Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Matratze wund liegen würde. Oder – ach was, das kam ja überhaupt nicht infrage.
In diesem Moment verstärkte Ludger seine Bemühungen und sein Tempo. O.K., O.K., überredet. Möglichkeit zwei war doch nicht so abwegig. Warum sollte ich – Ludger zuliebe – nicht einfach einen Orgasmus vortäuschen? Wenigstens einen klitzekleinen …
Zu dumm, dass ich über keinerlei Erfahrung auf diesem Gebiet verfügte. Ich zermarterte mir das Hirn: Wenn es stimmt, was in den Medien berichtet wird, dann spielen unzählige Frauen ihren Lovern im Bett tagtäglich etwas vor. So schwer kann das doch nicht sein! Spätestens seit dem Film Harry and Sally wusste doch schließlich jedes Kind, wie das funktionierte. Zusammen mit Mareike hatte ich mir die Szene, in der Meg Ryan alias Sally anschaulich demonstriert, wie man einen Orgasmus vortäuscht, bestimmt schon ein halbes Dutzend Mal angeschaut. Obwohl wir uns dabei immer wieder aufs Neue königlich amüsiert hatten, war der Streifen nach Mareikes Ansicht keine Komödie, sondern ein Schulungsvideo. Nun würde sich zeigen, was ich gelernt hatte.
Wahrscheinlich war ich nicht halb so gut wie Sally – trotzdem mussten meine Lustjauchzer halbwegs überzeugend gewirkt haben, denn plötzlich ging alles ganz fix. Als Ludger endlich mit einem Stöhnen in sich zusammensackte, fühlte ich mich, als hätte ich gerade den Mount Everest bestiegen. Ohne Sauerstoffflasche und mit geschätzten neunzig Kilo Marschgepäck auf dem Bauch.
Ich war völlig am Ende und restlos ausgepowert. Bis dato hatte ich nicht gewusst, dass die schönste Nebensache der Welt so anstrengend sein konnte! Mit einem Mal hatte ich sogar Verständnis dafür, wenn ein Mann nach dem Sex sofort einschlief. Mehr noch: Ich wünschte es mir sogar sehnlich! Denn ich selbst wollte mich einfach nur noch auf die andere Seite drehen und das Gleiche tun. Aber das konnte ich mir abschminken. Die reguläre Spielzeit war zwar abgelaufen, doch ein echter Gentleman-Lover wie Ludger ließ sich auch das Nachspiel nicht nehmen.
Ich hoffte von ganzem Herzen, dass er es sich nicht zum Ziel gesetzt hatte, mich gleich bei unserem ersten Mal mit multiplen Orgasmen zu verwöhnen. In diesem Fall musste ich leider passen. Meinen schauspielerischen Fähigkeiten waren Grenzen gesetzt.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, brauchte ich ein paar Minuten, um mich in der fremden Umgebung zurechtzufinden. Wo war Pu der Bär, der sonst immer an meinem Kopfende Wache hielt? Und warum stank es so widerwärtig nach Parfum? Nach und nach kehrte die Erinnerung zurück. Neben mir schlummerte Ludger. Sogar mit halb offenem Mund sah er noch zum Dahinschmelzen aus. Eine Haarsträhne hing wirr in seine Stirn, auf seinen Wangen sprossen dunkle Bartstoppeln. Seufz, so einen Mann musste man ganz einfach lieben, oder?!
Ich ärgerte mich maßlos, dass es seiner Ex gelungen war, uns unsere erste Liebesnacht zu versauen. Na ja, halb so wild, es würden hoffentlich noch viele weitere folgen. Plötzlich war ich hellwach, an Schlaf war nicht mehr zu denken.
Da meine Bluse noch irgendwo auf dem Treppenabsatz lag, schnappte ich mir das erstbeste Kleidungsstück, das mir in die Hände fiel: ein anthrazitfarbenes Herrenhemd von Ludger. Ich schlüpfte hinein und tappte auf nackten Füßen nach unten. Hach, jetzt einen schönen starken Kaffee!
Suchend drehte ich mich um die eigene Achse. Himmel sakra, in dieser Küche gab es allen erdenklichen Luxus, vermutlich sogar einen elektrischen Eierköpfer. Doch wo zum Kuckuck, grübelte ich, ist wohl die gute alte Kaffeemaschine versteckt? Unentschlossen blieb ich vor einem chromglänzenden Ungetüm stehen, über dessen Verwendungszweck ich nur vage Mutmaßungen anstellen konnte. Mit etwas Glück konnte es sich um eine Kaffeemaschine handeln – so ein hypermodernes Teil, das den Milchschaum auf dem Cappuccino mit ein paar Schokoflöckchen garnierte und einem danach die Tasse auch noch ans Bett brachte. Ich wollte lediglich stinknormalen Kaffee – zum Mitnehmen – das musste doch wohl irgendwie hinzukriegen sein.
Ich füllte Wasser ein und fütterte die Maschine mit Kaffeepulver, das ich im Küchenschrank gefunden hatte. Dann drückte ich auf gut Glück ein paar Knöpfe und wartete, was passierte. Zuerst einmal gar nichts. Dann endlich – ein lautes Zischen. Aaah, na bitte! Jetzt tat sich was. Voller Vorfreude harrte ich der Dinge, die da kommen würden. Und es kam tatsächlich etwas – jede Menge feuchtes Kaffeepulver, das mir
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