Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
das verchromte Ungeheuer mit einem zornigen Grollen entgegenspie.
Schöne Bescherung! Ich sah aus, als hätte ich die Windpocken. Doch nicht nur ich war von Kopf bis Fuß mit Sprenkeln übersät, auch Ludgers Küche hatte einiges abbekommen. Es gab nur zwei mögliche Ursachen für diese Riesensauerei: ein technischer Defekt oder menschliches Versagen. Insgeheim tippte ich auf Letzteres, stritt jedoch erst einmal alles ab und gab der Maschine lautstark die Schuld: »Scheißkiste, du!«
Intelligente Technik?! Pah, lächerlich!, dachte ich. Von einem intelligenten Gerät kann man ja wohl erwarten, dass es einen auf Bedienungsfehler aufmerksam macht. Ärgerlich bückte ich mich, um in dem Schrank unter der Spüle nach Eimer und Wischlappen zu suchen.
»Falls du gerade versuchst, aus dem Kaffeesatz zu lesen – die Mühe kannst du dir sparen. Ich verrate dir gerne, wie das kleine Techtelmechtel zwischen dir und Ludger weitergeht.«
Zu Tode erschrocken, wirbelte ich herum. O nein, jetzt musste ich schon wieder in diese dämliche Visage gucken. Und das auf nüchternen Magen! »Wärst du so freundlich, mir zu verraten, was du hier treibst?«
»In deinem Fall erübrigt sich diese Frage ja wohl«, bemerkte Jil mit einem anzüglichen Blick auf meine spärliche Bekleidung spitz. Ludgers Hemd bedeckte gerade mal so mit Ach und Krach meine Pobacken. »Lass dich nicht stören! Ich wollte nur rasch ein paar Dinge abholen, die ich vergessen habe.« Sprachlos über so viel Dreistigkeit, beobachtete ich, wie Jil im Wohnzimmer umherlief und diversen Kleinkram – Kerzenständer, Serviettenringe und Vasen – in dem von ihr mitgebrachten Karton verschwinden ließ. Als die Kiste voll war, sah sie sich noch einmal prüfend im Raum um. »Ach ja, ein paar von meinen Büchern hab ich hiergelassen. Falls du Langeweile bekommen solltest – nur zu, bedien dich ruhig. Aber das brauche ich dir wohl nicht extra zu sagen. Du scheinst es mit Mein und Dein ja ohnehin nicht so genau zu nehmen«, verspritzte Ludgers Ex weiter ihr Gift. Die Tussi verfügte wirklich über jede Menge Ätzpotenzial. »Na, wie auch immer, ich habe einfach keine Lust, die schweren Schinken ständig hin und her zu schleppen. Die Mühe lohnt sich nicht. Denn ob’s dir passt oder nicht: In ein paar Wochen werde ich sowieso wieder hier einziehen.«
Ja, ja, und der Mond ist aus Käse. Die vielen Haarspraydämpfe hatten der Guten wohl das Gehirn vernebelt! Ich gab vor, mich furchtbar zu langweilen und gähnte unverhohlen. Den Gefallen, auf ihr blödes Gequatsche anzuspringen, tat ich ihr nicht. Darauf wartete die blöde Schnepfe nur.
»So eine Trennung auf Zeit wirkt bekanntlich Wunder«, fuhr Jil fort. »Die Affäre mit dir hat nichts zu bedeuten. Ein kleines amouröses Abenteuer, weiter nichts. Lästig, aber schnell wieder vorbei – wie Masern oder Mumps.« Sie lächelte süffisant. »Ludger soll sich vor unserer Hochzeit ruhig noch ein bisschen die Hörner abstoßen. Falls du dir also eingebildet haben solltest, du könntest ihn mir einfach so ausspannen – vergiss es.« Sie funkelte mich wütend an. »Nur über meine Leiche!«
»Das dürfte sich einrichten lassen.« Wie hatte es Ludger nur zwei Jahre mit dieser Frau ausgehalten?
Jil griff nach der Kiste, die sie auf dem Küchenboden abgestellt hatte. »So, ich verschwinde dann mal wieder.«
»Moment, nicht so eilig. Ich glaube, du hast noch was vergessen.«
Ihr Blick wanderte umher. »Nicht, dass ich wüsste.«
Aber ich. »Die Wohnungsschlüssel!«
Jil ignorierte die Hand, die ich ihr entgegenhielt, und ließ den Schlüssel mit einer verächtlichen Geste klirrend auf die Küchentheke fallen. »Sei so gut, und richte Ludger bitte ganz liebe Grüße von mir aus«, zwitscherte sie beim Gehen, so als wären wir gute alte Bekannte, die sich zufällig an der Bushaltestelle getroffen hatten.
Kapitel 20
D ie Saat, die Jil ausgestreut hatte, war aufgegangen. Zwar gab es keinen aktuellen Anlass, um an Ludgers Aufrichtigkeit zu zweifeln, aber unsere unerquickliche Vorgeschichte war ein Nährboden, auf dem Misstrauen ganz ausgezeichnet gedieh. Eigentlich konnte ich mich nicht beklagen. Zwischen Ludger und mir lief es gut – auch im Bett. Nach unserem etwas missglückten ersten Mal hatte Ludger ein Raumdeo gekauft, das nach Pfirsichblüten duftete. Zumindest behauptete das der Hersteller. Meiner Meinung nach roch das Zeug irgendwie ein bisschen nach Toilettenduftstein, aber das war mir alle Male lieber, als ständig an
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