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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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    Das Dach bestand aus dicken Schieferschindeln, die Fenster waren mit gusseisernen Gittern gesichert. Die Haustür war eine massive Eichenplatte mit Eisenschloss. Aus dem Geschichtsunterricht wusste ich noch, dass die badhuns große Keller zur Vorratslagerung besaßen und dass viele von ihnen über Brunnen oder Quellen errichtet worden waren. Einen Angriff mit Maschinengewehren oder Granatwerfern konnte man locker aussitzen, und auch einer Zombieattacke, dem Einschlag eines Kometen oder der Apokalypse konnte man gelassen entgegensehen.
    Ein solcher Ort kostete Geld. Natürlich bezog Scavanni das Gehalt eines Presseoffiziers, aber was bezog er sonst noch? Beteiligung an den Geschäften? Drogengelder?
    »Und wie willst du da rein? Das sind fast achtzehn Zentimeter irische Eiche«, sagte Laura und besah sich die Tür.
    »Ich knacke einfach das Schloss.«
    Laura lächelte mich an. Ihre Nasenflügel bebten, ihre Wangen glühten. Sie hatte Spaß daran. Es machte sie an.
    Also nichts wie rein mit uns. Alte Schlösser sind schwierig, alte Schlösser aus dem 17. Jahrhundert vielleicht unmöglich, mal sehen.
    Ich nahm einen Dietrich. Es ging. Einen Spanner würde ich nicht brauchen, ich musste nur den Dietrich in den unteren Teil des Schlüssellochs schieben und sicherstellen, dass er unter den Schlossriegel glitt und als Unterteil des Schlüssels fungierte. Ich schob einen zweiten Dietrich über den ersten und platzierte ihn unter dem Riegel. Ich suchte, bis ich auf Widerstand stieß, diesmal in Form einer Reihe hängender Stifte. Ich schob die Stifte nach oben und imitierte so den oberen Teil eines sich im Schloss drehenden Schlüssels.
    Das Schloss war entriegelt.
    Ich zog Latexhandschuhe an und machte die Tür auf.
    »Wonach suchen wir eigentlich genau?«
    »Ich suche. Du wartest im Wagen.«
    »Ganz bestimmt nicht, nach all dem Spaß.«
    Ich wusste, sie würde nicht hören, also konnte sie genauso gut helfen. Ich reichte ihr ein zweites Paar Handschuhe. »Also gut. Wir suchen nach Beweisen, dass Lucy Moore hier gewohnt hat. Egal was. Frauenkleidung, Babykleidung, irgendeine Art Ausweis. Alles Mögliche! Und eine mechanische Schreibmaschine. Eine Imperial 55. Wenn du irgendetwas anrührst, leg es ganz genau so wieder zurück. Er wird nicht mal wissen, dass jemand hier war«, sagte ich.
    »He, wenn wir drei Schüsseln Brei finden, kann ich dann die für den kleinsten Bären haben?«, fragte sie.
    Wir gingen hinein.
    Holztragwerk. Weiß getünchte, steinerne Innenwände. Kleine Fenster. Nicht viel Licht, aber es hatte einen gewissen rustikalen Charme. Aquarelle an den Wänden, und als ich mir eins genauer ansah, handelte es sich um ein winziges, aber wertvolles Bild von Jack B. Yeats.
    Ein riesiges Wohnzimmer mit Piano, zwei Sofas, einem großen Fernseher.
    Ich ging zum Klavier. Keine Noten, wie merkwürdig. Wenn man spielt, dann hat man doch immer ein, zwei Notenbücher herumliegen, oder nicht? Ich sah im Bücherregal nach, aber auch dort fanden sich keine Noten und auch sonst nichts Interessantes. Jede Menge Leon Uris.
    Ich ging nach oben und durchsuchte die Zimmer. Nichts ausgefallenes. Einfach, irisch, fast minimalistisch. Holzmöbel, weiße Wände.
    Sauber. Keine Frauenkleidung, keine Babykleidung.
    Im Arbeitszimmer gab es einen verschlossenen Rollschreibtisch. Ich knackte das Schloss und ging die öden Rechnungen und Finanzunterlagen durch. Nichts Ungewöhnliches.
    Dann ging ich in den Keller, fand dort aber nur ein paar Flaschen Wein. Wahrscheinlich teuer, aber wer wusste das schon? Keine alten Schreibmaschinen.
    Meine letzte Anlaufstation war die Plattensammlung im Wohnzimmer.
    Scavanni war ein Kenner.
    Locker tausend Platten. Dreihundert davon Klassik, alphabetisch sortiert.
    »Schau mal!«, sagte ich und zog La Bohème aus dem Regal, die Einspielung von Sir Thomas Beecham 1956.
    »Was beweist das?«, fragte Laura.
    »Keine Ahnung«, sagte ich und schob die Platte in das übervolle Regal zurück. »Was hast du gefunden?«
    »Nichts.«
    Ich war deprimiert. »Das reinste Pfadfinderhaus.«
    »Vielleicht ist er unschuldig.«
    »Das kann nicht sein. Das wäre ein zu großer Zufall. Lucy Moores Leiche wurde im Woodburn Forest gefunden. Sie starb in derselben Nacht wie Tommy Little. Die Noten. Wieeiskalt ist dies Händchen. Mein Name ist Lucia. Man ruft mich Mimi, ich weiß nicht, warum. Das ist doch ein Hinweis. Er war gehetzt und merkte es nicht. Und Eurydike, weißt du noch? Eurydike schafft es nicht

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