Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
versprochen hatte.
Während Mareike und Philipp sich in der Küche miteinander bekannt machten und beschnupperten, begann ich schon mal, meinen Koffer auszupacken.
»Und, was sagst du, ist Flippi nicht süß?«, wollte meine Schwester, die mir wie ein Hündchen gefolgt war, aufgekratzt wissen.
Die Fliegerei musste mir auf die Ohren geschlagen sein. Ich verstand immer »Flippi«, kannte aber bloß Flip, den Grashüpfer. »Bitte wer? «, hakte ich nach.
»Na Flippi!« Lili verdrehte die Augen. »Philipp meine ich natürlich!«
»Und warum nennst du ihn Flippi?«
»Das fragst du noch? Schau ihn dir doch an! Sein Outfit ist ja wohl echt ausgeflippt, oder?«
»Gewöhnungsbedürftig trifft’s meiner Meinung nach eher.« In puncto Mode schien Philipp über einen sehr eigenwilligen Geschmack zu verfügen. Davon hatte ich mich bei unserem ersten Zusammentreffen ja bereits überzeugen dürfen. Jetzt war er komplett in Schwarz gekleidet, was normal oder gar langweilig gewirkt hätte, wären da nicht die Strümpfe gewesen, die aufgrund ihrer Farbe sofort ins Auge stachen: Die rechte Socke war braunrot, die linke giftgrün.
Falls das ein neuer Trend war, dann hatte ich ihn glatt verpennt. Ehrlich gesagt wusste ich auch nicht so recht, ob es mir gelingen würde, mich für diesen modischen Gag zu erwärmen. Obwohl – praktisch war’s allemal. Wenn ich nur daran dachte, wie viele einzelne Strümpfe mir im Laufe der Jahre auf unerklärliche Weise abhanden gekommen waren …
»Von seinen Kochkünsten kannst du dich ja gleich selbst überzeugen. Außerdem spielt er wahnsinnig toll Saxophon.« Lilis Wangen glühten. »Und er hat keinen Führerschein.«
»Alkoholprobleme?«, fragte ich mitfühlend.
»Warum sollte er ein Alkoholproblem haben? Wie kommst du denn darauf?«
»Die werden ihm den Lappen ja wohl kaum wegen seiner schönen braunen Augen abgenommen haben.«
»Blödsinn! Was du gleich wieder denkst. Er hat nie einen Führerschein besessen. Zum Sender fährt er übrigens jeden Tag mit dem Fahrrad. Sag bloß, das wusstest du nicht?!«
»Nein, das ist mir neu. Seinen Kontostand und seine Blutgruppe hat er mir in den zehn Minuten, die wir uns bis jetzt unterhalten haben, auch noch nicht verraten«, erwiderte ich trocken. »Aber sag mir mal lieber, woher du so gut informiert bist.«
»Flippi hat mir erklärt, wie ich am besten mit der Bahn zur Uni komme. Bei der Gelegenheit waren wir auch gleich zusammen ein Bierchen trinken. Da erfährt man so einiges. Den Rest hat er mir beim Haarefärben erzählt. Ach ja, und gestern hat Flippi für mich Spaghetti Carbonara gekocht.«
Das klang ja fast so, als wären die beiden während meiner Abwesenheit unzertrennlich gewesen.
»Er ist schwer in Ordnung. Wir können echt froh sein, dass wir jetzt so einen netten Nachbarn haben«, erklärte Lili eifrig.
Obwohl das Plädoyer für Philipp keinesfalls gegen Frau Groß gerichtet war, verspürte ich das Bedürfnis, sie in Schutz zu nehmen. »Mit Flippis … äh … ich meine, Philipps Oma bin ich all die Jahre auch wunderbar zurechtgekommen. Wenn du sie kennen würdest, wüsstest du, was für eine Seele von Mensch sie ist.«
»Gute Seele hin oder her, aber hat sie auch so ’nen klasse Hintern wie ihr Enkel?«
Ach, guck mal einer an, dachte ich, das ist Lili also auch schon aufgefallen.
Beim Essen stellte ich fest, dass Philipp tatsächlich noch mehr zu bieten hatte als einen knackigen Po. Sein Risotto mit Gorgonzola konnte sich ohne weiteres mit den kulinarischen Genüssen eines Spitzenrestaurants messen. Mareike und ich mussten es schließlich wissen, denn unsere Gaumen waren in der vergangenen Woche nach allen Regeln der Kochkunst verwöhnt worden. Trotzdem fehlte mir irgendwie der rechte Appetit. Während Mareike sich schon zum dritten Mal den Teller von Philipp nachfüllen ließ, sortierte ich die Reiskörner mit der Gabel von rechts nach links.
»So, jetzt mal raus mit der Sprache.« Lili ließ ihr Besteck sinken. »Was ist los? Bist du krank? Ich kenne dich schon mein ganzes Leben, und wenn du so ein herrliches Essen verschmähst, ist irgendetwas nicht in Ordnung.«
Ich spielte das Unschuldslamm. »Was soll denn nicht in Ordnung sein?«
»Wenn ich das wüsste, würde ich nicht fragen.« Das klang einleuchtend.
»Also, die Sache ist die …«, begann ich etwas umständlich. »Gleich am ersten Abend nach unserer Ankunft haben wir an der Poolbar …«
»Lange Rede, kurzer Sinn: Belinda hat sich im Urlaub unglücklich
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