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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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und die
habe ich praktisch auf Knien anflehen müssen. Die alte Mrs. Mawe ist natürlich
auch aufgetaucht. Die geht überall hin, wo sie eine Tasse Tee und ein Stück
Kuchen umsonst bekommt. Und dieser junge Kerl namens Cronkite Swope von der
Zeitung ist gekommen, der überhaupt nichts gemacht hat, außer dem armen Mr.
Claude mit peinlichen Fragen auf die Nerven zu gehen, bis ich gedacht habe, ich
versinke vor Scham noch im Boden. Und Ruth war nicht da, um mir zu helfen,
obwohl sie es mir doch hoch und heilig versprochen hatte. Die hätte von mir was
zu hören bekommen, darauf können Sie sich verlassen, wenn sie sich nicht hätte
umbringen lassen.«
    »Tja, das kann ich mir durchaus
vorstellen.« Shandy wagte sich nicht vorzustellen, welche Möglichkeit Ruth
Smuth wohl vorgezogen hätte: ermordet zu werden oder sich die Vorhaltungen
ihrer Tante anzuhören. »Können Sie sich zufällig noch erinnern, wann Mr. Claude
hier eingetroffen ist?«
    »Natürlich erinnere ich mich daran. Ich
mußte doch schließlich das Teewasser aufstellen, nicht? Mein Schwager will
partout keine fremde Haushaltshilfe haben, obwohl er sich das weiß Gott
erlauben könnte. Mr. Claude — aber ich sage wohl besser der Abgeordnete Claude —
also, er hat jedenfalls um Punkt Viertel vor acht hier geklingelt. Er war auf
die Minute pünktlich, daß muß man sagen, obwohl das nur recht und billig war,
denn immerhin mußte ich ja schließlich die ganze Arbeit erledigen.«
    »Das stimmt wohl«, meinte Shandy
diplomatisch. »Und wann ist er wieder gegangen?«
    »Fünf Minuten vor neun. Ich habe auf
die Uhr geschaut, als er sich den Mantel angezogen hat, und es war fast ein
Schock für mich, daß erst so wenig Zeit vergangen war, obwohl es einem so lang
vorgekommen war. Mrs. Mawe war die einzige, die schon gegangen war, und sie war
nicht einmal höflich genug, so zu tun, als ob sie Mr. Claude überhaupt zuhörte.
Sie hat sich bloß alles in den Mund gestopft, was ihr in die Finger kam.
Schließlich habe ich ihr ein paar Reste in einen Korb gepackt und sie gefragt,
ob sie sie nicht mit nach Hause nehmen wollte. Wenn ich das nicht getan hätte,
säße sie bestimmt immer noch hier und würde jeden einzelnen Krümel vom Tisch
lecken.«
    »Solche Leute trifft man immer wieder,
nicht wahr? Mrs. Bugleford, Sie haben Ihren Schwager noch gar nicht erwähnt.
Man hat mir zugesagt, er wäre auch auf der — eh — Versammlung gewesen.«
    »Gerade lang genug, um allen die Hände
zu schütteln und eine Tasse Tee zu trinken. Lot trinkt abends niemals Kaffee.«
    »Sehr vernünftig. Er ist nicht
geblieben, um sich anzuhören, was Claude zu sagen hatte?«
    »Oh nein, Lot interessiert sich für so
etwas überhaupt nicht. Er sagt immer, es wäre nicht wichtig, was ein Politiker
sagt, sondern für was er stimmt.«
    »Dann unterstützt Mr. Lutt Sam Peters?«
    »Na ja, wohl kaum. Nach dieser
schrecklichen Sache damals, als Peters so ein Trara gemacht hat, bloß weil sich
ein paar kleine Seifenblasen im Trinkwasser zeigten! Umweltverschmutzung hat
Peters es genannt, nur weil ein Haufen dummer junger Mütter sich beschwert hat,
die sowieso nichts Besseres zu tun hatten und bloß eine Entschuldigung gesucht
haben, um mal aus dem Haus zu kommen. Die haben doch tatsächlich eine Demonstration
vor der Fabrik organisiert und behauptet, die Seife würde ihre Kinder krank
machen. Und jetzt frage ich Sie, warum konnten die denn kein Wasser aus der
Flasche trinken? Das haben wir ja schließlich auch gemacht. Außerdem benutzen
Kinder heutzutage solche Wörter, daß es den Bälgern bestimmt nicht schaden
würde, wenn man ihnen den Mund mal ein bißchen auswäscht. Das war jedenfalls
meine Meinung, und ich hätte sie denen auch mitten ins Gesicht gesagt, aber Lot
hat gemeint, ich soll mich raushalten. Er hat gesagt, er kümmert sich selbst um
die Sache. Lot läßt sich nämlich von niemandem ins Bockshorn jagen, wissen Sie.
Als sich dann ein paar von den Vätern, die in der Fabrik arbeiteten, auf die
Seite ihrer Frauen gestellt haben und zu Lot gekommen sind und sich beschwert
haben, hat er jeden einzelnen auf der Stelle gefeuert.«
    »Großer Gott!« sagte Shandy.
    Mrs. Bugleford war mit seiner Reaktion
offenbar zufrieden. »Genau das hat er gemacht. Hat ihnen gesagt, sie sollen
sich ihre Mäntel anziehen und verschwinden, und das haben sie dann auch getan.
Das war natürlich, bevor es hier eine Gewerkschaft gab. Wenn man das heute
versuchen würde, garantiere ich Ihnen, daß sie alle

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