Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
schlagen. Besser würde ich nicht werden, das wusste ich. Und da man bekanntermaßen aufhören soll, wenn’s am schönsten ist, beendete ich meine Laufbahn als Tennisprofi auf dem Höhepunkt meiner Karriere.
Nachdem ich meinen Rücktritt vom Tenniszirkus erklärt hatte, durfte ich die nächsten Tage im Liegestuhl nach Herzenslust relaxen. Nichtsdestotrotz sollte ich genauso käsig abreisen, wie ich angekommen war, denn alle fünf Minuten cremte Ludger mich mit Sonnenmilch ein.
Gelegentlich unternahmen wir zu viert kleine Spritztouren ins Landesinnere. Ludger und Jochen hatten ein Auto gemietet. Zum Glück einen Geländewagen, denn viele Straßen befanden sich in katastrophalem Zustand. Alle naselang rumpelte der Jeep durch Schlaglöcher, die so tief waren, dass sich streunende Hunde oder kleine Kinder darin verstecken könnten. Obwohl man von dem Gehopse fast eine Gehirnerschütterung bekam, freute ich mich über jede Unebenheit, die Ludger und mich auf der Rücksitzbank einander näher brachte.
Es knisterte und funkte heftig zwischen uns. Trotzdem hatte Ludger noch keinen Versuch unternommen, mich in sein Bett zu locken. Er schien ein echter Gentleman zu sein. Das rechnete ich ihm hoch an. Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend dachte ich hin und wieder an das Ende des Urlaubs. Die Zeit raste nur so dahin. Eine Woche war viel zu kurz, und die Hälfte davon war sogar schon rum.
Während Mareike und Jochen an diesem Abend losgezogen waren, um die Disko unsicher zu machen, hatten Ludger und ich uns für einen Strandspaziergang entschieden.
Die milde Nachtluft, die meine nackten Schultern umschmeichelte, war weich wie Samt. Ich folgte Ludgers Beispiel und zog meine Schuhe aus. Barfuß liefen wir über den warmen Sand. Zwischendurch blieben wir immer wieder stehen, um in den Himmel zu schauen und die unzähligen Sterne zu bewundern, die über uns um die Wette funkelten. Ein romantisches Szenario, das wie gemacht war für das Cover einer Kuschelrock-CD. Kitschig, schmalzig – aber soooo schön!
Tief in Gedanken versunken, starrte Ludger auf das Meer hinaus. Nur zu gern hätte ich gewusst, was in seinem Kopf vor sich ging. Doch eher hätte ich mir die Zunge abgebissen, als ihn danach zu fragen. Die typische Frauenfrage »Woran denkst du gerade?« war im Spiel der Geschlechter eine der größten Todsünden und von Seiten des Mannes nur noch durch »Wie war ich?« zu toppen.
In der Ferne tuckerte ein hell erleuchtetes Ausflugsboot vorüber. Musik und Stimmfetzen wehten an Land. Dann war alles wieder still. Gebannt lauschte ich dem leisen Plätschern der Wellen, die im steten Gleichklang an den Strand rollten. Wie gierige Zungen, die am Ufer leckten … Also, bitte!, rief ich mich zur Ordnung. Was sind denn das für merkwürdige Fantasien? Ich hatte scheinbar zu viel Sonne abbekommen! Oder es lag an Mareike, die fast pausenlos von Sex schwafelte.
Als Ludgers Hand zufällig meinen Po streifte, rieselte ein Schauer durch meinen Körper.
»Frierst du?«, fragte er.
»Ein bisschen.«
Da Ludger selbst weder Jacke noch Pullover dabeihatte, legte er mir fürsorglich seinen Arm um die Schulter. »Besser?«
»Viel besser!«
Eng aneinandergekuschelt, schlenderten wir den Strand entlang. Ich hätte noch Ewigkeiten so weiterlaufen können. Bis nach Albanien oder bis ans andere Ende der Welt. Leider sind es oft die ganz banalen Dinge, die einem im Leben einen Strich durch die Rechnung machen, in diesem Fall ein Maschendrahtzaun mit einem Verbotsschild, das uns unmissverständlich klarmachte: bis hierher und nicht weiter! Und so mussten wir wohl oder übel umkehren.
Wieder im Hotel angekommen, begleitete Ludger mich die Treppen zu meinem Zimmer hinauf. Vor der Tür blieben wir stehen. Zärtlich strich er mir eine Haarsträhne aus der Stirn. »Danke für den schönen Spaziergang.«
Wie jetzt? Das sollte es schon gewesen sein? Nach so einem romantischen Abend fand ich das offen gestanden ein wenig dürftig. Ich erwartete ja nicht, dass Ludger mich stürmisch in seine Arme reißen und mir ewige Liebe schwören würde. Aber so ein klitzekleiner Gutenachtkuss musste doch drin sein!
Sein Mund kam im Zeitlupentempo näher. Heiliger Bimbam, der Mann verstand es wirklich, die Vorfreude zu schüren. Gleich – gleich … Doch kurz bevor sich unsere Lippen zu einem zärtlichen oder gar leidenschaftlichen Kuss treffen konnten, wandte er den Kopf ein kleines Stück zur Seite und drückte mir einen flüchtigen Schmatzer auf die
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