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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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dort, oder?«, sagte Laura.
    »Na, er kann sie ja auch nicht gleich neben seinem Haus aufhängen.«
    »Und wie will er sie tragen?«
    »Über der Schulter. Feuerwehrgriff. So kann man jemanden eine Meile weit tragen.«
    Laura war skeptisch.
    »Ich zeig’s dir.«
    »Okay.«
    Ich legte sie mir mit dem guten Arm über die rechte Schulter und gab ihr einen Klaps auf den Po.
    »He!«, schrie sie auf.
    Ich ging etwa fünfzehn Meter und blieb stehen.
    »Siehst du? Du bist schon außer Atem und …«
    Ich setzte sie ab.
    »Himmel! Schau! Da!«, sagte ich und zeigte durch die Bäume. Knapp dreißig Meter entfernt von der Straße in einer breiten Senke zwischen zwei riesigen Kastanien stand ein ausgebrannter Ford Granada.
    Ich lief darauf zu. Das Glas war geschmolzen und verworfen, das Innere war ein Gewirr aus schwarzem Schrott und geschwärztem Plastikschaum, aber es gab keinen Rost, keine Erosion. Das war erst kürzlich passiert. Innerhalb des letzten Monats. Ich öffnete eine Tür und sah hinein.
    Der Wagen war mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt, dann aber mit Schaum gelöscht worden. Die Kennzeichen waren abgeschraubt, und als ich die Motorhaube öffnete, sah ich, dass die Seriennummer mit einem Schweißbrenner weggebrannt worden war.
    »Heilige Mutter Gottes!«
    »Was ist denn, Sean?«
    »Das ist Tommys Wagen. Das muss er sein.«
    »Er hat einen Ford Granada gefahren?«, fragte sie, aber ich hörte gar nicht zu.
    »Aus irgendeinem Grund kommt Tommy her, und Freddie legt ihn um. Das Mädchen ist Zeugin, also muss er sie erhängen. Er schneidet Tommy die Hand ab und stopft ihm einStück Notenblatt in den Hintern. Er fährt zum Haus des einzigen anderen Schwulen, den er kennt, und erschießt ihn. Er schneidet ihm ebenfalls eine Hand ab. Tommys Hand lässt er dort.«
    »Bist du sicher, dass das Tommys Wagen ist?«
    »Ja. Freddie darf sich nicht mit dem Wagen erwischen lassen, und er kann nicht zulassen, dass die IRA ihn bei seinem Haus findet, also schiebt er ihn von der Straße und steckt ihn an.«
    »Kapier ich nicht. Er bringt Tommy Little um und kutschiert ihn dann nach Carrick?«
    »Er tötet ihn und steckt ihn in den Kofferraum seines Wagens. Er fährt vorsichtig durch all die Polizei- und Armeestraßensperren. Er kommt weit, bis zum Barn Field in Carrickfergus, und er legt Tommys Leiche so ab, dass sie möglichst bald gefunden wird, zusammen mit Andrew Youngs Hand. Dann eilt er zurück. Er fährt Tommys Wagen in den Wald und steckt ihn in Brand. Aber er lässt den Wagen nicht die ganze Nacht brennen, damit er keine Aufmerksamkeit erregt. Er wartet, bis Tommys Leiche gefunden wird, dann ruft er die Polizei und findet meinen Namen heraus, schreibt einen Haufen dummes Zeug auf eine Postkarte und schickt sie mir. Dann ruft er anonym an und kommt mit Drohungen und falschen Hinweisen rüber. Er ruft die Sunday World an. Er spielt uns allen zu einem hübschen Tänzchen im Labyrinth auf. Seine Bosse bei der IRA wissen, dass Tommy zu ihm wollte, aber er erklärt, Tommy sei nie bei ihm aufgetaucht. Die IRA ist argwöhnisch, skeptisch, doch dann hören sie, dass Tommy einem schäbigen Schwulenmörder zum Opfer gefallen ist, und kehren die ganze Angelegenheit unter den Teppich. Der Plan geht auf.«
    »Aber warum, Sean? Warum hat er Lucy umgebracht? Und warum Tommy?«
    »Keine Ahnung. Aber das finde ich schon heraus. Ich werde ihn verhaften, ihn terroristischer Machenschaften beschuldigen, ihn vernehmen und knacken. Na los! Gehen wir zum Haus zurück und rufen die Carrickfergus RUC. Ist mir egal, ob die mich suspendieren, ich krieg den Kerl dran.«
    »Ich verstehe immer noch nicht …«, sagte sie, wurde aber von einem lauten Knall und herumfliegender Rinde von der Kastanie hinter ihr unterbrochen.
    »Was war das …«
    »Runter«, brüllte ich. »Und bleib unten!«
    Sie tauchte in das dichte Blätterbeet auf dem Waldboden. Ich zog meine Dienstwaffe und sah mich um.
    Niemand zu sehen.
    Wieder ein Schuss, doch diesmal verfehlte die Kugel meinen Kopf nur um ein paar Zentimeter.
    Woher kam der Schuss?
    Von irgendwo weiter weg aus Richtung des Hauses.
    Ich warf meinen Regenmantel beiseite, glitt durchs Unterholz, kauerte mich wieder hin und rannte in einem weiten Halbkreis nach rechts durch die Bäume.
    Ich behielt Laura und den Wagen im Auge und hielt Ausschau nach dem Schützen.
    Er hatte mein Manöver vorausgesehen und wartete hinter einer vom Blitz getroffenen Eiche. Ich sah ihn noch aus dem Augenwinkel, kurz bevor er

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