Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
wieder nicht. Ich konnte One-Night-Stand auch ohne fremde Hilfe übersetzen. Trotzdem war mir nicht ganz klar, worauf Mareike eigentlich hinauswollte. Sicherheitshalber fragte ich nach.
»Wir reisen erst am Montag ab, du Dummerchen«, antwortete Mareike lachend. »Wenn ihr euch also ranhaltet, bleiben euch nicht etwa nur eine, nicht zwei, sondern sage und schreibe drei volle Nächte. Und nicht zu vergessen: die Tage! Carpe diem, wie der Lateiner sagt. Das ist kein One-Night-Stand. Das kann man schon ohne weiteres als Affäre bezeichnen.«
Das war eigentlich nicht so ganz das, was ich hatte hören wollen. »Denkst du denn nie darüber nach, was aus dir und Jochen wird? Nach dem Urlaub …? Wenn wir wieder in Deutschland sind?«
»Nein, wieso sollte ich?« Mareike gähnte, dann reckte und streckte sie sich wie eine Katze. »Das ist ja gerade das Schöne an einer Urlaubsaffäre. Keine Versprechungen, keine Verpflichtungen. Man hat ’ne schöne Zeit und tollen Sex zusammen, und dann geht jeder wieder seiner Wege.«
»Du sprichst von Jochen wie von …« Ich suchte nach einem passenden Vergleich.
»… wie von einem kleinen Pausensnack, den man zwischen zwei Mahlzeiten vernaschen kann, ohne sich den Appetit zu verderben«, kam mir Mareike, die im Schneidersitz auf dem Klodeckel thronte, bereitwillig zu Hilfe. »Du hast’s erfasst.« Sie warf mir einen prüfenden Blick zu. »Warum willst du das eigentlich so genau wissen? Du hast dich doch nicht etwa verliebt, oder?«
»Ach was!«, wehrte ich erschrocken ab.
»Na, dann ist ja gut.«
Kapitel 7
D er Rest des Urlaubs verging wie im Flug. Ruck, zuck war der Tag unserer Abreise gekommen. Und Ludger hatte immer noch keinen nennenswerten Annäherungsversuch gestartet. Die harmlosen Küsschen und flüchtigen Berührungen, die wir ausgetauscht hatten, waren kaum der Rede wert. Hatte ich mir die Spannung und das Knistern zwischen uns etwa nur eingebildet? Ich konnte mir Ludgers Verhalten beim besten Willen nicht erklären. Er hatte mir unzählige Komplimente gemacht, bei jeder Gelegenheit meine Nähe gesucht und heftig mit mir geflirtet – aber das war’s auch schon. Bis jetzt hatte er mich noch nicht mal nach meiner Adresse gefragt. Bei dem Gedanken, Ludger niemals wiederzusehen, zog sich alles in meinem Inneren zusammen. Vielleicht bekam ich aber auch lediglich meine Periode …
Nachdem wir unsere gepackten Koffer an der Rezeption deponiert hatten, luden Ludger und Jochen uns noch auf einen Abschiedsdrink an die Poolbar ein. Der Moment der Trennung rückte unaufhaltsam näher. Denn während für Mareike und mich der Urlaub an dieser Stelle zu Ende war, wartete auf Ludger und Jochen noch eine Woche Inselhopping an Bord einer griechischen Segelyacht.
Der Countdown lief, nur noch zwanzig Minuten, noch zehn, noch fünf … Der Kloß in meinem Hals schwoll an wie ein fieser Wespenstich. Ich bekam kaum noch Luft.
»Nicht traurig sein.« Ludger zog mich in seine Arme und küsste mich zärtlich. Ich hätte heulen können – vor Glück und Verzweiflung. Als wir uns voneinander lösten, hatte ich den leicht bitteren Geschmack von Blutorangen und Abschied auf den Lippen.
Dann war es auch schon höchste Zeit zum Aufbruch. Wie betäubt folgte ich Mareike zur Rezeption. Als wir dort ankamen, standen an der Stelle, wo sich vor einer halben Stunde noch meterhohe Gepäckberge aufgetürmt hatten, nur noch zwei einsame, verwaiste Koffer. Unsere Koffer.
Der Bus war uns vor der Nase weggefahren, nun mussten wir uns für den Transfer zum Flughafen wohl oder übel ein Taxi leisten. Dabei machten wir die Erfahrung, dass »Auto« in südlichen Ländern ein sehr weit gefasster und großzügig ausgelegter Sammelbegriff für alles mit vier Rädern war. Der herbeigerufene Wagen, der mit quietschenden Bremsen und klapperndem Auspuff vor dem Haupteingang hielt, war kein Taxi, sondern ein mobiler Abenteuerspielplatz. Der Fahrer wusste schon, warum er die Kiste nie wusch, denn so wie’s aussah, wurden die einzelnen Karosserieteile nur noch von einer dicken, verkrusteten Dreckschicht zusammengehalten. In der Fremde lernte man gewisse Dinge erst richtig zu schätzen und vermisste sie schmerzlich. Das eigene Bett beispielsweise. Oder den TÜV, den ich in Deutschland schon etliche Male verflucht hatte. Plötzlich hielt ich die ungeliebte Prüfstelle für eine sehr löbliche und sinnvolle Einrichtung.
»Ludger hat mich noch nicht einmal nach meiner Adresse gefragt«, seufzte ich, nachdem wir auf
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