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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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oh­ne­hin nicht in sei­ner Hand.
     
     
    Kurz vor Mit­ter­nacht fuhr Paul die Ein­fahrt zu sei­nem Apart­ment­haus hin­auf. Er stieg aus, ließ die Tür des Elec­tric lei­se zu­klap­pen und schau­te zum Him­mel. Es war kalt, feucht und fins­ter. Er war über­rascht, daß er über­haupt einen Stern se­hen konn­te. Aber da war der Cy­g­nus; ma­je­stä­tisch schweb­te er am Him­mel. Er nahm sei­ne Ak­ten­ta­sche vom Rück­sitz. Sie war dick und schwer von Se­ra­nes al­ten No­tiz­bü­chern und Bil­lys neu­er Ur­ne – der Ka­ta­ly­se­kam­mer. Er trug al­les ins Haus.
    Was hat­te er ge­tan? Was hat­te er ge­se­hen und ge­hört? Wie­viel da­von war Wirk­lich­keit ge­we­sen? Sei­ne Ge­dan­ken kreis­ten um harm­lo­se, un­be­deu­ten­de Din­ge, da­mit er nicht dar­über nach­den­ken muß­te.
    Aber die Haupt­sa­che ließ sich nicht ab­schüt­teln.
    Er hat­te die Über­res­te sei­nes Bru­ders ver­nich­tet. Und wo­zu? Bil­ly hat­te es nicht ver­langt. Se­ra­ne auch nicht. Nie­mand hat­te ihn dar­um ge­be­ten.
    Ich glau­be, ich wer­de ver­rückt, dach­te er.
    Ei­ne Idee ver­such­te in sei­nem Kopf Ge­stalt an­zu­neh­men. Er setz­te sich in sei­nen Ses­sel und öff­ne­te die Ak­ten­ta­sche. Se­ra­nes letz­tes La­bor­buch war dar­in, das mit den Auf­zeich­nun­gen des Abends. Das Buch klapp­te in der Mit­te auf. Er las ei­ni­ge der Ein­tra­gun­gen durch. Nichts Be­son­de­res. Se­ra­nes No­ti­zen über sei­ne Ar­beit an Iso­cya­nat. Ein paar Ide­en. Warum hat­te er sie hier no­tiert? Se­ra­ne soll­te sich et­was für Pitts­bur­gh auf­be­wah­ren. Aber wahr­schein­lich wür­de es dar­auf nicht an­kom­men. Se­ra­ne wür­de über­all vor Ide­en spru­deln. Mehr als je­des La­bor ver­kraf­ten konn­te. Die­se letz­ten Sei­ten wa­ren eher ein Ab­schieds­gruß an As­h­kett­les, für je­den, der et­was da­mit an­fan­gen konn­te. Die Hand­schrift, die frü­her so vi­brie­rend nach vorn ge­neigt ge­we­sen war, er­schi­en jetzt ge­stelzt und senk­recht, als sei das Schrei­ben auf die­sen letz­ten Sei­ten schwie­rig ge­we­sen, als ha­be sich je­der Buch­sta­be in ei­nem un­glei­chen Kampf ge­gen einen über­mäch­ti­gen An­grei­fer er­schöpft. Und da er­in­ner­te er sich. Er wuß­te, wes­halb Se­ra­nes Hand­schrift ihm ver­traut er­schie­nen war, als er sie das ers­te Mal zu Ge­sicht be­kam. Die­ses müh­sa­me Ge­krit­zel rief es ihm ins Ge­dächt­nis zu­rück. Bil­ly hat­te ge­nau­so zer­ris­sen ge­schrie­ben, als das En­de nah­te. Paul wuß­te jetzt auch, warum er Se­ra­nes Hand­schrift le­sen konn­te: Sie war fast iden­tisch mit Bil­lys Schrift. Er wuß­te es, oh­ne daß er einen di­rek­ten Ver­gleich an­zu­stel­len brauch­te. Da­zu ka­men die Bü­cher selbst. Die La­bor­bü­cher hat­ten das glei­che For­mat wie die Ta­ge­bü­cher. Und es wa­ren je­weils zehn Stück. Aber das war nicht al­les. Ei­ne letz­te Vor­ah­nung be­gann sich zu kris­tal­li­sie­ren. Er schlug den letz­ten Ein­trag auf.
    Laß es nicht so sein … Aber es wür­de so sein. Die Wor­te wür­den die glei­chen sein. Und sie wa­ren es, denn Wil­liam Jen­nings Bry­an Bland­ford hat­te eben­falls ge­schrie­ben: Dies wird mein letz­ter Ein­trag sein.
    Der ein­zi­ge Un­ter­schied war, daß in Bil­lys Ta­ge­buch hier­auf nichts mehr folg­te.
    Zu sei­nem maß­lo­sen Er­stau­nen ent­deck­te Paul, daß er am gan­zen Lei­be zit­ter­te und angst­vol­le Tier­lau­te von sich gab. Er ver­such­te sich zu be­herr­schen, doch es ge­lang ihm nicht. Er pack­te ein So­fa­kis­sen und ver­grub sein Ge­sicht dar­in.

 
17
Der Patentantrag
     
     
     
    Als er er­wach­te, fühl­te er sich be­nom­men, aber zu­gleich er­füll­te ihn ein drän­gen­des Be­wußt­sein von ver­lo­re­ner Zeit. Mit schmer­zen­den Bei­nen ver­such­te er in ei­ne halb­wegs sit­zen­de Po­si­ti­on zu ge­lan­gen. Wie lan­ge hat­te er ge­schla­fen? Ganz si­cher sehr lan­ge. Im Halb­dun­kel späh­te er auf sei­ne Arm­band­uhr: 1:05. Und was hieß das? Sei­ne Ge­dan­ken spiel­ten für einen Mo­ment mit dem Pro­blem. War es Sams­tag­mor­gen, ein Uhr? (Um es ganz si­cher zu wis­sen, brauch­te er nur auf einen Knopf an der Sei­te der Uhr zu

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