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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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Hand, zum Beispiel«, sagte sie und hielt die abgetrennte rechte Hand hoch.
    »Was ist damit?«
    »Mir scheint, keinem von Ihnen ist aufgefallen, dass diese Hand nicht dem Opfer gehört. Sie stammt von einer ganz anderen Person.«
    Mist. Das war es, was mir mein Unterbewusstsein die ganze Nacht über hatte sagen wollen.
    »Nein, ist keinem von uns aufgefallen«, musste ich zugeben.
    »Ach.«
    »Was haben Sie noch entdeckt?«, fragte ich.
    Sie legte die Hand zurück auf den Autopsietisch und reichte mir einen Plastikbeutel mit einer Patrone.
    »Die werden Sie brauchen«, meinte sie. »Die stammt aus seiner Brust.«
    »Danke.«
    Sie überflog ihre Notizen. »Das Opfer ist weiß, männlich und etwa achtundzwanzig. Seine Haare sind blond gefärbt, ursprünglich aber braun. Keine Spuren einer Kompression der Blutgefäße im Arm oder einer Ligatur am Handgelenk. Das bringt mich zu der Vermutung, dass die rechte Hand des Opfers post mortem abgetrennt worden ist. Also, nachdem er ermordet wurde.«
    »Wir bevorzugen zum gegenwärtigen Zeitpunkt den Ausdruck ›Tötung‹, Dr. Cathcart. Erst der subjektive Tatbestand gibt den Ausschlag, ob der Täter oder die Täterin des Mordes schuldig ist oder irgendeiner anderen Form von Tötungsdelikt«, erklärte ich lang und breit, um wieder auf die Beine zu kommen und sie zu ärgern – was, wie ich sehen konnte, funktionierte.
    Dr. Cathcart schnaubte. »Soll ich fortfahren?«
    »Bitte.«
    »Am Tatort wurde die Hand eines anderen Mannes abgelegt. Dieser Mann war bedeutend älter als das Opfer. Sechzig vielleicht. Diese Hand weist deutliche Schwielen an den Fingern auf, die darauf hindeuten, dass er Gitarre gespielt hat. Vermutlich beruflich.«
    »Und wann wurde die Hand amputiert? Vor Tagen? Vor Wochen?«
    »Schwer zu sagen. Allerdings gibt es keinerlei Hinweise in Blut oder Hautzellen für Einfrieren und Auftauen, deshalb nehme ich an, dass sie etwa zum selben Zeitpunkt entfernt wurde, zu der auch das Opfer starb.«
    »Und wann war das?«
    Sie nahm ihre Notizen und las ab: »Zwischen 20 Uhr und 23 Uhr, am 12. Mai 1981.«
    »Todesursache war die Schusswunde?«
    »Die Schusswunde in der Brust hat ihn wohl getötet, doch er bekam noch einen Kopfschuss, wie bei einer Hinrichtung.«
    »Noch etwas?«
    »Das Opfer hatte vor oder nach der Tötung Sexualverkehr mit einem Mann.«
    »Woran erkennen Sie das?«
    »Der äußere Schließmuskel des Opfers war überdehnt, und ich habe Samenspuren in seinem Rektum gefunden.«
    »Handelte es sich um einvernehmlichen Geschlechtsverkehr?«
    »Wenn der Geschlechtsverkehr post mortem stattgefunden hat, würde ich stark vermuten, dass es sich nicht um einvernehmlichen Geschlechtsverkehr handelte.«
    Langsam, aber sicher sah das immer weniger nach der gewöhnlichen Exekutierung eines Informanten aus.
    »Wenn wir den Sex weglassen, scheint die Chronologie des Mordes ungefähr folgende gewesen zu sein: Dem Opfer wird in die Brust geschossen, dann in den Kopf, es vergeht eine Weile, dann trennt der Angreifer die rechte Hand mit einer Säge ab«, fuhr die Pathologin fort. Sie unterdrückte ein Gähnen.
    »Müde oder abgestumpft von den vielen Toten?«
    »Tut mir leid. Die Hubschrauber haben mich letzte Nacht geweckt. Konnte nicht wieder einschlafen. Können wir den Rest wohl draußen besprechen?«
    »Sicher. Vielleicht bei einem Tee oder so?«, fragte ich.
    »Das wäre nett«, antwortete sie und lächelte.
    »Ich muss nur noch die Fingerabdrücke von diesem Typen nehmen. Ist das okay? Die Abdrücke der anderen Hand laufen bereits durchs System.«
    »Ja, in Ordnung. Aber ich sollte Ihnen erst noch etwas zeigen.«
    Sie ging zu einer der Stahlschüsseln, und ich zuckte unwillkürlich zusammen, als sie die Hand hineinsteckte und mir anschließend etwas Großes, Glitschiges hinhielt. Ich sah genauer hin und war erleichtert, dass es sich nur um einen Plastikbeutel mit einem zusammengerollten Stück Papier handelte.
    »Was ist das?«
    »Das hier habe ich ebenfalls aus dem Anus des Opfers, vielleicht stammte daher die subkutane Überdehnung.«
    »Himmel! Das steckte in seinem Arsch?«
    »Ja.«
    »Beutel und alles?«
    »Nur das Papier.«
    »Ich verstehe.«
    »Warum treffen wir uns nicht in zehn Minuten in der Cafeteria? Ich wasch mich nur schnell«, sagte sie.
    »Okay«, meinte ich, holte meine Utensilien heraus und nahm die Fingerabdrücke der linken Hand des Unbekannten. Dann ging ich hinaus und den düsteren Flur entlang, bis ich wieder auf Hattie Jacques

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