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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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nachlässig aufs Papier geworfenen Kugelschreiberstriche konnte man nur mit viel Fantasie und Wohlwollen als Buchstaben identifizieren. Fragte sich nur welche. Erst nachdem Mareike und ich gemeinsam eine Weile herumgerätselt hatten, wagten wir, uns festzulegen: O-C-H-E-N-S-C-H-U–.
    Unser detektivischer Spürsinn sagte uns, dass bei »ochen« vorne das »J« amputiert worden war, bei »Schu« musste es sich demnach um die Anfangsbuchstaben des Nachnamens handeln.
    »Na wunderbar! Damit haben wir ihn doch schon fast gefunden«, konstatierte ich ironisch. »Schumann, Schulte, Schubert, Schumacher, Schuster, Schulz – alles sehr seltene und ausgefallene Nachnamen, die es bestimmt nur ein einziges Mal in Düsseldorf gibt. Oder fällt dir womöglich noch ein anderer Name ein, der mit ›Schu‹ beginnt?«
    Betreten starrte Mareike auf ihre Schuhspitzen. »Och, wenn du mich so fragst …«
    Die beiden anderen Fragmente brachten auch keine nennenswerten Hinweise. Abgesehen von etwaigen Fingerabdrücken war der zweite Papierfetzen leer. Auf Fundstück drei standen lediglich ein paar Ziffern, die ebenso gut zur Telefonnummer wie zur Postleitzahl gehören konnten. Vielleicht waren es aber auch nur die Gewinnzahlen der griechischen Lotterie. Wir vermochten nicht einmal mit Bestimmtheit zu sagen, ob es sich um Jochens Handschrift handelte.
    Das Ergebnis unserer Bemühungen war niederschmetternd: Wir hatten völlig umsonst den guten Ruf der deutschen Urlauber aufs Spiel gesetzt. Denn wie man die Puzzleteile auch drehte und wendete – sie brachten uns nicht wirklich weiter.
    Mareike war total geknickt. »Du glaubst gar nicht, wie leid mir das tut!«
    Bestimmt nicht halb so leid wie mir!
    Ein paar Stunden später hatten wir wieder deutschen Boden unter den Füßen – und deutsche Regenwolken über dem Kopf. Willkommen daheim!
    Der Rückflug war ziemlich schweigsam verlaufen. Mareike hatte mit ihrer Flugangst und ich mit meinem Liebeskummer zu kämpfen gehabt. Und als wäre das noch nicht genug, erwartete mich zu Hause bereits die nächste Katastrophe. Als meine Schwester Mareike und mir die Wohnungstür öffnete, traute ich meinen Augen kaum.
    »O Gott!«, hauchte ich anstelle einer Begrüßung.
    »Seit wann so förmlich?«, flachste Lili und flog mir um den Hals.
    Ich drückte sie kurz an mich, schob sie dann aber, um sie besser anschauen zu können, um Armeslänge von mir. »Wer war das? Red schon, wer hat dich so zugerichtet?! Den werde ich mir vorknöpfen! Wenn ich mit ihm fertig bin, wird er es bereuen, je auf die Welt gekommen zu sein.«
    »Wie ich höre, wird mein Typ verlangt.« Philipp kam aus der Küche in die Diele.
    »Du warst derjenige, der sich an Lilis Haaren zu schaffen gemacht hat?« Zornig funkelte ich ihn an.
    »Stets zu Diensten, gnädige Frau. Möchten Sie auch einen Termin? Waschen, schneiden, legen?« Mit einem spitzbübischen Lächeln im Gesicht machte er eine einladende Geste Richtung Badezimmer. Mein Ärger verdampfte wie Wassertropfen auf einer heißen Herdplatte.
    »Sieht geil aus, oder?« Meine Schwester fuhr sich durch ihre langen, seidig glänzenden Haare. Bei ihrem letzten Besuch waren sie noch kastanienbraun gewesen. Wie meine. Nun leuchteten sie in einer Farbe, die je nach Lichteinfall mal zu Pumucklrot, dann wieder mehr zu Neonpink tendierte.
    Die neue Haarpracht war sicher nur ein kleiner Appetizer auf das, was mich in den nächsten Wochen noch mit meiner kleinen Schwester erwarten würde, fürchtete ich. Mareike gingen offenbar ähnliche Gedanken durch den Kopf: »Sieh’s positiv«, versuchte sie, mich aufzubauen. »Ebenso gut könntest du ihr eine Kuhglocke um den Hals hängen. Mit der Haarfarbe geht Lili nirgendwo verloren. Wenn du sie demnächst nachts in irgendwelchen dunklen Klubs und Kaschemmen suchen musst, wirst du Philipp noch dankbar sein.«
    Grund zur Dankbarkeit hatte ich wirklich. Wie sich nämlich herausstellte, hatte meine Schwester vorgehabt, Mareike und mich mit einem Begrüßungsessen zu überraschen. Eine echte Gefahr für Leib und Leben! Denn wo immer Lilis Talente auch liegen mochten – in der Küche ganz sicher nicht! Mit Schaudern erinnerte ich mich an Lilis Spezialrezept: eine Minestrone, salzig wie das Tote Meer! Ähnliche Anschläge auf unsere Geschmacksnerven würden uns, so hoffte ich, an diesem Tag erspart bleiben, denn Philipp hatte angeboten, den Küchendienst zu übernehmen. Jetzt würde sich zeigen, ob Frau Groß in Bezug auf seine Kochkünste zu viel

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