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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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sein.
    Smuth kam also durchaus in Frage.
Bulfinch als ehemaliger Militärpolizist und professioneller Wachmann hatte die
richtige Ausbildung und vielleicht auch die richtige innere Einstellung. Wenn
sie tatsächlich ihren Pakt in Detroit geschlossen hatten, würde normalerweise
sicher niemand auf die Idee kommen, in Balaclava County eine Verbindung
zwischen den beiden zu vermuten.
    Bulfinchs Plan war es vielleicht gar
nicht gewesen, Ruth Smuth so schnell nach seiner Ankunft aus dem Weg zu schaffen,
aber als er sie dann in der Nähe des College traf, nachdem er den Notruf
erhalten und Minks Dienst übernommen hatte, war ihm das als ein echter
Glücksfall erschienen. Ihr Schal kam ihm als Tatwaffe sehr gelegen. Er war
effektiver als die meisten anderen Waffen, denn er war lautlos und tödlich, man
hinterließ darauf keine Fingerabdrücke, und er ermöglichte keine Rückschlüsse
auf den Täter, denn er gehörte schließlich dem Opfer. Sie konnten sich auf
nichts weiter als Bulfinchs Wort verlassen, daß die Leiche von Ruth Smuth bei
seiner ersten Runde noch nicht dagewesen war. Das mochte durchaus stimmen, denn
vielleicht hatte sie ja noch gelebt, als sie ihn getroffen hatte?
    Was nutzte dieses ganze Gerede voller
Wenn und Aber? Shandy stellte fest, daß er ins Schwimmen kam, sobald er
versuchte, irgendeinem Verdächtigen den Mord nachzuweisen. Es war ihm
eigentlich ziemlich egal, wer es gewesen war, solange es sich nicht um die
Person handelte, die nun wirklich ein Motiv, die Gelegenheit, das Temperament
und vor allem die Körperkraft besaß, um Ruth Smuth umgebracht zu haben. Jeder
war ihm recht, solange es sich nur nicht um Thorkjeld Svenson handelte. Lieber
würde er selbst die Tat gestehen. Aber dann mußte er Fred Ottermole mit in die
Sache hineinziehen. Und wer würde dann abends mit Freds Kindern Räuber und
Gendarm spielen?
    Als Professor Shandy seinen Seminarraum
betrat, war er nicht gerade in bester Stimmung. Seine Laune besserte sich auch
nicht, als er seine Notizen herausgeholt hatte, sich daran erinnerte, worüber
er in dieser Stunde zu reden beabsichtigte, und begann, seine Studenten an
seinem Wissen teilhaben zu lassen, nur um dann von einer Studentin gestört zu
werden, die plötzlich hereinstürzte, natürlich viel zu spät und völlig außer
Atem, und die noch dazu ihre Bücher fallenließ, als sie versuchte, sich
möglichst unauffällig in die hinterste Reihe zu schmuggeln. Er hörte auf zu
reden und starrte sie an. Die Studenten verdrehten ihre Hälse. Die junge Dame,
der diese Störung zu verdanken war, errötete und begann zu schniefen,
    »Es tut mir so leid, Professor Shandy.
Die Reporter draußen haben mich erkannt und wollten mich nicht mehr weglassen.
Ich habe immer wieder gesagt, daß ich überhaupt nichts weiß, aber sie haben mir
keine Ruhe gelassen und einfach weiter gefragt. Wenn Onkel Sam —« Jetzt verlor
sie völlig die Fassung und brach in Tränen aus.
    »Das ist ja wohl die Höhe!« explodierte
Shandy, sehr zur Freude seiner Studenten. »Sie brauchen sich wirklich nicht zu
entschuldigen, Miss Peters. Es war nicht Ihre Schuld, daß diese Schwei — eh — ,
ich will damit sagen, daß es mir schrecklich leid tut, daß man Sie belästigt
hat. Ich werde mich darum kümmern, daß es nicht nochmal passiert.«
    »Sie wollen doch nicht etwa selbst dort
hinausgehen, Professor? Auf Sie warten die doch bloß.«
    Nach diesem Wortwechsel war es nun ganz
unmöglich, eine normale Vorlesung zu halten. Shandy hatte jetzt die Wahl, über
die Vorfälle zu reden oder das völlige Chaos zu riskieren, und unter diesen
Umständen entschied er sich für die erste Möglichkeit. Er äußerte sich, so kurz
es eben ging.
    »Präsident Svenson muß sich jetzt
darauf verlassen können«, begann er, »daß jeder Student dieselbe Intelligenz
und Phantasie zeigt, die Sie gestern nachmittag bei der Demonstration so
eindrucksvoll bewiesen haben. Wir befinden uns im Kriegszustand, falls Sie das
noch nicht bemerkt haben sollten. Unser Abgeordneter Sam Peters ist das Opfer
einer Schmutzkampagne. Die Tatsache, daß seine Gegner versuchen, uns in
Mißkredit zu bringen, um ihn aus dem Rennen zu werfen, beweist, wie sehr seine
Wahl von unserer Unterstützung abhängt. Und Sie sollten verdammt nochmal
erkennen, wie wichtig Sam Peters für die kleinen Farmer ist. Wir wissen zwar
noch nicht, wer hinter all diesen Schweinereien steckt, aber das werden wir schon
noch herausfinden. In der Zwischenzeit halten Sie bitte die Augen

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