Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Kindergartens, in dem sie arbeitet.«
»Da bin ich ja beruhigt. Obwohl – eine Frau wie du kann natürlich alles tragen. Und so eine Zwergenmütze ist bestimmt sehr kleidsam.«
»Na ja, die Geschmäcker sind nun mal verschieden«, murmelte ich und gab mir Mühe, dabei nicht allzu auffällig auf Philipps bunt zusammengewürfelte Klamotten zu schielen. Die Farbkombination war wirklich jenseits der Schmerzgrenze.
»Soll ich mich vielleicht um deine Pflanzen oder um irgendwelche Haustiere kümmern, während du weg bist?«
Meine Pflanzen hatte ich schon vor etlicher Zeit auf Hydrokultur umgestellt und so zur Selbstständigkeit erzogen. Haustiere besaß ich, abgesehen von ein paar kleinen Silberfischen im Bad, keine. Die Einzige, die in den nächsten Tagen vielleicht ein wenig Aufmerksamkeit und Zuspruch vertragen konnte, war Lili.
»Es wäre nett, wenn du dich ein bisschen um meine kleine Schwester kümmern würdest.«
»Ich soll mich um deine Schwester kümmern?«, fragte Philipp leicht verdattert. »Wie alt ist denn die Kleine?«
Rasch klärte ich ihn darüber auf, dass Lili sich bereits selbst die Schuhe zubinden konnte und sich auch sonst sehr gut allein zu helfen wusste.
»Kein Problem, wenn deine Schwester auch nur annähernd so nett ist wie du, werde ich ihr gerne die ganze Stadt zeigen.« Täuschte ich mich, oder versuchte er schon wieder, mit mir zu flirten? Ach was, Blödsinn! Sicher ist er bei allen Frauen, seine Oma eingeschlossen, so charmant. Eine Art Berufskrankheit, vermutete ich.
»Ja dann …« Philipp machte Anstalten zum Aufbruch.
»Ja dann …«, echote ich nicht besonders einfallsreich und trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen.
Schade, dass er jetzt schon gehen wollte. Ich hätte mich gerne länger mit ihm unterhalten, aber dann würde der Flieger morgen früh ohne mich abheben. Mareike konnte jeden Moment auftauchen, und ich hatte noch nicht einmal meinen Koffer fertig gepackt. Ganz zu schweigen von anderen, dringend erforderlichen Urlaubsvorbereitungen. Verglichen mit meiner Bikinizone war der Regenwald am Amazonas eine gepflegte Grünanlage. Philipp griff nach der Türklinke. »Man sieht sich …«
»Bestimmt. Und wenn ich aus Griechenland zurück bin, können wir ja mal ein Glas Wein zusammen trinken«, schlug ich hastig vor.
»Gute Idee!« Philipp lächelte. »Viel Spaß im Urlaub! Und mach dir wegen deiner Schwester keine Gedanken. Ich werde ein Auge auf sie werfen. Versprochen.«
Vielleicht lag es an der Formulierung, aber irgendwie war es mir auf einmal gar nicht mehr so recht, dass Philipp sich um Lili kümmern wollte.
Er hatte kaum die Wohnung verlassen, da stand auch schon Mareike auf der Matte. Nach einer knappen Begrüßung fuchtelte sie mit ihrem Regenschirm vor meiner Nase herum. »Gestehe!« Sie tat, als hielte sie ein Gewehr im Anschlag. »Was verheimlichst du vor mir? Wer war der Kerl, der gerade aus deiner Wohnung gekommen ist?« Ihren tropfnassen Regenschirm warf sie achtlos in die Spüle. »Den würde ich auch nicht von der Bettkante schubsen.«
»Untersteh dich! Der Mann wird nicht geschubst! Weder von der noch auf die Bettkante.« Ich stellte zwei Weingläser auf den Tisch, dann nahm ich eine angebrochene Flasche Beaujolais aus dem Kühlschrank. »Der Typ, der eben meine Wohnung verlassen hat, war Philipp, der Radiomoderator, von dem ich dir erzählt habe. Zufällig wohnt er seit heute nebenan.«
»Waaaas? Er ist der Enkel von der alten Dame, die neben dir gewohnt hat? Das gibt’s doch gar nicht! So viel Schwein ist nicht normal. Bei der Glückssträhne, die du im Augenblick hast, solltest du unbedingt Lotto spielen. Du bist echt zu beneiden. Erst gewinnst du ’ne super Reise und dann fällt dir auch noch so ein schnuckeliger Nachbar in den Schoß.«
»Also, wie du das sagst!«, protestierte ich. »Philipp ist mir nicht in den Schoß gefallen.«
»Na ja, was nicht ist, kann ja noch werden.« Meine Freundin schüttete sich ein Glas Wein ein. »An deiner Stelle würde ich in Zukunft freiwillig das Treppenhaus putzen.« Sie grinste süffisant. »Nackt natürlich.«
»Ich putze immer nackt«, erwiderte ich todernst.
»Aber jetzt mal Spaß beiseite. Wie ist er denn so, dein neuer Nachbar?«
Ich zuckte die Schultern. »Wie soll er schon sein? Ganz O. K., glaube ich. Das war bei der tollen Oma eigentlich auch nicht anders zu erwarten.«
»Ganz O. K.? Mensch, Belinda, ’ne Tiefkühlpizza ist ganz O. K., aber doch nicht dieser Typ!«
»Na gut, ich
Weitere Kostenlose Bücher