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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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nä­her ich kam.
    Die Nacht ver­än­der­te sich. Die Wol­ken­de­cke lich­te­te sich. Ich sah jetzt mehr von der Brücke. Ich rief dir zu: ‚War­te! Geh nicht! Noch nicht!’
    Aber die Wol­ken ver­zo­gen sich, und das ge­gen­über­lie­gen­de En­de der Brücke schi­en wie­der­auf­zut­au­chen, fast als sei es aus dem Nichts er­schaf­fen wor­den. Die Ge­räusche aus dem Tal er­ho­ben sich wie­der. Frösche. Gril­len. Nacht­vö­gel. Der Bach selbst rausch­te hör­bar. Der Mond war wie­der strah­lend hell. Der Wind weh­te.
    Es war vor­über. Ich zog den drit­ten Stein aus der Ta­sche und be­trach­te­te ihn im Mond­licht. Es war ein Am­mo­nit. Bei­na­he faust­groß, aber sehr leicht. Es war ei­ner von der sel­te­nen Sor­te, ei­ner un­ter Mil­lio­nen, ein po­rö­ser. Ein ech­tes Mu­se­ums­stück. Ir­gend­wie war ich nicht über­rascht. Ich ließ ihn aus ei­ner Hand in die an­de­re fal­len und schob ihn schließ­lich wie­der vor­sich­tig in die Ta­sche.
    Bil­ly, warst du es? Warst du es, auf der Brücke, in je­ner Nacht?“
    „Was glaubst du?“
    „Hast du mich des­we­gen zu dem po­rö­sen Am­mo­ni­ten ge­führt? Für die­sen Test­lauf heu­te abend?“
    „Er­zähl mir von die­sem Test­lauf.“
    „Ach ja, der Test­lauf. Rich­tig.“
    Er sah auf die Uhr. „Es ist Vier­tel nach zehn. Ich schal­te den Py­ro­ly­sa­tor ab. Der Auf­fang­be­häl­ter ist voll. Es kommt nichts mehr. Der Lauf ist be­en­det. Ich wie­ge den Auf­fang­be­häl­ter. Wenn ich das Be­häl­ter­ge­wicht ab­zie­he, ha­be ich einen Er­trag von drei­hun­dert Gramm. Hof­fen wir, daß es rei­nes Tria­lin ist. Ich neh­me ei­ne win­zi­ge Kris­tall­na­del aus dem Auf­fang­be­häl­ter, wer­fe sie in ein Rea­genz­glas und ge­be ein we­nig Was­ser hin­zu. Es löst sich auf, in der rich­ti­gen Wei­se – lang­sam und wür­de­voll, wie Tria­lin, nicht has­tig wie Harn­stoff oder Gua­ni­din. Ich las­se einen Trop­fen am­mo­nia­ka­li­scher Pi­krin­säu­re in das Rea­genz­glas fal­len. Au­gen­blick­lich bil­den sich die wun­der­schö­nen, gold­far­be­nen Flo­cken, die für Tria­lin­pi­krat cha­rak­te­ris­tisch sind. Es ist rei­nes Tria­lin. Und der Er­trag ent­spricht fast den theo­re­ti­schen Wer­ten. En­de des Lau­fes.“
    „Der Test­lauf ist ab­ge­schlos­sen?“
    „Ja.“
    „Hast du sämt­li­che Test­be­din­gun­gen an­ge­ge­ben?“
    „Ja, wäh­rend des Lau­fes. Zu­sam­men mit ei­ni­gen mög­li­cher­wei­se un­we­sent­li­chen In­for­ma­tio­nen.“
    „Paul, hast du die Druck­ver­hält­nis­se er­wähnt?“
    „Druck­ver­hält­nis­se?“
    „Ich glau­be nicht, daß du den Druck an­ge­ge­ben hast.“
    Ja, na­tür­lich. Wenn er er­wähnt hät­te, daß der Lauf bei at­mo­sphä­ri­schem Druck durch­ge­führt wor­den war, hät­te der Com­pu­ter au­to­ma­tisch al­le In­for­ma­tio­nen dar­über aus sei­nem Spei­cher ge­löscht. Die groß­ar­ti­ge Kuss­man­sche Sper­re. Nur gut, daß er sich in Se­ra­nes No­tiz­buch un­ab­hän­gi­ge Auf­zeich­nun­gen mach­te.
    „Ich sag dir den Druck, aber zu­erst möch­te ich, daß du et­was für mich tust.“
    „Was denn?“
    „Be­wei­se mir, daß du Bil­ly bist.“
    „Ist das so wich­tig für dich? Nun, mal se­hen. Hier ist die Po­si­ti­on für das Matt in vier Zü­gen, das ich bei un­se­rem al­ler­letz­ten Spiel in der Deafs­mith Street an­kün­dig­te. Sie war aus der Aus­tausch­va­ri­an­te beim Ruy Lo­pez ent­stan­den. Ich hat­te Weiß.“
    Ein Schach­brett mit Fi­gu­ren ma­te­ria­li­sier­te sich im ho­lo­gra­phi­schen Be­reich vor dem Ter­mi­nal. Weiß war mit­ten in ei­nem über­wäl­ti­gen­den An­griff. Paul such­te gar nicht erst nach der Lö­sung. „Ich er­in­ne­re mich nicht“, mur­mel­te er.
    „Du hast es nur nicht gern, wenn du ver­lierst. Und du hast im­mer einen lau­si­gen Lo­pez ge­spielt. Na ja …“
    Die Ho­lo-Zo­ne blitz­te und knis­ter­te. Paul schrak hoch. Ein Kurz­schluß? Nein. Es war et­was an­de­res. Bil­lys Ge­sicht er­schi­en in ei­ner Qualm­wol­ke. „Wir ha­ben Schieß­pul­ver ge­macht, in dem Schup­pen im Hin­ter­hof. Fünf­zehn Tei­le Holz­koh­le, fünf­und­sieb­zig Tei­le Sal­pe­ter, zehn Tei­le Schwe­fel. Weißt du

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