Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
Vom Netzwerk:
Wange. Möglicherweise war es aber auch nur ein zarter Windhauch oder eine Motte, die mein Gesicht gestreift hatte.
    Im Bett grübelte ich, ob ich etwas falsch gemacht hatte. Der Abend war perfekt gewesen. Bis auf die Verabschiedung. Hatte Ludger vielleicht auf ein Zeichen von mir gewartet? War er trotz seines selbstbewussten Auftretens Frauen gegenüber schüchtern? Oder hatte ich womöglich Mundgeruch?
    Im Gegensatz zu mir schien Mareike voll auf ihre Kosten zu kommen. Als ich endlich einschlief, war ihre Seite des Doppelbetts immer noch leer. Na ja, abgesehen von einem halben Dutzend T-Shirts und mindestens ebenso vielen Röcken, die sie dort auf der Suche nach dem ultimativen Abendoutfit ausgebreitet hatte.
    Am nächsten Morgen lagen die Anziehsachen immer noch wild verstreut und unberührt an der gleichen Stelle. Von Mareike selbst fehlte jede Spur. Meine Gedanken schlugen Purzelbäume. O mein Gott! Es musste etwas passiert sein! Die Frage war bloß: was? Vielleicht hatte Mareike einen schrecklichen Unfall gehabt – oder fantastischen Sex. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr tendierte ich zu Unfall, wollte den Sex aber nicht gänzlich ausschließen. Es sollte ja auch schon Unfälle beim Sex gegeben haben …
    Um mich abzulenken, griff ich nach der Bedienungsanleitung der Klimaanlage. Höchste Zeit, die Höllenmaschine endlich in den Griff zu bekommen. Aber da ich weder über technischen Sachverstand noch über griechische Sprachkenntnisse verfügte, gab ich schon nach wenigen Minuten auf. Ärgerlich pfefferte ich das Heftchen in die Ecke und tappte unter die Dusche.
    Gerade spülte ich mir den Schaum aus den Haaren, da hörte ich die Zimmertür klappern. Kurz darauf kam eine etwas verknautscht wirkende Mareike mit entrücktem Gesichtsausdruck und einem verklärten Lächeln auf den Lippen ins Badezimmer geschlurft.
    »Na endlich!«
    Mareike grinste selig. »Genau das hab ich zu Jochen auch gesagt, als er mir die Kleider vom Leib gerissen hat.«
    Während ich aus der Dusche stieg und nach einem Handtuch griff, klappte Mareike den Klodeckel runter und machte es sich dort gemütlich.
    »Ach, Belinda«, seufzte sie. »Jetzt weiß ich erst, was ich mit Christian in all den Jahren verpasst habe! Das, was wir während unserer Ehe im Bett fabriziert haben, war kein Sex, sondern Seniorengymnastik. Falls überhaupt mal was stattgefunden hat. Himmel, vermutlich hatten sich vor gewissen Körperöffnungen schon Spinnweben festgesetzt.« Ihr Mund, der keine Minute stillstand, war damit ganz sicher nicht gemeint. Sie plapperte in einer Tour. »Stell dir das so vor: Du machst eine Diät – nur Pampelmusen, Knäckebrot und so ’n fades Zeug –, und dann darfst du nach monatelanger Abstinenz endlich wieder ein Stückchen Schokolade naschen.« Genießerisch verdrehte sie die Augen.
    »Na dann pass mal auf, dass du davon nicht zunimmst.« Ich knüllte mein Handtuch zusammen und simulierte einen dicken Babybauch. Aber diesbezüglich brauchte ich mir wohl keine Sorgen zu machen. Mit Mareikes Kondomvorrat konnte ein ganzer Swingerklub problemlos in Griechenland überwintern.
    »Ich wusste gar nicht, wie viele erogene Zonen ich habe. Als Jochen mich …«
    Lachend hob ich die Hände. »Sei so gut, und erspar mir die Details.«
    »Sag mal«, neckte sie mich, »bist du vielleicht ein kleines bisschen neidisch?«
    »Quatsch, wie kommst du denn darauf? So ein One-Night-Stand wäre sowieso nichts für mich.«
    »Woher willst du das wissen, wenn du es noch nie ausprobiert hast?«
    »Ich weiß es eben.« Ich musste nicht erst mit dem Kopf vor die Wand rennen, um festzustellen, dass mir das nicht guttat.
    »Jahrzehntelang hat man uns Frauen weisgemacht, dass wir für einen Orgasmus Liebe und die ganze romantische Schlagsahne bräuchten. Dabei reicht schon ein halbwegs ungestörtes Plätzchen.« Mareike grinste. »Aber um noch mal auf dich und Ludger zurückzukommen: Wer sagt denn, dass es bei einem One-Night-Stand bleiben muss?«
    Ich horchte auf. Jetzt wurde die Sache interessant! Vielleicht hatte Mareike ja Recht. Ludger und ich wohnten sogar in derselben Stadt, es gab schlechtere Ausgangsbedingungen. »Du meinst also, es könnte mehr daraus werden?«
    »Klar!«, sprach mir meine Freundin Mut zu. »One-Night-Stand kommt bekanntlich aus dem Englischen und bedeutet, dass man eine Nacht miteinander verbringt.«
    Auch wenn ich meine Englischkenntnisse in den letzten Jahren ein wenig vernachlässigt hatte, so verwahrlost waren sie nun auch

Weitere Kostenlose Bücher