Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
als Schwiegertochter. Und wenn ich deine werte Frau Mama richtig einschätze, bekommt sie immer, was sie sich in den Kopf gesetzt hat.«
Ludgers Gesicht verfinsterte sich. »Das stimmt. Aber dann wird das eben die Ausnahme.« Kämpferisch reckte er das Kinn vor. »Ich liebe dich, Belinda. Was kann ich denn noch tun, um dich von der Aufrichtigkeit meiner Gefühle zu überzeugen?« Das klang fast schon ein wenig theatralisch. Und nach einer kurzen, dramaturgischen Pause fiel er sogar vor mir auf die Knie. »Belinda, willst du mich heiraten?«
Wider Willen musste ich lachen. Es sah aber auch wirklich zu komisch aus, wie Ludger auf Knien vor meinem Barhocker herumrutschte. »Ich hab gerade heiraten verstanden, als du heiraten gesagt hast«, gluckste ich. »Ist das nicht zum Schießen?«
»Lach nicht!« Ludger stand wieder auf. »Belinda, ich meine es ernst. Willst du meine Frau werden?«
Vor Schreck bekam ich Schluckauf. »Ja … hicks.« Eigentlich hatte ich sagen wollen: Ja, bist du denn noch zu retten? Aber so weit kam ich gar nicht, denn irgendwie hatte ich auf meinem Barhocker das Gleichgewicht verloren und plumpste Ludger wie ein nasser Sack in die Arme.
»Du hast Ja gesagt, du hast tatsächlich Ja gesagt!« Ludgers verblüffter Gesichtsausdruck war filmreif. Er schien es kaum glauben zu können. »Also, ich hab wirklich Verständnis dafür, wenn du noch etwas Bedenkzeit brauchst …«
»Wozu?« Ich begann mich spontan für diese Eheschließung zu erwärmen. Mein ganzes Leben lang hatte ich immer vernünftig und besonnen gehandelt. Höchste Zeit, endlich mal etwas zu riskieren!
Ludger sah mich verdutzt an, dann begann er zu lachen. »Stimmt – worauf warten wir noch? Dann mal nichts wie los!«
»Wie bitte?« Meine kleinen grauen Zellen arbeiteten im Zeitlupentempo. Faule Bande! »Du meinst: Jetzt sofort?«
»Klar, warum nicht? Wir sind in Las Vegas! Oder willst du lieber noch mal drüber schlafen?«, gab Ludger mir erneut die Chance, einen Rückzieher zu machen.
Es wäre wahrscheinlich gar nicht so verkehrt gewesen, die Entscheidung zu vertagen. Schließlich gab es vor einer Hochzeit noch so dies und das zu bedenken und zu klären. Zum Beispiel die Frage aller Fragen, die sich jede Frau in einer ähnlichen Situation gestellt hätte: Was soll ich bloß anziehen?!
Als kleines Mädchen hatte ich immer davon geträumt, in einer Wolke aus weißem Taft und weißer Spitze vor den Altar zu treten. Zum Glück ändert sich der Geschmack mit den Jahren. Ein schlichteres Hochzeitsoutfit war mittlerweile ganz in meinem Sinne. Jeans und Sneakers mochten vielleicht auf den ersten Blick ein bisschen sehr schlicht erscheinen, aber das war eben echtes Understatement! Außerdem wollte ich das Glück meines Lebens nicht von solch unbedeutenden Äußerlichkeiten abhängig machen. Ich gab mir einen Ruck. »Was du heute kannst besorgen … hicks … das verschiebe nicht auf morgen.«
Während Ludger zur Rezeption eilte, um »die Sache«, wie er unsere Hochzeit nannte, klarzumachen, blieb ich allein mit meiner Strawberry Margarita an der Bar zurück. Machte ich auch wirklich keinen Fehler? Im Geiste ging ich noch mal meine Checkliste durch. Ludger war intelligent, humorvoll, fürsorglich, liebevoll usw. usw. Er erfüllte alle Kriterien zu hundert Prozent. Ja, mehr noch, eigentlich war er als Traumprinz schon fast überqualifiziert!
Andererseits kam die Hochzeit natürlich ein bisschen arg plötzlich. War es nicht verrückt, nach so kurzer Zeit zu heiraten? Schon, aber wäre es nicht noch viel verrückter, Ludgers Heiratsantrag abzulehnen?! Andere Frauen rissen sich ein Bein und den Konkurrentinnen die Haare aus, um sich einen Mann wie Ludger zu angeln. Ich hingegen hatte ihn bereits am Haken und musste nichts weiter tun, als die Angel einzuholen. Hmm, irgendetwas gefiel mir an diesem Bild nicht. Hatte Philipp bei unserem Streit nicht genau diesen Vergleich benutzt? Pah, Philipp, dieser Schmalspurcasanova, hatte doch überhaupt keine Ahnung!
Kurz darauf kehrte Ludger an die Bar zurück. Das war wirklich fix gegangen! Sogar mitten in der Nacht war in Vegas eine Trauung scheinbar nicht schwieriger zu bekommen als ein Hamburger mit Fritten.
Als wir ein paar Minuten später die Hotellobby durchquerten und durch den Haupteingang hinausgingen, traf mich fast der Schlag. Vor der Tür wartete eine weiße Stretchlimousine mit getönten Scheiben und livriertem Chauffeur auf uns. Es fehlte nur noch der rote Teppich! Aber ich war
Weitere Kostenlose Bücher