Der Kater läßt das Mausen nicht
mußten.
Was allerdings Dorkins Frage betraf,
warum sich Ruth Smuth in die Angelegenheiten des Colleges einmischte, konnte
sich auch Shandy keinen Reim darauf machen. Sill dagegen war relativ einfach zu
durchschauen. Es war ganz natürlich, daß er wütend auf Sam Peters war, aus dem
einfachen Grunde, weil er ein Verlierer und Sam ein Gewinner war. Sam hatte den
Sitz in der Legislative bekommen, den Sill nach nur einer Legislaturperiode
verloren hatte, in der er zum Mißfallen seiner Wähler unter Beweis gestellt
hatte, daß er nicht einmal einen Ochsen von einer Kuh unterscheiden konnte. Sam
war danach jedesmal wiedergewählt worden, denn er hatte sich in die Arbeit
gekniet und seine Aufgabe gut gemacht. Er war jetzt im Kongreß in Washington
und hatte sich seinen Aufstieg auch hart verdient.
Auf einen Mann wie Sill machte dies
natürlich keinen Eindruck. Er stand immer noch gern im Rampenlicht und hatte
nichts dagegen, bei jeder Bewegung mitzumachen, die anspruchslos genug war, ihn
in den Reihen zu dulden. Mrs. Smuth mußte doch gewußt haben, mit was für einem
Menschen sie sich da einließ, immerhin lebte sie schon lange genug in Balaclava
County. Sill hier anzuschleppen war schon Grund genug, einen Aufstand zu
entfesseln, wenn man einmal ganz davon absah, daß er auch noch diese
stirnbandgeschmückten Rowdys hergebracht hatte. Ob das ihre eigene Idee gewesen
war, oder ob Claude sie dazu inspiriert hatte?
Was für eine Art Frau war diese Ruth
Smuth überhaupt? Tüchtig war sie auf jeden Fall, das hatte sie bei der
Beschaffung der Gelder für das Silo bewiesen. Alle waren sprachlos gewesen, wie
schnell sie es geschafft hatte, das ganze Geld zu organisieren, und hatten über
die wahren Goldgruben gestaunt, auf die man immer wieder stieß, beispielsweise
als irgendeine Antiquitätenhändlerin auf einem Basar plötzlich rein zufällig
jene echten Chippendale-Tische identifizierte und sie großzügig für den guten Zweck
verkaufte, anstatt sie für sich auf die Seite zu schaffen, wie man es von einer
echten Antiquitätenhändlerin eigentlich erwarten würde.
Shandy erinnerte sich wieder daran, wie
seine Nachbarin Mirelle Feldster begeistert geseufzt hatte: »Als ob es so hätte
sein sollen!« Vielleicht hatte Mirelle damals zum ersten und einzigen Mal in
ihrem Leben wirklich den Nagel auf den Kopf getroffen. Möglicherweise hatte
Ruth Smuth diese dramatischen Glücksfälle sogar persönlich eingefädelt. Hatte
sie etwa schon damals ein ganz bestimmtes Ziel verfolgt?
Oder war sie lediglich das gewesen, was
er damals in ihr vermutet hatte: eine clevere, energische Frau mit einem
Selbstbewußtsein, das sich sehen lassen konnte, und zuviel Zeit? Hatte jemand
damals diese Fähigkeiten für sich genutzt oder tat dies jetzt auch? War es
vielleicht Bertram G. Claude persönlich, oder wurden die beiden von irgendeinem
mächtigen Drahtzieher hinter einem gutgetarnten Vorhang manipuliert?
Mrs. Smuth und Claude konnten durchaus
auch ein Liebespaar sein, dachte Shandy. Man war sich zwar vage bewußt, daß
irgendwo im Hintergrund ein Mr. Smuth existierte, aber das war heutzutage kaum
noch ein Hindernis und war es wahrscheinlich nie gewesen. Nach allem, woran
sich Shandy aus den Tagen während der Silokampagne erinnern konnte, hatte Mr.
Smuth weder auffällige Grübchen noch gewelltes kastanienbraunes Haar oder
blendendweiße Zähne. Er konnte sich nicht einmal erinnern, ob Smuth überhaupt
Zähne gehabt hatte. Wenn er ganz ehrlich war, würde er den Mann nicht einmal
erkennen, wenn er jetzt auf ihn zukäme und ihn beißen würde, wodurch sich
allerdings die Gebißfrage erübrigen würde.
Wie zum Teufel war er denn bloß jetzt
auf das potentielle Gebiß von Ruth Smuths Ehemann gekommen? Und warum ging er
so zielbewußt auf Thorkjeld Svensons Tür zu?
Was wollte er Svenson denn sagen? Er
kam sich vor wie ein besonders schwächlicher David mit schwerem Nesselausschlag
und einer kaputten Schleuder, aber er klopfte trotzdem an die Tür und steckte
den Kopf ins Zimmer.
»Arrgh«, knurrte Thorkjeld Svenson.
»Eh — ganz richtig«, erwiderte Shandy.
»Wissen Sie schon, daß draußen eine Anti-Claude-Demonstration stattgefunden
hat?«
»Urrgh!«
»Ich dachte, es würde Sie
interessieren, wie sie zu Ende gegangen ist. Erfolgreich, würde ich sagen, wenn
man alles gegeneinander abwägt. Möchten Sie hören, was passiert ist?«
»Nein.«
»Ich vermute, Mrs. Smuth war hier bei
Ihnen?«
Thorkjeld Svenson griff sich ein
Bostoner
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