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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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können.« Hörte ich da sanfte Ironie in ihrer Stimme? »Die ganze Nacht wird sie sich fragen, wer ihr morgen früh den Kaffee kocht und das Frühstück zubereitet. Na ja, vielleicht übernimmt Philipp das ja auch …«
    »Ja, vielleicht … Und jetzt gib mir das Telefon.«
    »Nein!«
    »Aber es wird Lili doch sicher freuen zu hören, dass sie sturmfreie Bude hat.«
    »Na schön.« Mareike reichte mir den Apparat. »Aber fass dich bitte kurz.«
    »Sexualberatungsstelle Düsseldorf«, meldete Lili sich nach dem fünften oder sechsten Klingeln aufgekratzt. »Was kann ich für Sie tun?« Wenn mich nicht alles täuschte, war meine kleine Schwester nicht mehr ganz nüchtern.
    »Hi, Lili, hier ist Belinda.«
    »Belinda?« Ihrer Stimme war deutlich anzumerken, dass sich die Freude über meinen Anruf in Grenzen hielt. »Was willst du?«, fragte sie ein wenig unwirsch.
    »Dir Bescheid sagen, dass ich heute bei Mareike übernachten werde.«
    »Oh, das sind ja mal gute Neuigkeiten!« Der Klang ihrer Worte war wie eine warme Trommelfellbestrahlung. Durch die Leitung konnte ich spüren, dass ihr Gesicht aufleuchtete. »Dann wünsche ich euch Mädels natürlich viel Spaß bei eurer Pyjamaparty. Grüß Mareike von mir.« Schon wollte sie auflegen.
    »Lili …«
    »Was denn noch?«, fragte mein Schwesterherz ungeduldig.
    »Ist bei dir alles O. K.?«
    »Sicher. Du kannst vielleicht Fragen stellen. Willst du auch noch wissen, ob ich was Vernünftiges gegessen habe oder ob ich warm genug angezogen bin?«, neckte sie mich.
    Ja! Ja! Ja! Ich freute mich, dass Lili das Thema von sich aus angesprochen hatte. Die Vitamine waren mir völlig wurscht, aber natürlich interessierte mich brennend, was sie anhatte. Oder vielmehr: ob sie überhaupt noch etwas anhatte …
    »Mach dir mal keine Sorgen, Belinda. Ich fühl mich hervorragend. Mir ginge es allerdings noch besser, wenn du endlich auflegen würdest. War nett, mit dir zu plaudern, aber jetzt hab ich wirklich Wichtigeres zu tun.« Sie kicherte viel sagend. »Man sieht sich. Bis morgen, Schwesterlein.«
    Zack, aufgelegt.
    »Bis morgen.«

Kapitel 14
    W ie Mareike prophezeit hatte, sah die Welt am nächsten Morgen schon ganz anders aus: heller, sonniger – und noch deprimierender! Bei Tageslicht betrachtet, wurde mir das Ausmaß meines Beziehungsdebakels erst richtig bewusst. Ich spielte mit dem Gedanken, mich im Laden krankzumelden, aber zu Hause würde mir erst recht die Decke auf den Kopf fallen. Und so fuhr ich nach Mareikes berühmt-berüchtigtem Stehkaffee – das Gebräu war so stark, dass der Löffel fast von allein darin stand – zum Duschen und Umziehen nach Hause.
    Ich fühlte mich furchtbar. Wie eine Kröte, über die eine ganze LKW-Kolonne hinweggedonnert war. Kein Wunder, denn in der vergangenen Nacht war an Schlaf überhaupt nicht zu denken gewesen. Erst hatte ich mit Mareike bis in die frühen Morgenstunden hinein in der Küche gesessen und versucht, die jüngsten Ereignisse zu verarbeiten. Was natürlich nicht einmal ansatzweise geglückt war. Danach hatte ich mich schlaflos von einer Seite auf die andere gewälzt. Dementsprechend gerädert fühlte ich mich jetzt.
    Als ich mich mit letzter Kraft die Treppe hinaufschleppte, vernahm ich hinter der Kötter’schen Wohnungstür ein heiseres Bellen. Komisch, irgendwie klang Rudis Kläffen immer ein wenig nach Raucherhusten. »Halt die Klappe, sonst kommst du ins Heim«, zischte ich dem kleinen Wadenbeißer durch den Briefkastenschlitz schlecht gelaunt zu.
    Als ich meine Wohnung betrat, wurde mir klar, was Dackel Rudi so erzürnt hatte. Wie ein geölter Blitz stürmte ich in die Diele und von da aus gleich weiter in Lilis Zimmer. Dort bimmelte, summte, hupte und tutete es in allen Ecken. Mitten in diesem Tumult lag Lili und ratzte stillvergnügt vor sich hin. Erst einmal brachte ich die Wecker zum Schweigen, dann kümmerte ich mich um meine Schwester. »Hey, du Schlafmütze, wach auf!« Ich rüttelte sanft an ihrer Schulter.
    Die Reaktion war gleich null. Ergo musste ich mein Schwesterlein wohl etwas härter anpacken. Gesagt, getan, aber Lili rührte sich immer noch nicht.
    Na gut, wenn es auf die sanfte Tour nicht funktionierte – ich konnte auch anders. Mit einem Ruck zog ich ihr die Bettdecke weg. Was nun folgte, war einfach unglaublich. Statt des erwarteten Wutausbruchs schlug Lili die Augen auf und lächelte mich so breit an, dass eine Zahnbürste quer in ihren Mund gepasst hätte.
    »Guten Morgen, Schwesterherz«,

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