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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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Bahn­hof fuhr. Schließ­lich sag­te er schlicht: „Ich wünsch­te, ich hät­te ihn ge­kannt.“
    Kein Vor­wurf. Kei­ne An­kla­ge.
    „Ich bin froh, daß Sie nicht da­bei wa­ren. Ich wä­re sonst völ­lig an den Rand ge­drückt wor­den.“
     
     
    Wäh­rend die Bahn nach New Ha­ven sich lang­sam in Be­we­gung setz­te, such­te Se­ra­ne sich einen Sitz­platz und be­gann ernst­haft über das nach­zu­den­ken, was Paul ge­tan hat­te. Se­ra­ne ver­stand es, ob­wohl Paul die­se un­ge­heu­re Tat nicht so sehr für ihn, als viel­mehr im Zu­sam­men­hang mit ihm ge­tan hat­te. Se­ra­ne kann­te die tie­fen, un­ter­ir­di­schen Strö­me, die die Men­schen da­zu brach­ten, Din­ge zu tun. Er sah die to­te Hand und die kon­fu­se Ver­wir­rung der Iden­ti­tä­ten, die Paul bei sei­ner Tat ge­führt hat­te. Ent­spran­gen al­le Freund­schaf­ten ei­nem so selt­sa­men, tra­gi­schen Bo­den? Er wuß­te es nicht, aber er hoff­te, daß es nicht so war.
    Wie Paul er­war­tet hat­te, gab es im La­bor be­trächt­li­che Re­ak­tio­nen. In den fol­gen­den Ta­gen kam er im­mer wie­der an klei­nen, ins Ge­spräch ver­tief­ten Grup­pen von Leu­ten vor­bei, die ver­stumm­ten, wenn er er­schi­en. Er wuß­te, daß sie sich um­dreh­ten und ihm nach­schau­ten. All­mäh­lich si­cker­ten die Na­men zu ihm durch. Bland­ford, der Ir­re. Bland­ford, der Men­schen­fres­ser. Bland­ford, der Schän­der. So­gar ein paar ko­mi­sche wa­ren da­bei. Bland­ford, der Su­per­pa­tri­ot. Bland­ford, der Stre­ber. Und es wür­de nie wie­der ganz ver­sie­gen. Es wür­de in die Fir­men­le­gen­de ein­ge­hen und von Ge­ne­ra­ti­on zu Ge­ne­ra­ti­on wei­ter­ge­ge­ben wer­den. Er fand ein we­nig Trost in der Wahr­schein­lich­keit, daß in ein paar Jah­ren nie­mand, der bei Ver­stand war, glau­ben wür­de, daß es tat­säch­lich ge­sche­hen war.
     
     
    Am Tag nach der Zeu­gen­ein­ver­nah­me be­kam er einen lan­gen Brief von Raz­mic Mu­ker­jee.
     
    Kal­kut­ta 1. Au­gust 2006
    Lie­ber Paul,
    wenn Sie die Nach­rich­ten ver­folgt ha­ben , dann wis­sen Sie, daß die No­va­rel­le-Epi­de­mie Cut­tack über­sprun­gen hat und jetzt hier in Kal­kut­ta an­ge­kom­men ist.
    Ich lei­te hier die Ein­satz­grup­pe des Na­tio­na­len Ge­sund­heits­in­sti­tuts. Letz­te Wo­che ha­ben wir 25 Ki­lo c/l-Tria­lin an die Orts­kran­ken­häu­ser ver­teilt und den Leu­ten dort ge­zeigt, wie sie es ver­wen­den sol­len. Wir ver­bin­den un­ser cis- Tria­lin jetzt mit sei­nem Pu­rin­ver­wand­ten Xan­thin (2,6-Dihy­dro­xy­pu­rin). So läßt es sich oral ver­ab­rei­chen. Die Ver­bin­dung löst sich all­mäh­lich, und das Tria­lin kann über einen Zeit­raum von meh­re­ren Stun­den hin­weg von den be­trof­fe­nen Zei­len auf­ge­nom­men wer­den.
    Wir ha­ben einen kur­z­en Ab­ste­cher zum U. S.-Kon­su­lat ge­macht und je­den ge­impft, den wir zu fas­sen krieg­ten, ein­schließ­lich ei­ni­ger Be­su­cher von Ih­rem Pa­tent­amt …

 
23
Die Anhörung
     
     
     
    In der letz­ten Sep­tem­ber­wo­che war es an der Ost­küs­te un­ge­wöhn­lich warm. Als die Tria­lin-Schluß­an­hö­rung ein­be­ru­fen wur­de, war Paul un­schlüs­sig, was er an­zie­hen soll­te. Die An­hö­rungs­sä­le im Pa­tent­amt in Vir­gi­nia wa­ren na­tür­lich kli­ma­ti­siert, aber drau­ßen wür­de es heiß und schwül sein. Er hat­te ge­hört, daß am Swim­ming­pool der Cry­stal Pla­za Apart­ments ge­gen­über vom Pa­tent­amt die Mäd­chen so­gar in der Son­ne la­gen.
    Er hol­te Ma­ry Der­rin­ger in New York ab, und zu­sam­men durch­stö­ber­ten sie die Be­klei­dungs­häu­ser in der Stadt nach ei­nem neu­en An­zug für die An­hö­rung. Sie fand einen leich­ten Kamm­garn­an­zug, braun, mit ei­nem sanf­ten, grün­li­chen Schim­mer. Er ge­fiel ihm so­fort.
    „Möch­test du, daß ich mit dir zur An­hö­rung kom­me?“ frag­te sie.
    „Wie soll ich denn klar den­ken, wenn du im sel­ben Raum bist?“
    „Das ist sehr ga­lant, aber ich ha­be ver­stan­den. Und was ist hin­ter­her?“
    „Das wä­re nicht schlecht. Ich be­sor­ge dir ei­ne Re­ser­vie­rung für Frei­tag­abend. Wir kön­nen Sams­tag­mor­gen zu­sam­men früh­stücken.“
    Am nächs­ten Tag rief er

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