das Le­ben ret­ten wird.“
    Erst in die­sem Mo­ment be­griff er wirk­lich, was ge­sche­hen war. „Aber du bist ein Ho­lo ! Du kannst über­haupt an kei­nem Reg­ler dre­hen!“
    „Du hast ganz recht. Das ho­lo­gra­phi­sche Druck-In­ter­face wird man erst in fünf­zehn Jah­ren er­fin­den. Ei­ne La­ser-Kraft­feld-Kom­bi­na­ti­on.“
    „Aber das ist noch nicht al­les“, rief Paul an­kla­gend. „Er­zähl mir nicht, daß du ein rich­ti­ges, ech­tes Ho­lo­gramm bist. Die La­ser kön­nen un­mög­lich dort drü­ben ein In­ter­fe­renz­mus­ter for­men.“
    „Aber Pud, na­tür­lich kön­nen sie das nicht.

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