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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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die Zeitung. Schnell hatte ich die Stelle, an der sie aufgehört hatte zu lesen, gefunden. »Firmengründer Eugen vom Hagen verkündete in seiner Festrede, dass die nächste große Feier nicht lange auf sich warten lasse. Die Hochzeit seines Sohnes Ludger vom Hagen und dessen Verlobter Doktor Julia Fabian, sei für das nächste Frühjahr geplant.«
    »Er will diese dumme Kuh also wirklich heiraten!«
    »Sie hat einen Doktortitel«, bemerkte ich dumpf.
    »Na und? Dann ist sie halt eine promovierte Kuh. Kein Grund, deshalb irgendwelche Komplexe zu bekommen.«
    Wenn sogar die Zeitung darüber berichtet, überlegte ich, muss es wohl stimmen: Ludger würde Jil, die in Wirklichkeit ganz ordinär Julia hieß, zu seiner Frau nehmen. Schluss, aus, finito. Ein Teil von mir hatte sich bis jetzt standhaft geweigert, das zu akzeptieren. Doch nun hatte ich es sogar schriftlich!

Kapitel 17
    D ie Nachricht kam per Post. Ein unscheinbares weißes Kuvert, das flankiert von bunten Reklameblättchen im Briefkasten lag. Lediglich der Absender versetzte mich in helle Aufregung. Mit klopfendem Herzen wendete ich den Umschlag in den Händen, so als könnte mir das Gewicht des Briefes Aufschluss über den Inhalt geben. Studienplatz oder kein Studienplatz? Das war hier die Frage, deren Beantwortung über meine weitere berufliche Zukunft entscheiden würde. Ich hielt den Bescheid der Fashion Academy versuchsweise gegen das Licht. Aber das brachte mich auch nicht weiter.
    Mit zitternden Fingern ritzte ich den Umschlag auf. Mein Privatleben war ein einziges Desaster. Da wäre es doch wohl nur fair, fand ich, wenn mir zumindest beruflich ein wenig Glück vergönnt wäre. Aber das Leben ist nicht fair. Liegt man bereits am Boden, kommt garantiert jemand vorbei und tritt noch mal drauf. »Bla, bla, bla … Wie Sie sicher wissen, haben wir nur eine begrenzte Anzahl an Studienplätzen zu vergeben. Daher müssen wir Ihnen leider mitteilen …«
    Ich hatte es nicht anders verdient. Das war die gerechte Strafe. Die Strafe dafür, dass ich meine Schwester so schäbig hintergangen hatte. Davon war ich überzeugt. Mein schlechtes Gewissen brachte mich fast um. Ich schämte mich in Grund und Boden und konnte Lili kaum noch in die Augen schauen. Es gab nicht viel, was ich in meinem Leben bereute, aber ich hätte alles darum gegeben, das unrühmliche Intermezzo in Philipps Wohnung ungeschehen zu machen … Bestimmt konnte man mir an der Nasenspitze ansehen, was für eine niederträchtige Person ich war.
    Aus Angst, Philipp über den Weg zu laufen, verschanzte ich mich in meinen eigenen vier Wänden. Wenn ich die Wohnung verlassen musste, um zur Arbeit zu gehen oder weil der Kühlschrank leer war, schaute ich immer erst durch den Türspion, um zu prüfen, ob die Luft rein war. Mittlerweile hatte ich kaum noch frische Klamotten im Schrank, denn ich mied den Waschkeller, als wäre er atomares Sperrgebiet. Die Gefahr, dort mit Philipp zusammenzutreffen, war einfach zu groß. Zum Glück hatte ich keine Schweißfüße! So konnte ich meine Strümpfe auch mal problem- und geruchlos zwei Tage hintereinander tragen. Aber auch mein Unterwäschevorrat ging langsam zur Neige. Über kurz oder lang würde ich mir wohl neue kaufen müssen.
    Erschwerend kam hinzu, dass ich einen Zweifrontenkrieg führte. Auf der einen Seite Philipp, auf der anderen Ludger – und ich mitten drin. Denn nachdem Ludger begriffen hatte, dass er mit den Blumen bei mir nichts ausrichten konnte, ging er nun dazu über, mich mit Telefonanrufen zu bombardieren.
    Beim ersten Mal war ich leichtsinnigerweise an den Apparat gegangen. »Belinda, lass dir doch erklären …«, hatte Ludger mich beschworen.
    Was? Was wollte er mir erklären? Zwar war es meines Wissens etwas aus der Mode gekommen, sich zu verloben, aber die Bedeutung dieses Wortes war mir dennoch vertraut. Warum sollte ich mir also weiter von Ludger in eitrigen Wunden herumbohren lassen? Mein Selbsterhaltungstrieb und meine Reflexe waren noch tipptopp in Schuss. Und so beendete ich das Telefonat, bevor Ludger weiterreden konnte.
    Aber so schnell gab er nicht auf. Das Telefon klingelte in einer Tour. Wenn der Apparat gerade mal ausnahmsweise still war, bimmelte mein Handy. Es war nicht zum Aushalten! Irgendwann hatte ich die Schnauze voll und zog einfach den Stecker aus der Wand. Und wofür hat ein Handy schließlich eine Mailbox, wenn nicht, um unliebsame Anrufe abzufangen?
    Was die modernen Kommunikationsmittel betraf, waren wir nun

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