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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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es hingehörte. Ich war mir sicher, dass widerspenstige Haare, Augenringe oder Sommersprossen bei ihr nicht den Hauch einer Chance hatten. Das energisch vorgereckte Kinn sprach Bände. Jede Wette, dass sie es schaffte, einen Pickel mit purer Willenskraft zum Verschwinden zu bringen. Falls er sich überhaupt hervortraute … Unwillkürlich fragte ich mich, wie man es schaffte, ein dermaßen lupenreines Make-up hinzubekommen. Malen nach Zahlen? Auch ihre langen blonden Haare waren so tadellos frisiert, dass sie fast wie eine Perücke wirkten.
    Jil war schlank. Extrem schlank. Zweifelsohne gehörte sie zu den Frauen, die eine geviertelte Cocktailtomate bereits für ein mehrgängiges Menü hielten. Weibliche Rundungen? Fehlanzeige. Verglichen mit dieser Frau war ich die reinste Sexbombe. Warum fühlte ich mich dann neben ihr so unzulänglich? Waren meine fettigen Haare daran schuld? Oder der Schokoladenfleck auf meiner Hose? Oder lag es ganz einfach an der Tatsache, dass Jil etwas hatte, das sich weder durch einen schönen Busen noch durch einen apfelförmigen Po aufwiegen ließ: den Mann an ihrer Seite. Ludger.
    »Wir gehen dann jetzt«, hörte ich wie durch Watte hindurch von ganz weit weg eine Stimme sagen. »Schönen Abend noch.« Mareike knuffte mich in die Seite. Ich erwachte aus meiner Betäubung und sah gerade noch, wie Ludger und Jil sich umwandten und in der Menge verschwanden.
    »Das gibt’s doch wohl nicht«, flüsterte ich tonlos.
    »Leider doch«, bemerkte Mareike grimmig. »Scheiße, du hast wirklich kein Glück.«
    »Und Pech noch dazu.« Jenny streichelte mitfühlend meine Hand. »Verdammt, Belinda, warum hast du ihn so einfach davonkommen lassen? Ich an deiner Stelle hätte ihm erst einmal einen richtig kräftigen Tritt in den Arsch gegeben.«
    »So viel Energieaufwand ist der Kerl doch gar nicht wert.« Mareike legte den Arm um meine Schulter und drückte mich tröstend an sich. »Mensch, was machen wir denn jetzt mit dir?«
    »Ich möchte einfach nur noch in mein Bett und mir für die nächsten hundert Jahre die Decke über den Kopf ziehen.« Mist, das ging ja gar nicht! Lili würde es mir nie verzeihen, wenn ich so früh nach Hause käme.
    »Warum schläfst du nicht einfach heute Nacht bei mir?«, schlug Mareike vor. »Wir quatschen in Ruhe über alles und mampfen dabei ’ne Riesenpackung Eiscreme.«
    Laut Mareike gehörte Schokoladeneis in jede gut sortierte Hausapotheke. Sie musste es schließlich wissen, denn im Kindergarten kam das schmerzstillende Allheilmittel fast täglich zum Einsatz. Zwar hatte ich mir weder das Knie aufgeschlagen noch den Finger geklemmt, aber auch bei Seelenkummer wirkte Eiscreme, in größeren Dosen verabreicht, normalerweise Wunder. An diesem Tag ließ die tröstliche Wirkung bedauerlicherweise verdammt lange auf sich warten. Die halbe Jumbopackung war schon leer, aber mir ging es immer noch keinen Deut besser.
    »Warum, warum, warum? Warum hat er mich angelogen?«, schluchzte ich, während ich den Löffel wie einen Dolch tief in die braune Masse stieß. »Warum hat er mir nicht gesagt, dass er schon vergeben ist? Oder warum bin ich dusselige Kuh nicht von allein darauf gekommen? Ich hätte es wissen müssen: Männer wie Ludger sind niemals solo!«
    »Blödsinn!
    »Ich hab echt geglaubt, dass er in mich verliebt ist. Meinst du, er hat mir alles bloß vorgespielt?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Wenn er nur auf eine kleine Affäre aus gewesen wäre, dann hätte er sich wohl kaum so standhaft geweigert, mit dir ins Bett zu gehen. Und impotent ist er nicht – das wissen wir ja nun aus sicherer Quelle.«
    »Aber was wollte er denn dann von mir?«
    Mareike zuckte hilflos die Schultern. »Ach, Süße, ich weiß es doch auch nicht. Glaub mir, es hat gar keinen Sinn, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Um Männer verstehen zu können, musst du mindestens zwanzig Semester Psychologie studiert haben.«
    In Ludgers Fall würde vermutlich nicht einmal das reichen! Ich wischte mir die Tränen weg und schnäuzte energisch in ein Taschentuch. So, genug geflennt! Zumindest fürs Erste … »Bevor ich’s vergesse – ich muss eben mal kurz zu Hause anrufen.« Ich griff nach dem schnurlosen Telefon, das neben der Eiscremepackung lag, doch Mareike war schneller. »Ist das wirklich nötig, dass du die beiden störst?«
    »Na hör mal, Lili wird sich Sorgen machen, wenn ich nicht heimkomme.«
    »Sicher, du hast völlig Recht. Deine Schwester wird vor lauter Sorge nicht schlafen

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