Der Kater läßt das Mausen nicht
offen, reden
Sie möglichst wenig, und tun Sie, was Sie können, um Miss Peters zu schützen.
Und jetzt lassen Sie uns mit dem weitermachen, wofür ich bezahlt werde.«
So sah also seine erste Stunde aus. Die
zweite verlief nicht wesentlich anders, außer daß Miss Peters nicht anwesend
war. Sie hatte Zuflucht in der Krankenstation gefunden, man hatte ein Schild
mit der Aufschrift »Masern« an die Tür gehängt, sie hatte ihre Bücher, um sich
abzulenken, und ein Körbchen mit Süßigkeiten, die Sieglinde Svenson ihr zur
Aufmunterung geschenkt hatte.
Um halb zehn hatten die Lomax-Brüder
bereits die meisten dienstfreien Wachmänner zusammengetrommelt und veranlaßt,
daß die Reitertruppe der Universität auf den berühmten Pferden Thor, Freya,
Hoenir, Heimdall, Loki, Tyr und Balder das Gelände überwachte. Präsident
Svenson selbst führte die Reiter auf Odin, dem größten der Balaclava Blacks,
an. Das chaotische Gewimmel aus Pressevertretern und unvorsichtigen Neugierigen
löste sich daher recht schnell auf, und alle strebten diszipliniert vom
Campusgelände.
Studenten und Dozenten versuchten,
trotz des Tumultes den normalen Studienbetrieb aufrechtzuerhalten, was sich
jedoch als immer schwieriger herausstellte, als die ersten Radio- und
Fernsehberichte ausgestrahlt wurden und überall Zeitungen von Hand zu Hand
gingen. Dieser Tag, da waren sich Shandy und Joad einig, als sie sich in der
Mensa zu Kaffee und Kuchen trafen, entwickelte sich zu einem regelrechten Alptraum.
»Kopf hoch«, sagte Joad und ließ dabei
sein berühmtes penetrantes Kichern vernehmen, »es wird noch viel schlimmer
werden, bevor es besser wird. Was halten Sie davon?«
Shandy griff nach einem Stapel
druckfrischer Zeitungen und stöhnte: »Oh Gott, womit haben wir das bloß
verdient?«
Claudes
Managerin nach Demonstration brutal ermordet. Studenten streiten Tat ab.
Präsident Svenson verneint Zusammenhang mit College, spricht von Komplott.
Presse mit
WIEHERNDEM
GELÄCHTER VOM CAMPUS VERTRIEBEN; BALACLAVA setzt Kavallerie ein. Ein zweites
Kent State? Pressefreiheit STEHT NICHT AUF DEM LEHRPLAN, SAGT REPORTER NACH
SCHIKANEN vom Sicherheitspersonal.
»Verdammt!«
Er rollte die Zeitungen zusammen und
feuerte sie in einen Abfalleimer. »Warum zum Teufel soll man Schwachköpfe
respektieren, die ein derartiges Gewäsch loslassen? Aber sie schreiben
natürlich kein Wort darüber, wie die ganze Meute heute morgen die arme kleine
Peters schikaniert hat.«
»Für die ist es bloß dann Schikane,
wenn es jemand anders tut.« Joad stopfte sich ein großes Stück Kuchenkruste in
den Mund und kaute genüßlich. »Am College in New York hatten wir nie soviel Aufregung.
Aber hier habe ich was für Sie, das Ihre gereizten Nerven sicher wieder
beruhigt.«
»Ach herrje, der Allwoechentliche
Gemeinde- und Sprengel-Anzeyger für Balaclava hat eine Sonderausgabe
herausgebracht.« Shandy rückte seine Lesebrille zurecht, die er sich inzwischen
hatte zulegen müssen, weil seine Altersweitsichtigkeit ihm keine andere Wahl
mehr gelassen hatte. »Und Cronkite Swopes Name prangt darunter.«
Auswärtige
Unruhestifter verursachen Tumult und Tod. Misslungener Versuch, das College in
Verleumdungskampagne ZU VERWICKELN UND CLAUDES WAHLNIEDERLAGE ZU VERHINDERN.
Präsident Svenson lobt hiesige Polizei, Abgeordneter Peters lobt College, setzt
weiterhin Vertrauen in seine Wähler.
Als man ihn fragte, was er von den
dramatischen Ereignissen des gestrigen Tages halte, antwortete Peters: »Die
halten die Wähler in unserem Wahlkreis wohl für verdexte Dummköpfe!« Auf die
Frage nach dem Mord an Ruth Smuth erwiderte er: »Schlimme Sache.« Als man ihn
fragte, ob er beabsichtige, in der ganzen Angelegenheit selbst etwas zu
unternehmen, erwiderte er: »Nicht meine Aufgabe. Svenson macht das schon.«
Als man ihn fragte, ob er beabsichtige,
auf Claudes intensive Kampagne kurzfristig mit einer Gegenkampagne zu
reagieren, erwiderte er: »Nein.« Auf die Frage, was er als nächstes zu tun
gedenke, antwortete er: »Ich muß ein paar lose Bretter am Maisspeicher
festnageln, dann zurück nach Washington und gegen die Kopfsteuer für
Zuchtbullen stimmen, die diese verdexte Lobby für künstliche Befruchtung
durchboxen will. Das Leben auf einer Farm macht doch jetzt schon kaum noch
Spaß.«
Nach der gestrigen Demonstration am
Balaclava Agricultural College befragt, wies der Abgeordnete Peters darauf hin,
daß dies die Konsequenz sei, wenn man die Landwirtschaft nur noch als
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