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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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drücken, und so­gleich wür­de der Wo­chen­tag auf­leuch­ten, dann der Mo­nat und schließ­lich ir­gend­wel­che Ter­mi­nie­run­gen.) Er be­schäf­tig­te sich wei­ter mit die­sem Rät­sel. Wahr­schein­lich war es Sams­tagnach­mit­tag. (Wenn er nur Fens­ter hät­te. Das Apart­ment hät­te auch auf der tiefs­ten Soh­le ei­ner Koh­len­ze­che lie­gen kön­nen, denn es ver­mit­tel­te kaum mehr Ge­fühl für die Au­ßen­welt.) Er hat­te drei­zehn Stun­den ge­schla­fen. Nicht daß er es be­dau­er­te. Aber jetzt war er wach und muß­te sich an die Ar­beit ma­chen. Er hat­te einen Pa­tent­an­trag zu ent­wer­fen, und dann muß­te er ihn ir­gend­wann am Mon­tag Se­ra­ne zur Durch­sicht und zur Un­ter­schrift vor­le­gen.
    Er drück­te (um sich sei­ne de­duk­ti­ve Cle­ver­ness zu be­wei­sen) auf den Da­tums­knopf sei­ner Uhr. Ge­hor­sam leuch­te­te die Se­quenz auf:
     
     
    Vor­mit­tag
    Sonn­tag
    -ter Mai
    2006
     
    Er war völ­lig ver­dat­tert. Wo war der Sams­tag ge­blie­ben? Was hat­ten sie mit dem Sams­tag an­ge­stellt?
    Sei­ne Uhr war ka­putt.
    Tau­melnd kam er auf die Bei­ne und ging un­si­cher zur Wand­sprech­an­la­ge. „Zeit?“ flüs­ter­te er mit rau­her Stim­me.
    „Die Zeit er­fah­ren Sie mit ei­ner freund­li­chen Emp­feh­lung von Ach­sel­schutz-Ele­gan­ce – für den Mann, der lie­ber nicht täg­lich ba­det. Ele­gan­ce gibt Ih­nen das ge­wis­se Et­was. Die Zeit ist ein Uhr acht, Sonn­tag mor­gen, -ter Mai 2006.“
    „Du lie­ber Gott!“
    Er hat­te ge­schla­fen, weil er sich nicht hat­te er­in­nern wol­len. Aber jetzt muß­te er sich be­ei­len, und er muß­te sich er­in­nern.
    Er dreh­te das Licht an, ging in die Kü­che und zog ei­ne Kan­ne mit damp­fen­dem Kaf­fee aus dem Spen­der. Dann kehr­te er zu­rück ins Wohn­zim­mer, setz­te sich an sei­nen Schreib­tisch, und wäh­rend er sei­nen Kaf­fee schlürf­te, schal­te­te er das Dik­ta ein und be­gann, lang­sam und sto­ckend zu dik­tie­ren.
    „Er­fin­dung in der Zu­sam­men­fas­sung: Um­wand­lung von py­ro­ly­sier­ten Harn­stoff­dämp­fen in Tria­lin bei at­mo­sphä­ri­schem Druck und bei drei­hun­dert­fünf­und­zwan­zig Grad Cel­si­us über ei­nem spe­zi­fi­schen, po­rö­sen Kie­sel­säu­re-Ka­ta­ly­sa­tor, an­ge­rei­chert mit …“
    Er hör­te, wie das Ge­rät sei­ne Wor­te bei­na­he laut­los in Ma­schi­nen­schrift aus­druck­te. Dann mach­te er ei­ne kur­ze Pau­se, um das Er­geb­nis ih­rer ge­mein­sa­men Ar­beit zu be­gut­ach­ten.
    „ Er fing dumm im­mer­zu Lam­pen­fas­sung: Um­man­te­lung von pa­ra­ly­sier­ten Bahn­hof­kämp­fen in die Pra­li­nen bei Atom meer­fri­schem …“
    „Schei­ße“, sag­te er lei­se.
    „… an­ge­rei­chert mit Schei­ße“, schloß das Dik­ta mit pro­fes­sio­nel­lem Stolz.
    Es schal­te­te es ab. Nichts ging je­mals ka­putt, au­ßer wenn man es ganz drin­gend brauch­te. Die Ana­ly­sa­tor­spu­len? Ganz gleich, was es war – das Ding muß­te in die Werk­statt. Frü­he­s­tens am Mon­tag. Gut. Dann wür­de er den An­trag eben mit der Hand schrei­ben.
    Er be­gann sei­ne Schreib­tisch­schub­la­den zu durch­wüh­len. Er brauch­te Pa­pier. No­tiz­pa­pier. Wei­ßes Pa­pier. Li­nier­tes Pa­pier. Brief­pa­pier. Gel­be Ge­richts­blocks. Aber es war nichts da. Dik­ta-Aus­druck­pa­pier? Das war be­schich­tet und nahm we­der Blei­stift noch Tin­te an. Wo­her soll­te er an ei­nem Sonn­tag mor­gen um halb zwei ech­tes Pa­pier be­kom­men?
    Wie­der trat er an die Sprech­an­la­ge. Er schob sei­ne Kre­dit­kar­te in den Schlitz, und einen Mo­ment spä­ter leuch­te­te das Dis­play auf: KRE­DIT BE­STÄ­TIGT. Dann, zu den Klän­gen der Arie der Pries­te­rin aus Song: WAS BRAU­CHEN SIE?
    Ma­ry Der­rin­ger. Erst ei­ne Se­kun­de spä­ter wur­de ihm be­wußt, was er dach­te.
    Aber pflicht­be­wußt gab er sei­nen Auf­trag über die Tas­ta­tur ein:
    SCHREIB­PA­PIER.
    BIT­TE MA­CHEN SIE GE­NAUE­RE AN­GA­BEN, leuch­te­te es auf dem Dis­play. Er tipp­te die ver­schie­de­nen Mög­lich­kei­ten ein: NO­TIZ­PA­PIER/ BLOCK/ LI­NIERT/ UN­LI­NIERT …
    Im nächs­ten Au­gen­blick wür­de im Emp­fangs­schacht ein Plop er­tö­nen, er wür­de die klei­ne Me­tall­tür

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