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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Wirklich! Zum Glück war es mittlerweile gang und gäbe, dass wir Frauen uns vom Herd entfernten – und zwar nicht nur, um im Wohnzimmer Staub zu wischen. Im Gegenzug hatten sich auch die Herren der Schöpfung in zunehmendem Maße emanzipiert: Sie schwangen den Putzlappen, legten Gesichtsmasken auf und mischten bei der Kindererziehung mit. Toll! Aber bei allem Sinn für Gleichberechtigung: Dass Männer nun auch schon Migräne vortäuschten, um sich vorm Sex zu drücken, das ging für meinen Geschmack entschieden zu weit!

Kapitel 13
    E s war mal wieder einer dieser elenden Sonntagabende, an denen man nichts mit sich anzufangen wusste. Missmutig schlurfte ich ins Badezimmer, wo Lili sich gerade vor dem Spiegel zurechtmachte. Sie trug einen breiten roten Gürtel, den sie aus mir unerfindlichen Gründen für einen Minirock zu halten schien, dazu ein enges schwarzes Oberteil, das so weit ausgeschnitten war, dass ihre Brüste fast herauspurzelten. Entsetzt starrte ich auf Lilis Dekolletee. Heiliger Strohsack, mir blieb aber wirklich nichts erspart. »Was zum Teufel ist das?«
    »Ein Delfin.«
    »Schönen Dank, das sehe ich auch.«
    Ungerührt tuschte Lili weiter an ihren langen, seidigen Wimpern herum. »Warum fragst du dann?«
    Halt suchend stützte ich mich am Waschbecken ab. Ganz ruhig bleiben, ermahnte ich mich. Schön tief in den Bauch atmen!
    »Ich hoffe doch sehr, dass das ein Hennatattoo ist, das von allein wieder verschwindet.«
    »Das hoffe ich nicht. Denn dann hat der Tätowierer ein echtes Problem.«
    »Problem – das ist ein gutes Stichwort«, keuchte ich, während ich vergeblich versuchte, die aufsteigende Panik niederzukämpfen. »Vor dir steht eine Frau, deren Lebenserwartung ab sofort gen null tendiert. Wenn Mama und Papa diesen Flipper auf deiner Brust sehen, werden sie mich lynchen.« Ich machte auf dem Absatz kehrt.
    »Wo gehst du hin?«
    »Hyperventilieren«, fauchte ich meine Schwester an. »Rühr dich nicht von der Stelle. Ich bin gleich wieder da.«
    Ich taumelte in die Küche, goss mir ein Gläschen von Frau Groß’ selbst gemachtem Eierlikör ein und kippte es auf ex. Aaah, was tat das gut! Ich genoss die wohlige Wärme, die sich in meinem Bauch ausbreitete. Nach dem dritten Schnapspinnchen wurde ich ruhiger. Shit happens. Es war eh nicht mehr zu ändern. Wenigstens hatte Lili für ihre Tätowierung ein zeitloses Motiv gewählt. Falls sie mit zunehmendem Alter fülliger werden sollte, würde der Delfin mitwachsen und sich in einen Walfisch verwandeln. Echt praktisch.
    Mit dem vierten Gläschen Eierlikör in der Hand – schließlich konnte man nicht wissen, was für Überraschungen meine Schwester noch auf Lager hatte – kehrte ich zu Lili zurück.
    Die lenkte sogleich vom Thema ab. »Warum bist du denn überhaupt noch hier? Wolltest du heute Abend nicht mit Ludger essen gehen?«
    Noch so ein unangenehmes Thema. »Er hat abgesagt.«
    »Was? Schon wieder? Du solltest Stornogebühren verlangen, dann wärst du bald stinkreich.«
    Damit hatte Lili leider nicht ganz Unrecht. Seit Mareikes Party war schon mehr als eine Woche vergangen. In dieser Zeit hatten Ludger und ich uns noch kein einziges Mal gesehen. Das war bereits das zweite Date, das er platzen ließ. Aber schließlich konnte der Arme nichts dafür, dass er in der Kanzlei so hart schuften musste. Oder ging er mir absichtlich aus dem Weg? Verdammt, was zum Kuckuck stimmte nicht mit ihm? Oder mit mir?
    »Mensch, dann geh doch trotzdem weg.« Lili fuchtelte mit dem Parfumzerstäuber vor meiner Nase herum. »Das Leben ist viel zu kurz, um hier rumzusitzen und Trübsal zu blasen. Geh mal wieder vor die Tür, amüsier dich!«
    Endlich kapierte ich. »Kann es vielleicht sein, dass du mich loswerden willst?«
    Lili schenkte mir den unschuldigsten Augenaufschlag, den sie in ihrem Repertoire hatte. »Wie kommst du denn darauf? Ich möchte doch bloß, dass du Spaß hast.«
    Ihre übergroße Sorge um mein Wohlergehen bestätigte mich in der Annahme, dass irgendwas im Busch war. »Was hast du denn heute Abend vor?« Es gelang mir, meine Stimme einigermaßen beiläufig klingen zu lassen.
    »Och, nichts Besonderes.«
    »Dafür, dass du nichts Besonderes unternehmen willst, hast du dich aber verdammt hübsch gemacht.«
    »Ja, findest du?« Lili lächelte zufrieden ihr Spiegelbild an und zupfte dabei ihren Ausschnitt zurecht. »Philipp kommt nachher vorbei, unsere Dusche funktioniert nämlich nicht richtig.«
    Aahh ja. Jetzt wurde mir so einiges klar. Nur

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