Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
Vom Netzwerk:
reden! Sie würde mir helfen, Klarheit in meine Gedanken zu bringen, mich trösten und mir hoffentlich auch ein paar gute Ratschläge geben.
    Um Ludger ja nicht zu wecken, krabbelte ich so leise wie möglich unter der Decke hervor, schlich auf Zehenspitzen ums Bett herum und stibitzte sein eingeschaltetes Handy vom Nachttisch. Nachdem ich die Badezimmertür von innen verriegelt hatte, gab ich mit zitternden Fingern und klopfenden Herzen dann Mareikes Telefonnummer ein.
    »Komm schon, geh ran!«, murmelte ich. Aber meine Freundin schien ausgeflogen zu sein. Mist, verdammter!
    Wer kam sonst noch infrage? Meine Eltern? Das war keine gute Idee. Bei diesem Problem waren sie wohl kaum die optimale Anlaufstation. Sie würden mich auf der Stelle in die Psychiatrie einweisen lassen oder vor Schreck tot umfallen, wenn ich ihnen am Telefon verkündete: »Hallo Mama, hallo Papa, ich rufe aus Las Vegas an. Stellt euch vor: Elvis lebt, und ich hab geheiratet. Ihr kennt euren Schwiegersohn zwar nicht, aber er ist wirklich ein feiner Kerl.«
    Wem konnte ich mich sonst noch anvertrauen? Meine Schwester kam mir in den Sinn.
    Kurze Zeit später hatte ich Lili auch schon am Apparat. »Hi, Schwesterherz, how do you do?«, flötete sie gut gelaunt, als sie meine Stimme erkannte.
    Ohne überflüssiges Vorgeplänkel kam ich gleich zur Sache: »Lili, ich glaub, ich hab geheiratet.«
    »Halt mal. Das ging mir jetzt etwas zu schnell …« Na prima, dachte ich, da sind wir ja schon zu zweit. »Ich hab dich wohl nicht richtig verstanden. Vielleicht liegt es an der Verbindung. Könntest du den letzten Satz bitte noch einmal wiederholen?«
    »Ich glaub, ich hab geheiratet.«
    »Wahnsinn!« Lili brüllte mir so laut ins Ohr, dass meine Schädeldecke »Ready for take off« meldete.
    »Mensch, warum schreist du denn so?«, stöhnte ich gequält.
    »Du kannst vielleicht Fragen stellen.« Lili lachte. »Das ist ein Ferngespräch.«
    Die Verbindung war hervorragend, eigentlich sogar besser, als mir lieb war.
    »Herzlichen Glückwunsch, fühl dich geherzt und geknuddelt.« Dann war für kurze Zeit eine wohltuende Stille in der Leitung. »Aber was heißt hier, du glaubst , du hast geheiratet. Hast du, oder hast du nicht?«
    »Schwer zu sagen. Ich weiß noch, dass Ludger und ich zu so einer Wedding Chapel gefahren sind. Und dann hab ich ehrlich gesagt einige Gedächtnislücken.«
    »Könntest du die Sache mit den Gedächtnislücken vielleicht ein bisschen genauer definieren? Sind es viele?«
    »Eigentlich nicht«, druckste ich herum. »Streng genommen ist es sogar nur eine. Aber die ist dafür ziemlich groß.«
    »Ein Filmriss also«, diagnostizierte Lili messerscharf.
    Besser konnte man es nicht auf den Punkt bringen. Die Begegnung mit dem King hatte bei mir nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Aber alles, was danach passiert war, schien aus meinem Gedächtnis gelöscht zu sein. Totales Blackout. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern.
    »Warum fragst du nicht einfach deinen Bräutigam, Verzeihung, ich meine natürlich Ludger, ob ihr euch getraut habt?«
    »Der schläft«, antwortete ich unwirsch.
    »Na, ist ja mal wieder typisch. Immer, wenn man die Kerle braucht, sind sie nicht da oder sie schlafen.« Lili seufzte. »Tja, ich befürchte, dann kann ich dir im Moment auch nicht weiterhelfen. Obwohl – in der Regel gibt es gewisse Anzeichen, die für eine Hochzeit sprechen. Ein Ehering zum Beispiel. Vielleicht solltest du mal nachsehen, ob an deiner rechten Hand ein Ring steckt, der gestern noch nicht da gewesen ist.«
    »Danke, du Schlaumeier, da bin ich schon von allein draufgekommen. Doch das ist ja gerade das Komische. An meiner rechten Hand befindet sich kein Ring. Dafür aber an meiner linken.« Ich starrte auf den schmalen Goldreif. »Kann das vielleicht heißen, dass wir gar nicht geheiratet haben, sondern nur verlobt sind?« Vor Aufregung klang meine Stimme ganz piepsig.
    »Jetzt bleib mal ganz locker. Es ist alles in bester Ordnung«, beruhigte mich Lili. Und fügte, als ich nichts erwiderte, erklärend hinzu: »Die Amis tragen den Ehering immer an der linken Hand.«
    Halt suchend stützte ich mich auf dem Rand des Waschbeckens ab. Damit stand der Urteilsspruch also fest: Lebenslänglich! Die Last der Indizien war geradezu erdrückend.
    »Das ist ja wirklich ’ne sensationelle Neuigkeit!«, freute sich Lili, die immer noch nicht begriffen hatte, dass sich meine eigene Begeisterung in Grenzen hielt. »Aber ein bisschen unfair finde ich das ja

Weitere Kostenlose Bücher