Der Katalysator
von seinem Büro aus den Sachbearbeiter beim Untersuchungsausschuß an und ließ sich die Namen der drei Prüfer geben, die die Anhörung leiten würden: David King, Sheila Ward, Walter Abrams.
Er brach in wildes, gackerndes Gelächter aus. King würde ihn abschlachten, wegen Alessa King Serane. Vielleicht konnte er ihn für befangen erklären lassen? Nein. Ausgeschlossen. Und/oder sollte er Sheila dazu überreden, sich selbst für befangen zu erklären, weil sie mit dem Anwalt der Zweitpartei geschlafen hatte? Er bezweifelte, daß dies eine Angelegenheit war, mit der man Madame Regierungsbeauftragte behelligen durfte. Und Abrams? Abrams … ach ja! Jetzt hatte er ihn untergebracht. Der Vertreter des Patentamtes bei der Konferenz in Kalkutta über den Beitritt Indiens zum Internationalen Patentrechtsabkommen. Aber war das alles? Irgendeine tief vergrabene Erinnerung verband Abrams mit etwas sehr Naheliegendem. Aber er konnte sie nicht fassen. Er kam sich dumm vor. Nun, was es auch sein mochte – vermutlich kannte der Mann sich in Chemie und im Gesetz aus. Und hoffentlich würde er zuhören.
Paul fragte sich, wie der Computer dieses bewertet haben mochte. Er bezweifelte, daß auf den Bändern Platz für das Geschlechtsleben der Prüfer war.
Aber es hatte keinen Sinn, darüber zu spekulieren. Er rief Evelyn Haslam über die Sprechanlage und sagte ihr, welche Reservierungen sie für ihn vornehmen sollte.
Am gleichen Abend saß er in seinem Zimmer im Marriott im Gebäude des Crystal Plaza und ging seine Zusammenfassung noch einmal sorgfältig durch. Er war entschlossen, ein paar wesentliche Punkte deutlich zu machen. Er konnte belegen, daß er die Erfindung einen Tag vor dem deutschen Antragsdatum praktisch umgesetzt hatte. Dies würde er darlegen und sonst nichts. Es gab keine andere vernünftige Möglichkeit, seine Sache zu vertreten.
Das Problem war die Glaubwürdigkeit.
Am nächsten Tag saß er freundlich plaudernd mit Ed Kern im Anhörungssaal und wartete auf das Erscheinen der Patentprüfer. Der Sachbearbeiter war schon da; er war damit beschäftigt, den Protokollführer vorzubereiten. Die Maschine wandelte gesprochene Rede in Schriftform um und fertigte sechs Kopien an – eine für jeden der drei Prüfer, eine für jeden Anwalt und eine für den Sachbearbeiter.
Die Unterhaltung der beiden Anwälte bestand aus banalen Nichtigkeiten. Was macht die Kanzlei … die Firma … die Familie? Immer noch Junggeselle, Paul? Wie bist du hergekommen? Wo wohnst du? Sie redeten über alles mögliche, nur nicht über den Fall. Über den Fall konnten sie nachher miteinander sprechen.
Sie erhoben sich, als sich am hinteren Ende des Raumes eine Tür öffnete.
King trat als erster ein. Grimmig nickte er den beiden Anwälten zu. Und was sollte das jetzt bedeuten? fragte sich Paul. Er kann doch nicht gegen uns beide entscheiden!
Dann kam Abrams, der beiden flüchtig zulächelte.
Sheila war die letzte. Blaues Kleid, blaue Perücke, blaue Kontaktlinsen, blaue Fingernägel. Ah, Sheila! Sein Herz schlug schneller, als er sah, wie sie zu ihrem Platz auf dem Podium hinaufging. Sie bewegte sich mit der gleichen geschmeidigen Anmut wie damals, als er sie zuletzt in New York gesehen hatte. Man konnte sie für ein Mädchen halten, das eben vom College kam. Wie machte sie das nur? Sie schien einen Zustand von beständiger Blüte konserviert zu haben, einer Art ewiger Jugend.
„Mr. Blandford?“ Das war King.
„Sir?“
„Sie haben dreißig Minuten. Sie können die gesamte Zeit für Ihre Zusammenfassung verwenden. Sie können sich aber auch einen Teil davon für mögliche Entgegnungen aufsparen. Das ist
Weitere Kostenlose Bücher